Sanierung Landkreis in der Kritik

Die Sanierung der Sporthalle Am Bruch in Oschersleben steht in der Kritik. Es geht dabei unter anderem um eine Vertragskündigung.

Von Sebastian Pötzsch 18.01.2019, 00:01

Oschersleben l „Der Landkreis hat die Sporthalle saniert, um den Vertrag mit dem bisherigen externen Dienstleister kündigen und Geld einsparen zu können“, sagt Thomas Steinke. Er ist Lehrer an der benachbarten Berufsschule unter anderem für das Fach Sport. Daher kenne er das Objekt wie seine Westentasche – und auch das Drumherum, sagt er.

So berichtet der Lehrer, dass bis zum Sanierungsstart im Mai 2018 drei Hausmeister für die dem Landkreis gehörenden Sporthalle zuständig gewesen seien. Doch die waren nicht beim Landkreis angestellt, sondern bei eben jenem externen Dienstleister. „Der Vertrag mit dem Unternehmen war dem Landkreis wohl zu teuer. Da wurde er einfach gekündigt“, betont Thomas Steinke noch einmal und fügt hinzu: „Gerade der Landkreis hat eine soziale Verantwortung, derer er nicht gerecht wird.“

„Hintergrund für die Kündigung des Vertrages waren vorrangig die unverhältnismäßig hohen Reinigungskosten, die auch während der Bauphase pauschal hätten geleistet werden müssen“, teilt dagegen Katrin Arnold, Amtsleiterin Gebäudemanagement bei der Kreisverwaltung, auf Volksstimme-Nachfrage mit. Der Kündigungszeitpunkt sei demzufolge mit Beginn der Sommerferien und der Bauausführung gewählt worden. Der Vertrag mit dem bisherigen Dienstleister umfasste demnach die Leistungen der Hallenwarte einschließlich der Reinigungsleistungen.

Die Begleitung der aktuellen Baumaßnahmen hätten zunächst die Hausmeister der benachbarten Berufsschule übernommen. Diese Dienstleistungen seien dann über eine öffentliche Ausschreibung zum 1. November 2018 neu vergeben worden. „Daraus ergaben sich jährliche Einsparungen für den Landkreis in Höhe von rund 25.000 Euro“, bestätigt Arnold.

Seitdem ist auch ein Hallenwart wieder in der Turnhalle als Hausmeister unterwegs. Er war nach eineinhalb Monaten Arbeitslosigkeit von dem neuen Betreiber übernommen worden – als einziger von den vormals drei Kollegen in dem Objekt. Angaben will der Hausmeister gegenüber der Volksstimme allerdings nicht machen. Fest steht aber, dass aktuell nur ein Hallenwart für die Sporthalle zuständig ist, was allerdings während der noch bis Sommer 2019 laufenden Sanierungsarbeiten kein Problem sein dürfte. Denn bis dahin ist das Objekt laut Informationen aus dem Landkreis nur für den Schulsport geöffnet, „ein Zugeständnis, das organisatorisch von der Bauleitung ermöglicht wurde“, teilt Katrin Arnold dazu mit.

Wie die Volksstimme aus dem Umfeld weiter erfuhr, wird die Halle derzeit morgens von einem Hausmeister der benachbarten Europaschule geöffnet und abends vom Hallenwart wieder verschlossen. Allerdings soll der Mann mit Beginn des Normalbetriebes im Sommer wieder einen Kollegen an die Seite gestellt bekommen. Urlaub gibt es dann wohl ausschließlich nur noch während der Ferienzeit.

Doch soll es laut Lehrer Steinke auch mehrere Pannen bei den Sanierungsarbeiten gegeben haben. Unter anderem hat die Sporthalle einen weiteren Rettungsweg auf das Außengelände erhalten. „Doch hier wurden tragende Teile weggesägt, so dass neue Träger bestellt und eingebaut werden mussten. Das hat zu den Verzögerungen am Bau geführt“, ist sich Thomas Steinke sicher.

Außerdem gehen dem Lehrer die aktuellen Sanierungsarbeiten nicht weit genug. So seien die Umkleidekabinen in einem miserablen Zustand. Türen hätten Löcher und keine Türklinken. „Warum wird so etwas im Zuge einer Sanierung nicht auch gleich angepackt“, fragt Steinke und fügt hinzu: „Draußen auf dem Parkplatz wurde zu Sanierungsbeginn ein Schild aufgestellt, das auf die Arbeiten hinweist. Das hätte doch eingespart werden können, um die Umkleiden auf Vordermann zu bringen.“ Außerdem ist ein Großteil des Gebäudes bereits seit Monaten durch ein Gerüst verhüllt, das nicht genutzt werde. „Auch hier hätte Geld anderswo besser eingesetzt werden können“, sagt der Berufsschullehrer.

Laut Katrin Arnold sind die Umkleidekabinen tatsächlich nicht Teil der aktuellen Arbeiten. So würde die aktuelle Hallensanierung über das „Stark-III“-Programm gefördert. Dieses wiederum ist ausgerichtet auf die energetische Sanierung der Schulen und dazugehörigen Sportstätten. „Die Sanierung der kompletten Sanitäranlagen und Umkleidebereiche war nicht Bestandteil des Förderantrages, da diese keine energetische Sanierung beinhalten und somit nicht förderlich für das Rankingsystem im Antragsverfahren waren“, erklärt die Verwaltungsfachfrau. Der zweite Rettungsweg sei eine Auflage aus dem Brandschutzkonzept und mit der Bauordnung abgestimmt gewesen.

Eigentlich sollte ferner die Sanierung der Trinkwasserinstallation erfolgen. Doch diese musste laut Arnold aufgrund der erheblichen Baukostensteigerungen bei der Dachsanierung (Volksstimme berichtete) auf ein Minimum reduziert werden. Und das von dem Lehrer kritisierte Bauschild ist laut Katrin Arnold eine Auflage aus dem Zuwendungsbescheid und würde bei einer fehlenden Aufstellung eine sogenannte Förderschädlichkeit nach sich ziehen. Den bemängelten Bauverzug sieht Katrin Arnold zudem in der angespannten Situation in der Baubranche und dadurch verursachte Mehrfachausschreibungen von Baulosen.

Die allgemeine und energetische Sanierung der über 20 Jahre alten Sporthalle erfolgt im Rahmen des „Stark III“-Förderprogrammes „Efre“. Schwerpunkt ist unter anderem die vollständige Erneuerung der Dachfläche samt Wärmedämmung, Dachabdichtung, Blitzschutz und Oberlichtbändern. Auch wird die Wärmeversorgungsanlage erneuert. Als Investitionskosten waren rund zwei Millionen Euro vorgesehen. Doch musste die Dachsanierung mit den Oberlichtern witterungsbedingt in das Jahr 2019 verschoben werden. Laut Landkreis hat sich die Investitionssumme aufgrund der derzeitigen Marktlage bereits um rund 200.000 Euro erhöht.