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Risikomanagment Die Hüterin in Sachen Sicherheit

Was passiert, wenn bei einer Großveranstaltung ein Feuer ausbricht? Wie reagiert man auf eine Bombendrohung? Ein Blick nach Oschersleben.

Von André Ziegenmeyer 16.12.2019, 00:58

Oschersleben l „Absolute Sicherheit gibt es nicht. Die kann niemand garantieren. Es geht immer um eine relative Sicherheit“, erklärt Alexandra Werner. Sie ist Veranstaltungskoordinatorin im Team der Motorsport Arena Oschersleben.

Zu ihrem Job gehört es, Risiken soweit wie möglich zu minimieren. Denn auch, wenn beim Thema Motorsport Adrenalin eine wichtige Rolle spielt: Alle Beteiligten sollen so sicher wie möglich sein.

Das zu gewährleisten, bedeutet eine Menge Arbeit. Über das Thema „Risikomanagement bei Großveranstaltungen“ hat Alexandra Werner bereits Vorträge an der TU Chemnitz und an der Hochschule Stendal gehalten. Dabei kommen ihr die Erfahrungen aus der Praxis zugute. In der Oschersleber Motorsport Arena gibt es jedes Jahr eine Reihe von Großveranstaltungen.

Dazu zählen laut Alexandra Werner per Definition alle Termine, die mehr als 5000 Besucher anlocken. Beim Opeltreffen als größer Veranstaltung seien es sogar rund 50.000 Gäste an einem Wochenende. Seit fünf Jahren ist Alexandra Werner die dafür zuständige Projektleiterin.

Allerdings erklärt sie, dass man bei Terminen in der Arena grundsätzlich unterscheiden müsse: Zum einen gibt es Veranstaltungen, die das Team vor Ort selbst organisiert. Dazu gehören neben dem Opeltreffen auch der Autofrühling, das Herbstglühen oder die Asia Arena. In diesen Fällen sind die Mitarbeiter komplett selbst für das Thema Sicherheit verantwortlich.

Bei anderen Terminen wird die Motorsport Arena von auswärtigen Organisatoren als Veranstaltungsgelände gemietet. Beispiele sind die ADAC GT Masters oder das Schlager Dome Festival, das 2020 zum ersten Mal stattfinden soll. Dann ist das Arena-Team nur unterstützend tätig. „Aber das Interesse ist groß, dass alles so gut wie möglich funktioniert. Sonst fällt es am Ende auf uns zurück“, so Alexandra Werner.

Die 29-Jährige hat Sportmanagement in Salzgitter studiert. Anschließend machte sie an der TU Chemnitz ihren Master in Eventmarketing und Live-Kommunikation. Es war ein duales Studium. Dadurch arbeitete Alexandra Werner bereits zeitgleich in der Motorsport Arena. Ihr Vortrag in Stendal fand vor Teilnehmern des Studiengangs „Risikomanagement“ statt. Es waren aber auch Vertreter der Polizei mit dabei.

Das Vorbereiten von Großveranstaltungen bringt eine Menge Papierkram mit sich. Nicht umsonst liegt vor Alexandra Werner ein gut gefüllter Aktenordner. In ihm finden sich ausschließlich Unterlagen für das Opeltreffen. Die Zahl der benötigten Sicherheits- und Rettungskräfte, Beschilderung, Stellplätze, Fluchtwege: Alles muss im Vorfeld abgestimmt werden. Dazu gehört auch die Benennung von Verantwortlichen für verschiedene Bereiche und die Festlegung, wer welche Informationen wohin weiterzugeben hat.

Wer neu im Geschäft ist, kann einen eigens herausgegebenen Leitfaden des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt nutzen. Wer eine Veranstaltung anmeldet, bekommt darüber hinaus eine Ordnungsverfügung. Darin sind weitere Details geregelt - etwa, welche Lautstärken am Tag und in der Nacht nicht überschritten werden dürfen, was in Sachen Umweltschutz zu beachten ist oder wie lange die Security vor Ort bleiben muss. „Allen Auflagen gerecht zu werden, kostet beim Opeltreffen rund 150.000 Euro. Dann haben wir aber noch kein Festzelt und kein Programm“, führt Alexandra Werner aus.

Szenarien wie ein Brand, ein Blitzeinschlag oder eine Bombendrohung werden exemplarisch durchgeplant. Auf diese Weise haben alle Verantwortlichen einen Leitfaden, an dem sie sich im Ernstfall orientieren können. Darin ist sogar festgelegt, mit welchen Worten der Moderator das Publikum zu informieren hat. Schließlich soll eine Massenpanik um jeden Preis vermieden werden.

In diesem Zusammenhang ist es laut Alexandra Werner auch wichtig, dass die Wege, über die das Publikum das Gelände verlassen soll, ausschließlich nach dem Einbahnstraßen-Prinzip funktionieren. An weitere Details wie etwa eine Notbeleuchtung, die im Falle eines Stromausfalls zur Verfügung steht, muss ebenfalls gedacht werden.

Davon abgesehen muss auch die Rennstrecke selbst laut Alexandra Werner alle drei Jahre überprüft und abgenommen werden. Dabei zähle jeder Reifenstapel und selbst der verwendete Kies mit hinein. Denn: „Im Motorsport gibt es keinen Unfall, den es nicht gibt“, betont die 29-Jährige. Zu jeder Veranstaltung gehöre auch eine umfangreiche Auswertung.

Die gemachten Erfahrungen würden in die Planungen des nächsten Jahres mit einfließen. Auf diese Weise entwickeln sich Termine laut Alexandra Werner kontinuierlich weiter. In vielen Fällen gehe man beim Thema Sicherheit freiwillig über die behördlichen Vorgaben hinaus. „Wir sind oft überabgesichert“, so Alexandra Werner.

Aber das sei auch gut so. Zum Abschluss hat die 29-Jährige noch ein großes Lob zu verteilen: „Die Zusammenarbeit mit der Stadt Oschersleben und vor allem mit dem Ordnungsamt läuft sehr gut“, erklärt Alexandra Werner.