Schwaneberger rebellieren gegen Verkauf
Schwanebergs Ortsbürgermeister Axel Spengler wendet sich gegen den geplanten Verkauf von gemeinde- eigenen Immobilien.
Schwaneberg l "Vieles läuft in der Einheitsgemeinde Sülzetal zurzeit gegen die Ortschaften. Ich habe etwas gegen die Konsolidierung des Haushaltes um jeden Preis, nach dem Motto, koste es, was es wolle", sagt Axel Spengler, Ortsbürgermeister von Schwaneberg, gegenüber der Volksstimme. Er wendet sich gegen den jetzigen Plan der Verwaltung und des Gemeinderates, Gebäude und Grundstücke, die der Gemeinde gehören, zu verkaufen.
Spengler und dem Ortschaftsrat geht es speziell um ein Wohn- und Geschäftshaus mit Saal in Schwaneberg, Am Anger 4a-d. In diesem lang gestreckten Gebäude auf dem Gutshof befinden sich unter anderem die Schwaneberger Heimatstube, das Büro der "Grünen Umwelt", das Büro des Ortsbürgermeisters, Garagen und in der oberen Etage noch drei Wohnungen. Für Spengler "ist es völliger Schwachsinn, die drei Wohnungen über eine Immobilienbank vermarkten zu wollen". Wer werde davon mehr profitieren? Die Bank oder "wir hier vor Ort?", fragt der Ortsbürgermeister. Für ihn stünde fest, dass die Wohnungen auf dem geplanten Weg über die Bank nicht zu vermarkten seien. Und wenn der Gebäudekomplex in einem Zuge verkauft werde, werde er zu einem Spekulationsobjekt. Die Wohnungen stünden letztendlich leer und Vandalismus sei womöglich die Folge. Vielmehr müsse die Gemeinde aus Sicht von Spengler die Ortsbürgermeister fragen, die unter Umständen Einwohner kennen würden, die am Kauf der Wohnungen, in denen sie jetzt schon leben würden, interessiert seien. Auch könne die Gemeinde für die Wohnungen nicht viel Geld verlangen, da ihr Standard einfach nicht hoch genug sei. "Das sind keine Summen, die uns von heute auf morgen sanieren würden", erteilt Spengler den Verkaufsplänen der Gemeinde eine Abfuhr. Zudem halte er das Einschalten einer Immobilienbank für ein dubioses Geschäftsmodell.
Auch bestünde aus Sicht von Axel Spengler im Fall des Schwaneberger Gebäudekomplexes auf dem Gutshof überhaupt kein Grund, diesen verkaufen zu müssen. Die Wohnungen seien vermietet und müssten "nicht viel saniert werden". In Schwaneberg gebe es den Plan, eine kommunale Gesellschaft oder einen Verein zu gründen, der den Komplex auf dem Gutshof kaufen werde, wenn die Gemeinde an ihrem Veräußerungsplan festhalten würde. Der Ortsbürgermeister habe einen Gutachter beauftragt, den Wert zu ermitteln. Doch warte Spengler seit drei Monaten auf Zahlen aus dem Osterweddinger Rathaus, die den Grundstock der Bewertung bilden sollen. "Deshalb kommen wir hier nicht weiter", ärgert sich der Ortsbürgermeister.
Traditionswehr soll gegründet werden
Axel Spengler spricht ein weiteres Problem an, dass ihm, dem Ortschaftsrat und der örtlichen Feuerwehr auf den Nägeln brennt. Die Feuerwehr, die nicht mehr am aktiven Einsatzdienst im Sülzetal beteiligt sei, weil viele Kameraden auswärts arbeiten würden und auch nicht die nötigen Lehrgänge absolviert hätten, haben sich entschlossen, ein Traditionswehr zu gründen. "Das ist eine eingeschworene Truppe von 20 Kameraden, ich unterstützte den Plan, eine Traditionswehr zu gründen", sagt Spengler. Um als Traditionswehr agieren zu können, möchten die Mitglieder die alte Feuerwehrtechnik übernehmen, um diese bei Veranstaltungen dem Publikum zeigen zu können. "Dazu hat es noch keine Entscheidung von der Gemeinde gegeben", bedauert der Ortsbürgermeister. Ebenso könne er nicht nachvollziehen, warum die Gemeinde das alte Schwaneberger Tanklöschfahrzeug umsetzen wolle. Dabei handele es sich aus seiner Sicht eindeutig um einen Oldtimer, der nicht mehr für den aktiven Einsatz geeignet sei.
Auch wollen die Schwaneberger Kameraden Räumlichkeiten des vorhandenen Gerätehauses als Vereinsraum, einschließlich Küche, Toilette und Abstellraum nutzen. Ebenso eine Garage, die sich direkt daneben befindet sowie Unterstellmöglichkeiten rechts neben dem Gemeindesaal, wo früher das Landmaschinenmuseum untergebracht war. Wie Spengler kritisiert, stelle sich die Gemeinde bei der Nutzung der Garage durch die Traditionswehr quer, weil dort ein Fahrzeug des Versorgungszuges des Landkreises Börde stehe.
Die Schwaneberger hätten als Ersatz angeboten, doch dafür eine weitere, abschließbare Garage zu nutzen, die sich nur wenige Meter davon entfernt befinde. "Ich verstehe nicht, warum das nicht klappen soll. Die Gemeinde will bewusst die Gründung einer Traditionswehr in Schwaneberg torpedieren", befürchtet Spengler. Bislang habe er noch keine Antwort auf seine schriftlichen Anfragen aus dem Rathaus bekommen.
Kritik an der Gemeindeverwaltung
Schwanebergs Ortsbürgermeister Axel Spengler bemängelt im Volksstimme-Gespräch weiterhin die Arbeit der Sülzetal-Gemeindeverwaltung. "Ich unterstützte Bürgermeister Jörg Methner, doch muss er endlich klären, wer Koch und Kellner ist", macht Spengler deutlich. Es könne seiner Ansicht nicht sein, dass Methner "Leute aus der zweiten und dritten Reihe der Verwaltung auf der Nase herumtanzen". Spengler fordere, dass der Bürgermeister mehr Durchsetzungsvermögen zeigen müsse. "Einige der Amtsleiter haben kein Herz für die Gemeinde" und würden durch ihre Einsparversuche "alles kaputtmachen". Ebenso stünde für Spengler fest, dass die Position des Ordnungsamtsleiter der Einheitsgemeinde Sülzetal nach dem Ausscheiden von Rudolf Wenzel neu ausgeschrieben werden müsse. Zunächst innerhalb der Verwaltung, aber wenn nötig auch außerhalb. Schließlich kritisierte Spengler noch, dass die Verwaltung einen "unnötigen Bürokratismus gegen die eigenen Bürger aufbaut".