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Sanierung Die Auferstehung von St. Stephanus

Über 40 Jahre war die Hordorfer Kirche dem Verfall preisgegeben. Der erst 2015 gegründete Förderverein leitete die Wiedergeburt ein.

Von Yvonne Heyer 27.01.2018, 00:01

Hordorf l Noch immer sichtlich beeindruckt, steht die Hordorferin Rosemarie Schlömp mit einem Leserbrief in der Redaktion. In diesem berichtet sie von einem ganz besonderen Ereignis in ihrem Dorf. „Ein paar Aushänge und einige Flyer luden zur Einweihung des neuen Daches der Kirche St. Stephanus ein, die fast fünf Jahrzehnte verfallen, zerfallen und fast vergessen lag. Es gab einen Plan und ein Ziel von couragierten Hordorfer Bürgern, dem Förderverein unter der Leitung Klaus-Otto Böhle, dieses historische Kleinod zu retten und neu zu beleben“, schreibt Rosemarie Schlömp.

Dabei ist es noch nicht einmal drei Jahre her, dass sich am 2. Juni 2015 16 Hordorfer Bürger zum Förderverein „St. Stephanus Kirche-Kultur Hordorf“ zusammenfanden, um das Gotteshaus zu retten.

Die Hordorfer Kirche wurde von 1693 bis 1698 erbaut. Von dem einst imposanten Gebäude ist nur eine Ruine geblieben. „Ich bin 1970 noch in der Kirche getauft“, berichtet Fördervereinsmitglied Frauke Julius. „In den 1970er Jahren nahm der Verfall seinen Lauf. Beim Bürgermeister und auch LPG-Vorsitzenden lautete das Motto ‚Ohne Gott und mit Sonnenschein fahren wir die Ernte ein‘. Um die Kirche kümmerte sich niemand mehr. Dabei hätte der Verfall gestoppt werden können. Lediglich zehn Dachziegel fehlten im Kirchenschiff“, erinnert sich Fördervereinsvorsitzender Klaus-Otto Böhle.

Schlussendlich wurde auch der Kirchturm, der einst weit ins Land wies, 1982 abgesägt und gekürzt. 1980 dokumentierte die damals zuständige Denkmalschutzbehörde den Zustand des Gotteshauses. Eine alte Fotoaufnahme zeigt das Tonnengewölbe mit der umlaufenden Empore. Nur wenig später wurde der Dachstuhl abgerissen, der endgültige Verfall besiegelt. Die einst prächtige Orgel aus dem Jahre 1747 wurde ausgebaut, steht noch heute in der Kirche von Bad Belzig.

Im Verlauf der Jahre ist um die Kirche herum und im Innenraum des einstigen Kirchenschiffes ein Urwald entstanden. Der Beseitigung stellte sich der Förderverein zuerst. Dabei halfen vor allem die Kameraden der Feuerwehr. Unter Bäumen und Gestrüpp kam auch der alte Altar zum Vorschein.

„Der Altar ist über 500 Jahre alt, stammt noch aus der Zeit vor der Reformation. Er hat sich tapfer gehalten. Auch seine Sanierung werden wir in Angriff nehmen“, berichtet Fördervereinsgründungsmitglied und stellvertretender Vorsitzender, Dieter Kuplich. Eine einzige Glocke und auch das Uhrwerk sind weitere Relikte aus besseren Zeiten des Gotteshauses. Ein Freiluftgottesdienst am 27. August des vergangenen Jahres zeigte den Hordorfern, dass die Rettung von St. Stephanus ihren Lauf nimmt. Neben der Beseitigung des „Urwaldes“ in Kirche und im Umfeld war auch mit der Reinigung der Kirchenmauern begonnen worden. Stefan Graeger leitete damit im Oktober die aktiven Bauarbeiten ein.

Am 6. Januar hatte der Förderverein mit Pfarrer Johannes Heinrich zum Tag der offenen Kirche eingeladen. „Die Menschen sollen den Wiederaufbau des Kirchenschiffes miterleben und wir wollten ihnen den Fortschritt zeigen“, berichtet Klaus-Otto Böhle. 300 Leute waren der Einladung gefolgt, wollten diesen historischen Moment nicht verpassen.

Das Aufsetzen eines neuen Daches stellte den noch jungen Förderverein auch finanziell vor eine große Herausforderung. Der Verein beantragte Fördermittel aus dem europäischen Förderprogramm Leader. Das Projekt, das neben dem neuen Dach auch den Blitzschutz und die Dachrinnen umfasst, stellte eine Gesamtinvestition von 114.000 Euro dar. Der Förderverein erhielt 50.000 Euro Fördermittel, 64.000 Euro mussten also als Eigenmittel aufgebracht werden.

Es soll nicht die Dresdner Frauenkirche werden – so das Motto des Fördervereins. „Es soll unsere Kirche werden, eine Kirche für Begegnungen, Gottesdienste, Veranstaltungen und Konzerte“, erklärt der Vereinsvorstand. Auch wenn das Hordorfer Gotteshaus noch keinen Fußboden hat, Olaf Konrad hat den Innenraum erst einmal planiert, eine Bestuhlung konnte schon beschafft werden. Sie stammt aus dem Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg.

Mit dem Aufsetzen eines neuen Kirchendaches ist ein erstes, und wohl wichtigstes Projekt, zur Rettung von St. Stephanus vollendet. Doch der Förderverein hat gemeinsam mit den Hordorfern bereits ein neues Ziel ins Visier genommen. Mitte Februar 2018 soll mit dem Einbau der neuen Fenster begonnen werden. Der Hordorfer Glasermeister Wolfgang Dienst fertigt diese an.