Kostenexplosion Oschersleben: Steigende Energiekosten zwingen Bodeta Süßwaren in Insolvenz
Die steigenden Energie- und Rohstoffkosten haben nun ein weiteres Unternehmen in der Börde zu Fall gebracht. Süßwarenhersteller Bodeta aus Oschersleben hat Insolvenz beantragt. Wie geht es nun weiter?

Oschersleben - Seit mehr als 100 Jahren ist die Stadt Oschersleben in aller Munde – in Form von Bonbons und anderen Leckereien aus dem Hause Bodeta. Wie lange diese süße Geschichte nun aber noch anhält, steht derzeit in Frage, denn das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Allerdings will es sich in Eigenverwaltung sanieren.
Als Grund werden steigenden Energiepreise genannt, die für das Unternehmen eine ernste Bedrohung darstellen, wie Christoph Möller von der gleichnamigen PR-Agentur in Köln im Auftrag des Unternehmens mitteilt. Die Auftragslage wird gleichzeitig jedoch grundsätzlich als gut und die Umsatzentwicklung als anhaltend positiv bezeichnet.
Strom und Gas um ein Vielfaches teurer
„Die Steigerung der Gas- und Strompreise binnen Jahresfrist um das Vierfache sind unter den jetzigen Rahmenbedingungen für Bodeta nicht mehr tragbar“, bringt es Bodeta-Geschäftsführer Dr. Markus Letsch laut der Pressemitteilung auf den Punkt. Weitere Faktoren kommen hinzu: So sind die Preise für wichtige Rohstoffe in den vergangenen Monaten geradezu explodiert. Zucker hat sich um über 100 Prozent verteuert, Glukose um 200 Prozent, Isomalt um 50 Prozent und die Erdnüsse um 25 Prozent. Zudem sind auch die Preise für die Verpackungsmaterialien stark gestiegen. Auch die deutliche Anhebung des Mindestlohns wird ab dem 1. Oktober zum weiteren Kostenanstieg führen.
Eine grundlegende Neuaufstellung des Unternehmens sei deshalb unumgänglich. Deshalb will sich die Bodeta Süßwaren GmbH einer grundlegenden Restrukturierung unterziehen. „Dazu hat die Geschäftsführung beim Amtsgericht Magdeburg einen Antrag auf ein sogenanntes Eigenverwaltungs-Verfahren gestellt, dem stattgegeben wurde“, so Christoph Möller weiter. Eine solche Eigenverwaltung ermöglicht einem insolventen Unternehmen, eine Sanierung innerhalb eines gerichtlichen Verfahrens in Eigenregie zu gestalten. Die unternehmerische Verantwortung bleibt in den Händen der Geschäftsführung, auf die Einsetzung eines Insolvenzverwalters wird verzichtet. Das Unternehmen hat so aber einen geeigneten rechtlichen Rahmen, um die notwendigen Sanierungsmaßnahmen bei gleichzeitig weiterlaufendem Geschäftsbetrieb umzusetzen.
Unternehmen wurde frühzeitig tätig
Das Insolvenzrecht erlaubt dies nur in Fällen, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Beides sei bei Bodeta der Fall, so Möller. Das zuständige Amtsgericht hat Lucas Flöther als vorläufigen Sachwalter eingesetzt, der das Verfahren – ähnlich wie ein Aufsichtsrat – im Interesse der Gläubiger überwacht. Flöther gehört zu den renommiertesten deutschen Sanierungsexperten.
Für die Dauer des Sanierungsprozesses wird der Unternehmensberater Dr. Robert Tobias von Deloitte als sogenannter Sanierungsgeschäftsführer die Geschäftsleitung bei der Umsetzung der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen beraten und begleiten. „Bei Bodeta besteht eine grundsätzlich gute Sanierungsperspektive, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, wird er in der Pressemitteilung zitiert.
Starker Partner gesucht
Bodeta-Geschäftsführer Dr. Markus Letsch erklärt in diesem Zusammenhang: „Parallel zum Sanierungsprozess werden wir das Eigenverwaltungs-Verfahren nutzen, um den bereits zuvor begonnenen Investorenprozess fortzusetzen und zu intensivieren.“ Gemeinsam mit einem starken Partner soll das Unternehmen zukunftssicher aufgestellt werden. Trotz operativer Verluste sei der Standort jahrelang gesichert.
Die Geschäftsführung werde nun in Abstimmung mit den Gläubigern, unter Einbeziehung der Arbeitnehmervertreter und unter Aufsicht des Sachwalters einen Sanierungsplan ausarbeiten und den Investorenprozess fortsetzen.
Löhne und Gehälter bis November gesichert
Die Geschäftsführung hat die etwa 110 Mitarbeiter des Unternehmens nach eigenen Angaben bereits ausführlich über die eingeleiteten Schritte informiert. So sollen die Maschinen beim Süßwarenhersteller wie gewohnt weiterlaufen. Alle Bestellungen sollen unverändert ausgeliefert werden. Die Löhne und Gehälter aller Arbeitnehmer sind bis November durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert.