Fünf Auszubildende legen Gesellenprüfung ab / Kaum noch Bewerber für offene Lehrstellen Handwerk hat goldenen Boden - aber kaum noch Lehrlinge
Fünf Lehrlinge, drei Verkäuferinnen und zwei Fleischer, haben in Wanzleben den praktischen Teil ihrer Gesellenprüfung abgelegt und bestanden. Den Vorsitz der Prüfungskommission im Auftrag der Kreishandwerkerschaft Börde hatte Fleischermeister Gerhard Luther aus Wanzleben. Ihre Freisprechung erhalten die fünf Auszubildenden Mitte September in Hundisburg. Derweil beklagt Fleischermeister Luther den Mangel an Bewerbungen für offene Lehrstellen im Handwerk.
Wanzleben. Ihre Abschlussprüfung haben fünf Auszubildende in Wanzleben bestanden. Die beiden Fleischer-Lehrlinge Philipp Zweckinger von einem Fleischerei-Betrieb aus Schwanebeck und David Stadler aus Halberstadt mussten unter den kritischen Blicken der Prüfungskommission der Kreishandwerkerschaft Börde eine Rinderkeule fachgerecht auslösen, eine Sülzwurst und einen gefüllten Wickelbraten fertigen, sowie Platten für ein deftig-delikates Buffet legen.
Den Vorsitz der Prüfungsriege hat seit zwei Jahren Fleischermeister Gerhard Luther aus Wanzleben. Altgeselle Hans-Erich Hellrung aus Wanzleben, Berufsschullehrerin Imke Fuß von der Europaschule in Oschersleben sowie Steffen Lüttig vom Halberstädter Schlachthof vergaben ebenfalls Punkte an die fünf Auszubildenden. Maximal 100 Punkte konnte jeder Lehrling bei dem praktischen Teil der Gesellenprüfung erhalten. Mit stolzen 95 Punkten (Note 1) absolvierte die Fleischerfachverkäuferin Steffi Behrens aus Emmeringen, die in einem Betrieb in Schwanebeck gelernt hat, ihre praktische Abschlussprüfung, berichtet Fleischermeister Luther. Auch seine Auszubildende Angie Hosenthien-Förster sowie Jennifer Heinrich aus Groß Quenstedt, die im "Halberstädter-Würstchen"-Betrieb ihre Lehre absolvierte, bestanden die Prüfung zur Verkäuferin im Einzelhandel. Sie mussten ebenfalls Fleisch-Platten legen und dekorieren, einen Wickelbraten füllen, sowie ein Hackfleischprodukt, wie beispielsweise eine Boulette würzen und anrichten. Zudem war auch die Kalkulation für beispielsweise einen Buffet-Auftrag für eine Familienfeier gefragt. Mit fünf Lehrlingen sei dieser Abschlussjahrgang der Fleischer und Fleischerfachverkäuferinnen im Bereich der Kreishandwerkerschaft Börde (Harz, Börde und Salzlandkreis), bereits ziemlich dünn besetzt gewesen, meint Fleischermeister Luther, der seit 1994 ausbildet. Er beklagt den Bewerbermangel im Handwerk und bekommt diesen in diesem Jahr als Ausbilder selbst zu spüren. "Aber nicht nur ich. Auch meinen Berufskollegen geht es so, dass die Bewerber ausbleiben. Ich beispielsweise hätte ab dem 1. August eine Ausbildungsstelle zum Fleischer und eine zur Verkäuferin zu besetzen gehabt. Doch nicht eine Bewerbung ging ein. Vor zehn Jahren standen die Bewerber noch Schlange. Man konnte sich seinen Lehrling aussuchen. Doch diese Zeiten sind vorbei", erzählt der 47-Jährige, der seit 20 Jahren in Wanzleben eine Fleischerei mit aktuell 14 Mitarbeitern betreibt. Der Bewerbermangel bei den Fleischern sei ein ernsthaftes Problem. Was muss der Bewerber mitbringen? "Vor allem Liebe zum Beruf. Auch Fachkenntnisse in Mathematik sind wichtig. Denn als Fleischer muss man die richtige Menge an Gewürzen für die Wurstherstellung berechnen können. Beim Würzen der Würstchenfleischmasse, bevor sie in den Darm kommt, kann man nicht eben mal pi mal Daumen Gewürze dazumischen. Genau hier ist Mathematik gefragt, damit die Wurst am Ende schmeckt und nicht versalzen ist", erklärt der Wanzleber, der in seinem Betrieb bislang neun Lehrlinge (vier Fleischer und fünf Verkäuferinnen) ausgebildet hat und an der Firmenphilosophie, den Nachwuchs fachgerecht auszubilden, auch in diesem Jahr gern festhalten würde. "Wir würden uns deshalb jederzeit über Bewerbungen für beide Ausbildungsberufe freuen", sagt Luther.