Alte Bahnstrecke nach Gunsleben wird abgerissen - Plan für Tunnelbau verzögert sich weiter Stadt sichert sich alte Bahnlinie für eine spätere Ortsdurchfahrt in Oschersleben
Bauarbeiter haben in Oschersleben damit begonnen, die Bahnstrecke nach Gunsleben abzureißen. Die Stadt will die Trasse später kaufen, um sie sich für eine mögliche Ortsdurchfahrt zu sichern.
Oschersleben l Ein Bagger steht zurzeit in Sichtweite des Oschersleber Bahnhofs auf der alten Strecke nach Gunsleben. Die Maschine reißt die Schwellen und Gleise heraus. Aufgestapelt warten diese auf ihren Abtransport. Wie die Deutsche Bahn AG auf Volksstimme-Anfrage mitteilte, hat sie diesen Streckenabschnitt zum Ende des vergangenen Jahres an eine Verwertungsfirma verkauft.
"Der Streckenabschnitt von Wackersleben (Kilometer 47,17) bis Oschersleben (Kilometer 65,49) der Strecke Nummer 1942 Jerxheim-Oschersleben wurde im Dezember 2012 veräußert", schrieb die Bahn in einer Presseerklärung. Durch den Käufer sei unter anderem der Gleisrückbau vorgesehen.
Oscherslebens Bürgermeister Dieter Klenke (parteilos) bestätigte gegenüber der Volksstimme diese Darstellung. Voraussetzung dafür sei gewesen, dass die Bahn diese Strecke entwidmet habe. Dass heiße, dass sie für den Eisenbahnverkehr stillgelegt worden sei.
Wie Klenke weiter sagte, baut die Firma, die die Strecke von der Bahn gekauft hat, die Gleisanlagen zurück und verwertet die Schienen und Schwellen. Sei die Strecke beräumt, werde die Stadt Oschersleben den Grund und Boden der Trasse von dieser Firma kaufen. "Für einen sehr günstigen Paketpreis", wie der Bürgermeister versicherte, ohne eine konkrete Summe zu nennen. Die Stadt wolle sich die Trasse sichern, um sie für eine mögliche Ortsdurchfahrt zu nutzen. "Das wird nicht heute und morgen kommen, aber vielleicht in zehn Jahren und soll Bestandteil der Verkehrsplanung in Oschersleben sein", blickte Klenke in die Zukunft.
Diese Nutzung der alten Bahntrasse als Ortsdurchfahrt favorisierte ebenfalls der Oschersleber Manfred Theil. Wie er zur Volksstimme sagte, sei diese Nutzung viel sinnvoller als in der Schermcker Straße eine Bahnunterführung zu bauen. "Mit dieser Strecke hat man eine direkte Verbindung von der Anderslebener Straße in Richtung Hornhausen/Neuwegersleben, ohne durch ganz Oschersleben fahren zu müssen", schilderte Theil, der früher im Bauwesen tätig war, den Vorteil dieser möglichen Ortsdurchfahrung. Dem geplanten Tunnelbau in Oschersleben erteilte der Volksstimme-Leser eine deutliche Abfuhr: "Das wird ein Desaster wie bei Stuttgart 21".
Bei der Planung zum Bau der Eisenbahnunterführung in der Schermcker Straße ist es indes nach Volksstimme-Informationen zu Verzögerungen gekommen. Wie Bürgermeister Dieter Klenke bestätigt, hat das Eisenbahnbundesamt immer noch nicht das sogenannte Planfeststellungsverfahren abgeschlossen. Der Abschluss ist nötig, um mit dem Bau beginnen zu können. Grund für die Verzögerung ist unter anderem, dass zwei Anlieger gegen das Vorhaben Widerspruch eingelegt haben. Auch wenn das Eisenbahnbundesamt die Widersprüche abschmettert, können die Anlieger noch Rechtsmittel einlegen. Was wiederum zu einer Verzögerung führen kann.
Wenn es nach Darstellung von Dieter Klenke im April kein grünes Licht für den Bau der Eisenbahnunterführung gibt, ist der Zeitplan der Stadt für die vorbereitenden Arbeiten wie das Umverlegen von Leitungen in Gefahr. Und damit der gesamte Zeitplan, der vorsieht, 2014 eine Hilfsbrücke unter die Eisenbahnstrecke zu schieben, um die eigentliche Unterführung bauen zu können. 2015 soll die Unterführung in Betrieb genommen werden. Dann werden die Eisenbahnübergänge in der Fabrikstraße und der Kleinen Anderslebener Straße geschlossen. Die Straßen werden zu Sackgassen. Der Bau der Eisenbahnunterführung soll etwa 13 Millionen Euro kosten und wird zum großen Teil von Bahn und Bund bezahlt. Die Stadt Oschersleben ist mit knapp 120000 Euro beteiligt.