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Malteser Im Notfall stets zur Stelle

Heute vor zehn Jahren hat die Rettungswache der Malteser in Oschersleben (Landkreis Börde) eröffnet.

Von André Ziegenmeyer 02.02.2021, 00:01

Oschersleben l Als die Malteser am 2. Februar 2011 ihre Rettungswache eröffneten, fiel das in eine schwierige Zeit für Oschersleben. Das Zugunglück von Hordorf war erst wenige Tage her. Durch die Corona-Pandemie steht auch der zehnte Geburtstag unter einem besonderen Stern. Trotzdem gibt es allen Anlass, stolz zu sein.

„Wir fahren jeden Tag rund 20 Einsätze“, erklärt Norman Pankow. Er ist der Leiter der Rettungswache. Meist gehe es um akute Erkrankungen wie zum Beispiel Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Hinzu kämen andere Anläse wie etwa Unfälle. Auf diese Weise haben die Malteser in den zehn Jahren vielen Menschen geholfen und nicht selten Leben gerettet. Insgesamt meisterten die Mitarbeiter der Rettungswache rund 65 800 Einsätze.

Dabei sei die Arbeit im Rettungsdienst nicht nur ein Job, wie Mario Großmann, der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer der Malteser, erklärt. Vielmehr sei es eine Berufung. „Wer im Rettungsdienst arbeitet, nur um Geld zu verdienen, der macht das nicht lange“, betont Großmann. Man müsse mit dem Herzen dabei sein.

Die Geschichte der Rettungswache geht auf eine Ausschreibung zurück. Vor zehn Jahren suchte der Landkreis nach einem Anbieter für den bodengebundenen Rettungsdienst, wie Mario Großmann erzählt. Die Malteser hätten den Zuschlag erhalten. Dabei gehören zur Rettungswache insgesamt drei Standorte. Neben Oschersleben sind das Völpke und Krottorf. Alles in allem arbeiten dort 53 Menschen, Auszubildende inbegriffen. Gemeinsam sind sie für den ganzen südlichen Landkreis Börde zuständig. Als Einsatzfahrzeuge stehen vier Rettungswagen, ein Notarztwagen und ein Krankentransporter zur Verfügung. Als Pressesprecherin der Malteser informiert Steffi Möhle darüber, dass alle Fahrzeuge zusammen mehrere hundert Kilometer pro Tag zurücklegen.

Darüber hinaus gibt es eine Schnelle Einsatzgruppe (SEG). Wie Mario Großmann erläutert, kommt sie bei sogenannten Großschadenslagen mit mehr als fünf Schwerverletzten zum Einsatz. Die Mitglieder würden sich ehrenamtlich engagieren. Allgemein spiele das Ehrenamt bei den Maltesern eine wichtige Rolle.

Tobias Niemann ist der Leiter des Rettungsdienstes der Malteser in Sachsen-Anhalt. Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre erzählt er: „Es gibt viele schwere Einsätze, an die man sich erinnern kann - aber auch viele schöne, bei denen man gemerkt hat, dass man tatsächlich helfen konnte.“

Eine ganz besondere Zeit sei das Hochwasser 2013 gewesen. Wie Tobias Niemann erklärt, hätten die Mitarbeiter praktisch 14 Tage lang in der Wache gelebt, geschlafen und gegessen. „Es war eine sehr intensive Zeit, aber auch eine schöne“, so Tobias Niemann. Ein besonderer Augenblick sei es gewesen, als kurz vor dem Ende des Einsatzes jemand auf dem Dudelsack das Lied „Amazing Grace“ gespielt habe. „Es war ein sehr emotionaler Moment, in dem alle Anspannung abgefallen ist“, sagt Tobias Niemann.

Ein großes, öffentliches Fest anlässlich des zehnten Geburtstags sei angesichts der aktuellen Situation nicht möglich, hält Mario Großmann fest. Wie Norman Pankow ergänzt, soll es aber zumindest eine interne Feier geben, sobald die Infektionszahlen es zulassen.

Im Namen der Geschäftsführung möchte sich Mario Großmann für die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis Börde und der Stadt Oschersleben bedanken. Das Miteinander sei stets konstruktiv, vertrauensvoll und zielführend im Sinne der Bürger gewesen. Ein guter Rettungsdienst, könne nie ein Alleingang einer Hilfsorganisation sein, so Mario Großmann.

Im Gegenzug bedankte sich Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer für die engagierte Arbeit der Malteser und überreichte ein Geburtstagsgeschenk. Das Stadtoberhaupt betonte, dass es auch einen guten Draht zwischen dem Rettungsdienst und der Feuerwehr gebe. Man tausche sich aus und trainiere auch gemeinsam. „An dieser guten Zusammenarbeit wollen wir festhalten“, so Benjamin Kanngießer.

Landrat Martin Stichnoth war beim Pressetermin verhindert. In seinem Namen gratulierten Corinna Sladky, die Leiterin des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen, sowie Frank Schulze. Er leitet das Sachgebiet Rettungsdienst beim Landkreis Börde. Schriftlich ließ Martin Stichnoth mitteilen: „Wann immer sie gebraucht werden, die Malteser sind da. Und das rund um die Uhr. So hart wie der Job ist, Menschen in Not zu helfen, ist eine der wertvollsten und wichtigsten Aufgaben in unserer Gesellschaft.“

Wie Tobias Niemann anmerkte, sei auch das Malteser Stübchen in den zehn Jahren in Oschersleben entstanden. Es diene als Sozialladen und Café und vermittle darüber hinaus Gesprächs- und Hilfsangebote. Man sei sehr dankbar dafür, dass das Malteser Stübchen komplett ehrenamtlich geführt werde - ebenso wie für die Spendenbereitschaft seitens der Bevölkerung. Letztere mache das Angebot erst möglich. Auch im Katastrophenschutz seien weitere ehrenamtliche Unterstützer jederzeit willkommen.