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Freizeit Petrijünger wollen auch Naturschützer sein

Angler engagieren sich bei Arbeitseinsatz für ehemaliges Biotop am Rand des Gewerbegebietes / Brücke beschädigt vorgefunden

Von Dirk Halfas 25.05.2021, 16:53
Vereinsvorsitzender Wolfgang Mayer (v.l.) mit den Vereinsmitgliedern Sören und Frank Sauer beim Arbeitseinsatz.
Vereinsvorsitzender Wolfgang Mayer (v.l.) mit den Vereinsmitgliedern Sören und Frank Sauer beim Arbeitseinsatz. Foto: Dirk Halfas

Osterweddingen - Angelfreunde waren kürzlich zur Teilnahme an einem Arbeitseinsatz am ehemaligen Biotop im Osterweddinger Gewerbegebiet aufgerufen. Bevor die Natur allzu zu viel Grün ins Kraut schießen lässt, sollte Ordnung geschaffen werden. Fast etwas militärisch hieß es in dem vorhergehenden Aufruf „Ordnung herstellen am Gewässer“.

Bei klarem Wetter und für den Mai recht kühlen Morgentemperaturen waren sechs Angler „bewaffnet“ mit Astscheren, Harken und Motorsense sozusagen Spaten bei Fuß angetreten, um die Umgebung des Regenwasserrückhaltebeckens und dessen Ufer zu säubern. Corona bedingt wurden die Abstandsregeln eingehalten. Die Männer waren freiwillig erschienen und hatten gute Laune mitgebracht, die allerdings schnell verflog, denn sie fanden die Brücke über den Zugang zum Löschwasserentnahmeteich beschädigt vor.

„Das ist Vandalismus. Die Bohlen unterlagen zwar schon ein bisschen den Witterungseinflüssen, aber nun haben Unbekannte offenbar als Auswirkung des Herrentages mit Gewalt eine von ihnen durchgetreten. Das ist jetzt bereits zum wiederholten Male der Fall“, meinte der Vorsitzende des Anglervereins Wolfgang Mayer, Vorsitzender der Ortsgruppe Osterweddingen des KAV (Kreisanglerverband) Börde. „Die müssen Bleigewichte unter ihren Schuhen gehabt haben“, fügte sein Stellvertreter Klaus Reisener hinzu. Um die Gefahrenquelle zu beseitigen, hatten die Angler bereits zuvor mühsam Metallplatten provisorisch auf die Brücke aufgeschraubt.

„Die Brücke ist ja der einzige Zugang. Nun wurde sie erneut demoliert. Wir Angler haben schon bei der Gemeinde Sülzetal angefragt, ob sie Material bereitstellen würde und uns auch allgemein unterstützt. Dann könnte die Brücke wieder ordnungsgemäß instandgesetzt werden. Wir versuchen ja unser Bestes im Moment. Bis jetzt haben wir keine Antwort von der Gemeinde“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Anglervereins, Klaus Reisener.

Bei ihrem eigentlichen Arbeitseinsatz machten die Petrijünger dann die Naturwege in Ufernähe von Gehölzen und Buschwerk frei, entfernten Wildtriebe, beschnitten mit der Motorsense die grünen Ränder, so dass nichts zuwächst, und säuberten die Pflasterwege. Außerdem sammelten die Angelfreunde allerlei Unrat auf, der noch oder schon wieder im Gelände herumlag. Zum gesammelten Müll zählten leere Flaschen, Büchsen und Papier- und Plastiktüten.

Drei dieser Arbeitseinsätze gab es bereits in diesem Jahr. In den Sommermonaten hat man bislang außerdem immer den kleinen See krautfrei von Wasserpflanzen gemacht. Von einem Angelkahn aus wurde dabei eine alte Egge durch das Wasser gezogen. Außerdem banden die Petrijünger eine Harke an einen Strick und zogen das Kraut raus, das den Fischen den Lebensraum nimmt, wenn es zu dicht wird.

„Wir machen das alles nicht, weil wir hier nur angeln wollen, sondern wir möchten einen Beitrag zum Naturschutz leisten. Das Gewässer und seine Umgebung sollen für die Bevölkerung auch ein Naherholungsgebiet bleiben, in dem man sonntags gerne einmal spazieren geht. Sehr viele Besucher kommen deswegen auch aus Magdeburg hierher. Wir sind froh, dass wir sowas haben“, meint Wolfgang Mayer, der Vorsitzende des rund 40 Mitglieder zählenden Anglervereins im Alter von 18 bis 95 Jahren. Die Vereinsmitglieder selbst angeln am liebsten an den vier zu viereckigen Steincarrés ausgebauten Angelplätzen. Vor einigen wachsen im Sommer Seerosen, wo es sich besonders gut fischt.

Reichhaltig ist der Fischbestand in dem zirka einen Hektar großen zwischen den Firmen des Gewerbegebietes und dem Bahndamm gelegenen See, dessen tiefste Stelle 3,20 Meter beträgt. Neben der ganzen Palette an Friedfischen wie etwa Rotfedern und Rotaugen tummeln sich in der Unterwasserwelt Barsche, Aale, Hechte, Spiegelkarpfen, Graskarpfen und Schleie. Ein angrenzendes kleines Terrain ist vor einiger Zeit überflutet worden. Sein flaches Wasser ist seitdem ein ideales Laichgebiet für Fische.

Auf der anderen Straßenseite des Gewerbegebietes existiert außerdem ein kleines Gewässer, das noch den Status Biotop hat, weil sich dort nur Regenwasser sammelt. Dem großen See nebenan ist dieser abhanden gekommen, da von der Straße her Salzlauge und Öl hineingelangen kann. „In dem kleinen Teich kommen große Karpfen und Hechte vor“, so Vereinsvorsitzender Wolfgang Mayer.