Klöpplerinnen aus Ost und West organisieren zum elften Mal ein Treffen in der Gedenkstätte Neue Techniken wecken Interesse
"Klöppeln macht süchtig" - da waren sich einige Teilnehmerinnen des Klöpplertreffens, das am Wochenende in der Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn stattfand, einig. Auch bei der elften Auflage stand der Erfahrungsaustausch der Klöpplerinnen aus Ost und West im Mittelpunkt. Und natürlich gab es wieder eine Menge Neues rund um die Handarbeitstechnik zu lernen, für Anfänger als auch für Fortgeschrittene.
Marienborn. "Ich mache viele Handarbeiten, aber ans Klöppeln habe ich mich noch nie gewagt, das kann man sich ja auch nicht allein beibringen", erklärte Ina-Maria Gehre aus Barneberg. Die Gelegenheit, sich einmal in der Handarbeitstechnik auszuprobieren, fand sie am Sonnabend in der Gedenkstätte Marienborn, wo sich zum elften Klöpplerinnen aus Ost und West über ihr Hobby austauschten. Das Motto hieß auch diesmal wieder ganz passend: "Hallo, Nachbarn, was klöppelt Ihr da?"
Und dieses Motto wurde nicht nur bei den "alten Hasen" auf diesem Gebiet umgesetzt, die vorrangig erst gestern anreisten, sondern auch bei den Neulingen. So hatte Ina-Maria Gehre ihre Schwester Erika Mitschke aus Harbke mitgebracht. Die gleiche Wissbegier wie sie verspürten aber auch Helga Gensch aus Magdeburg und Annette Diers aus Königslutter (Niedersachsen). "Man will ja nicht immer nur Socken stricken", meinte Erika Mitschke.
Doch bevor es richtig ans Klöppeln gehen konnte, vermittelte Dozentin Regina Schößler, die aus Brandenburg angereist war, den Frauen erst einmal die Theorie. Mit Bleistift und bunten Farbstiften entstanden erste sogenannte Klöppelbriefe, die die Klöpplerin als Vorlage benutzt. "Das sind Grundlagen, die man schon kennen sollte, denn wenn man einen Klöppelbrief nicht lesen kann, nützt es nichts", stand Helga Gensch auch der grauen Theorie aufgeschlossen gegenüber. Auch wenn es für sie ebenso wie für die anderen drei Neulinge auf dem Gebiet des Klöppelns manchmal gar nicht so leicht zu verstehen war.
Das Wickeln der Klöppel, das ebenfalls vor der eigentlichen Handarbeit steht, schien da schon ein wenig einfacher zu sein. "Ein Tag ist eigentlich zu wenig, um das zu erlernen", erklärte Regina Schößler. Deshalb wollten die Teilnehmer auch Telefonnummern austauschen, um Hilfe zu finden, wenn es einmal nicht weitergeht. Regina Schößler sah aber auch in Kursen an der Volkshochschule eine Möglichkeit, die Fertigkeiten und Fähigheiten rund ums Klöppeln zu vervollkommnen.
Die Beweggründe, die die Frauen zum Klöppeln geführt hatten, waren recht unterschiedlich. So fand Annette Diers immer Gefallen an Produkten aus Spitze und wollte nun selbst einmal ausprobieren, so etwas zu arbeiten. Bei Helga Gensch war es Schmuck aus Edelstahl von Birgit Härtel, die ihr Interesse am Klöppeln weckte. "Eigentlich wollte ich nie klöppeln, aber als ich den Schmuck gesehen habe, wollte ich doch anfangen", so Helga Gensch.
Der Schmuck von Birgit Härtel aus Leipzig, die erkrankt war, spielte überhaupt eine zentrale Rolle bei dem diesjährigen Klöpplerinnen-Treffen. In einem Workshop lernten die fortgeschrittenen Klöpplerinnen ein neues Material kennen, denn Birgit Härtel klöppelt mit Edelstahldraht und lässt so hochwertigen Schmuck entstehen. "Das ist das neue experimentelle Klöppeln. So wie es beim Malen weitergeht, geht es auch bei unserer Handarbeitstechnik weiter", erklärte Barbara Fiedler aus Königslutter, die zu den Organisatorinnen des Klöpplertreffens gehört. Es sei ein Lernen ohne Ende und bringe immer viel Spaß.
Und das können die Teilnehmerinnen auch jedes Jahr bei ihren Wettbewerben feststellen, die immer zum Klöpplertreffen ausgeschrieben werden. Diesmal hieß das Thema "Wasser", zu dem sich die Klöpplerinnen einiges einfallen ließen. Sie entwarfen die verschiedensten Klöppelbriefe und ließen auf deren Basis dann ihre Arbeiten entstehen. Vor dem Dreidimensionalen wird auch hier nicht mehr Halt gemacht. Die Jury erkannte auch das wohlwollend an. Ebenso hübsch anzuschauen waren die Schmetterlinge, die in einer kleinen Ausstellung zu sehen waren.
Die Idee für das Klöpplertreffen ist einst in einer Klöppelgemeinschaft in Niedersachsen entstanden. "Wir wussten nicht, was unsere Gleichgesinnten drüben machen", beschrieb Barbara Fiedler den Grundgedanken. Fragen wie, wo in den ostdeutschen Bundesländern geklöppelt wird, wie geklöppelt wird und wo die Handarbeitstechnik erlernt werden kann, beschäftigten die Klöpplerinnen aus Niedersachsen. Sie bemühten sich, Kontakte zu knüpfen und organisierten die ersten Treffen. "Die ersten Treffen waren noch ein bisschen von Distanz geprägt, aber jetzt sind schon herzliche Freundschaften entstanden", blickte Barbara Fiedler zurück. So kamen einige Klöpplerinnen schon zum elften Mal und nahmen für das Treffen auch einige Anfahrtskilometer in Kauf. "Wir freuen uns immer wieder, wenn wir uns sehen", so Barbara Fiedler, die auch den Erfahrungsaustausch sehr schätzt.