1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Verjüngungskur für Oschersleber Pfarrhaus

Sanierung Verjüngungskur für Oschersleber Pfarrhaus

Das Pfarrhaus von Oschersleben gehört zu den ältesten Gebäuden der Bodestadt. Seit Monaten ist das Haus eine Baustelle.

Von Yvonne Heyer 18.05.2020, 01:01

Oschersleben l Beim letzten Rundgang über die Pfarrhausbaustelle Ende Oktober des vergangenen Jahres standen von den Fachwerken nur noch die Gefache, sämtlicher Putz war von den Wänden abgeschlagen, jeder Balken war freigelegt.

Vor mehr als drei Jahren war bei der Sanierung des Daches festgestellt worden, dass das historische Gebäude Schäden aufweist. Das altehrwürdige Pfarrhaus ist im wahrsten Sinne des Wortes aus den Fugen geraten. Die Dachbalken drückten nach außen. Podest und Treppen waren vom Hausschwamm befallen. Somit konnte die erste und dringendste Aufgabe bei der Sanierung des Pfarrhauses nur lauten, sämtliche Balken und Holzteile freizulegen. Mithilfe von Fördermitteln, speziell aus dem Sicherungsprogramm Stadtumbau Ost, in Höhe von 413.900 Euro konnte die Sanierung beginnen. Beim Öffnen von Wänden, Decken und Fußböden kamen viele Überraschungen zum Vorschein, die zugleich zur besonderen Herausforderung für die Handwerker wurden. Holzteile in den Fachwerkkonstruktionen waren teilweise so verfault, dass sie sich wie Erde zwischen den Fingern zermahlen ließen. „Die statische Sanierung ist so gut wie abgeschlossen“, erklärt Gemeindekirchenratsvorsitzender Rainer Bückner, der die Sanierung von der ersten Stunde an mit begleitet hat. Im Oberschoss des Pfarrhauses wird dies besonders sichtbar. Die Fenster sind eingebaut. Die Holzfachwerke der Außenwände sind erneuert und die Gefache nach historischem Vorbild, unter Verwendung von Dreikantleisten und Lehmziegel, neu ausgemauert. Das Obergeschoss des historischen Gebäudes wird von der sogenannten Schwelle getragen. Es ist jene Schwelle, auf die bei Stadtführungen besonders verwiesen wurde. Sie war reich verziert mit Schnitzereien und einer Inschrift. Von außen war nicht zu erkennen, wie verfault die Balken im Innern bereits waren. Inzwischen hat die Ströbecker Zimmerei Adams einen gut abgelagerten Eichenbalken bereits als neue, 30 Zentimeter hohe, Schwelle eingezogen. Nach dem Muster der alten Schwelle sind die Schnitzereien, Zöpfe, eingearbeitet.

Das Obergeschoss des Pfarrhauses ist so ausgebaut, dass dort zwei Wohnungen entstehen. Auf dem riesigen Dachboden, der künftig über eine Nottreppe zu erreichen ist, findet die Heizungsanlage ihren Platz.

Während in der oberen Etage die neuen Wände und Fußböden eingezogen sind, ist das Erdgeschoss tatsächlich noch eine einzige Baustelle. Der Fußboden ist von aufgerissenen Schächten durchzogen. „Hier werden aktuell die Grundleitungen für das Abwasser eingezogen. Dann erfolgt die Abdichtung des Fußbodens unter dem Holz“, erklärt Rainer Bückner. Mit den Abwasserleitungen wird eine wichtige Voraussetzung geschaffen, eine Toilettenanlage einbauen zu können. Bei größeren Veranstaltungen in der in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Nicolai-Kirche waren nicht ausreichend vorhandene Toiletten immer ein großes Problem. Nun werden je drei Damen- und drei Herrentoiletten sowie eine große behindertengerechte Toilette eingebaut. Hinzu kommt eine kleinere Toilette für Künstler. Im Erdgeschoss finden darüber hinaus zwei Büros, das Gemeindebüro der Kirchengemeinde und das Archiv seinen Platz. Das Gebäude bekommt zwei Eingänge. „Für die Haupttreppe konnte der Sandstein geborgen werden. Der zweite Eingang wird behindertengerecht. Damit keine Rampe gebaut werden muss, wird an der zweiten Tür Erde so aufgefüllt, dass der Eingang auf gleicher Höhe wie die Kirche liegt“, erklärt Rainer Bückner.

Für den jetzt zu Ende gehenden Bauabschnitt, der statischen Ertüchtigung des altehrwürdigen Pfarrhauses, haben die Fördermittel in Höhe von 413.000 Euro plus Eigenmittel nicht gereicht. Die zahlreichen bösen Überraschungen beim Öffnen von Decken und Wänden machten einen „Nachschlag“ von 48.910 Euro erforderlich.

Nun, da die statische Sanierung nahezu abgeschlossen ist, ist es an der Zeit, sich über den Innenausbau Gedanken zu machen, vor allem über die dessen Finanzierung. Rainer Bückner geht davon aus, dass mindestens 400.000 Euro gebraucht werden. Da es sich beim Innenausbau auch um eine energetische Sanierung des Gebäudes handelt, könnte ein KfW-Kredit zur Finanzierung in Frage kommen, zumal die Kirchengemeinde mit den zwei Wohnungen auch Mieteinnahmen hätte.