Stiftung "Diakonissenhaus Bethanien" in Oschersleben feiert großen Geburtstag Seit 135 Jahren Liebe am Nächsten
Feierliche Stimmung herrschte gestern im "Diakonissenhaus Bethanien" in Oschersleben. Bereits seit 135 Jahren werden in der Gartenstraße Pflegebedürftige betreut. Für Mitarbeiter, Bewohner und Gäste Grund genug, den Jahrestag mit einem Fest zu begehen.
Oschersleben l "Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen" ist jenes Leitbild, welches das "Diakonissenhaus Bethanien" seit seiner Gründung im Jahre 1878 begleitet. Darauf verwies auf dem Fest Pfarrer Friedrich von Biela, der auch Stiftungsvorsitzender ist, und bekräftigte: "Unser Hausspruch ist lange nicht aus der Mode gekommen." Im Übrigen habe der Himmel schon begonnen, weil Menschen zu Engeln würden, die jetzt und hier helfen.
Mehr als 60 der insgesamt 90 Bewohner der Pflegeeinrichtung sowie geladene Gäste waren zum gestrigen Stiftungsfest gekommen, um den Geburtstag der Einrichtung gebührend zu feiern. Unter ihnen war auch Jürgen Bendler, der der Pflegedienstleiterin Marion Reute einen Spendenscheck in Höhe von 4500 Euro überreichen konnte. "Meine Mutter ist bereits seit März ebenfalls hier Bewohnerin. Als ich neulich meinen Geburtstag feierte, wünschte ich mir Spenden statt Geschenke. Diese will ich Ihnen hiermit übergeben", sagte der 60-jährige Geschäftsmann.
Kuratoriumsvorsitzender Georg Hanusch erinnerte an die schweren Zeiten, die das Haus im Laufe seines 135-jährigen Bestehens überstehen musste. "Bis zum Jahr 1952 hielten hier Diakonissen mit ganz wenig Mitteln den Betrieb am Laufen. Doch weil diese aus dem westlichen Teil Berlins kamen, wurde ihnen aus politischen Gründen verboten, hier weiter zu wirken", erklärte Hanusch. Damals seien 26 alte Frauen hier betreut worden. "Im Winter mussten mit viel Mühe täglich 18 Kohleöfen beheizt werden, im Waschaus gab es nur kaltes Wasser", betonte Hanusch. Erst 1971 sei die Rettung durch eine Pfarrerswitwe gekommen, die sich aufopfernd um "Bethanien" kümmerte und es ausbauen ließ.
Doch nicht nur jenen Menschen, die einst für das Überleben der Hilfseinrichtung sorgten, zollte Hanusch seinen Dank. Gemeinsam mit Pfarrer von Biela dankte er mit kleinen Präsenten Liselotte Lepak, Iris Krebs und Ute Schatton, die fast täglich als so genannte Grüne Damen in ehrenamtlicher Arbeit das Pflegepersonal unterstützen würden.
Für den musikalischen Rahmen sorgten sechs Mädchen von der Kreismusikschule Oschersleben. Mit Akkordeon, Gitarre oder Flöte trugen die jungen Musikerinnen Volkslieder, Walzer oder Gavotte vor.
Das "Diakonissenhaus Bethanien" wurde im Jahr 1878 durch Mitglieder der Oschersleber Kirchgemeinde St. Nicolai gegründet und verfügte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts über neun Pflegeplätze. So stand es denjenigen offen, die Hilfe benötigen oder Not leiden. In der langjährigen Geschichte des Hauses fanden Säuglinge, Waisenkinder sowie alte und kranke Menschen ein Heim.
Doch auch als Spiel- und Strickschule, Kinderhort oder Jungfrauenverein ist Bethanien vielen Menschen zum Segen geworden. Nach einer grundlegenden Sanierung der Bausubstanz und einer Erweiterung konnte 1995 ein modernes Seniorenpflegeheim in Betrieb genommen werden. Bis zum Jahr 2004 war die Stiftung "Diakonissenhaus Bethanien" Träger des Altenpflegeheims. Zum 1. Januar 2005 hatte der Johanniter-Orden das Haus übernommen. In der Einrichtung kümmern sich derzeit 43Mitarbeiter um rund 90 Pflegebedürftige. Auch an Demenz erkrankte Menschen zählen zu den Bewohnern der Ein- und Zweibettzimmer in insgesamt vier Bereichen.
Bei Prüfungen beispielsweise durch Krankenkassen sowie in Qualitäts-Rankings belegt das Johanniterhaus "Bethanien" immer wieder die vordersten Plätze. Beispielsweise würden die gute Pflege der Bewohner und die Personalführung im Hause eine Einheit bilden.