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Stromtrasse Bodenkabel oder Masten für das Sülzetal

Die Planungen für die Stromtrasse "SuedOstLink", die durch das Sülzetal führen soll, gehen voran. Welche Leitungen sollen verbaut werden?

Von Sebastian Pötzsch 24.11.2017, 00:01

Osterweddingen l „Der Untersuchungsrahmen ist rund 54 Seiten dick und zeigt uns, wie wir die bereits im Frühjahr eingereichten Antragsunterlagen ergänzen und präzisieren müssen“, erklärt „50 Hertz“-Mitarbeiter Axel Happe. Die Arbeiten sind Teil der Bundesfachplanung, die einen Trassenkorridor von bis zu einem Kilometer Breite ermitteln soll. In dem im nachfolgenden Genehmigungsschritt, dem Planfeststellungsverfahren, geht es dann darum, die genaue Lage der Kabel festzulegen.

Ab dem Jahr 2025 soll im Zuge der Energiewende der in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt erzeugte Windstrom in den Süden bis ins bayerische Isar bei Landshut transportiert werden. Mehrere Kilometer der Gleichstromtrasse sollen dann durch das Sülzetal führen. „50 Hertz“ rechnet mit Gesamtkosten zwischen vier und fünf Milliarden Euro.

Um den Untersuchungsrahmen auf möglichst umfassendem Kenntnisstand festlegen zu können, hatte die Bundesnetzagentur für den 3. Mai 2017 die Träger öffentlicher Belange und die breite Öffentlichkeit zu einer sogenannten Antragskonferenz in Magdeburg eingeladen. „Wie hier gefordert, trägt uns die Bundesnetzagentur im Untersuchungsrahmen auf, für Teile des Bördekreises zu prüfen, ob eine Freileitungsausnahme in Bündelung mit den Freileitungen von Wolmirstedt nach Förderstedt möglich ist“, erklärt Happe weiter.

Laut Gesetzgeber sollen die Kabel eigentlich ins Erdreich kommen, auch um die Akzeptanz für Stromleitungen durch die eigene Region in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Doch April 2017 hatten die Sülzetaler Gemeinderatsmitglieder mehrheitlich beschlossen, dass sich die Verwaltung für eine Freileitungsausnahme mit Masten stark machen möge.

Vor allem Landwirte bemängelten, dass bei einer Erdkabellösung die Bodenstruktur verändert und sich zudem um zwei bis drei Grad aufwärmen würde. Außerdem wurde eine Erhöhung der sogenannten Netznutzungsentgelte befürchtet, weil eine Erdkabellösung teurer sei als die Variante mit hohen Masten. Für die erdverkabelten Leitungen werden gut sechs Millionen Euro pro Kilometer veranschlagt. Bei Freileitungen ist zuvor mit etwa 1,3 Millionen Euro je Kilometer kalkuliert worden.

Zwei Varianten wären laut Happe in Sachen Freileitung möglich: Zum einen ein Gleichstrommast mit rund 50 Metern Höhe, oder ein Mast, der die Leiterseile einer vorhandenen Wechselstromleitung und die neuen Gleichstromseile auf einem Mastgestänge bündelt. Ein solcher Hybridmast könnte rund 70 Meter hoch werden. Die derzeit bei Sülldorf über die Sülze führenden Freileitungsmasten sind nur rund 50 Meter hoch. „Wie hoch der einzelne Mast tatsächlich wird, hängt vom Abstand der Masten untereinander und von der Topologie ab, um durchweg den vorgeschriebenen Bodenabstand der Leiterseile zu gewährleisten“, beschreibt der „50 Hertz“-Mitarbeiter.

Bei der Planung einer Freileitung müssten zudem stellenweise neue Korridorverläufe gesucht werden, denn für eine mögliche Gleichstrom-Freileitung sieht das Gesetz Mindestabstände zur Wohnbebauung vor. Außerdem soll an der Autobahn 14 südwestlich von Magdeburg eine alternative Korridorführung geprüft werden.

Ferner müssten die „50 Hertz“-Mitarbeiter regionale Entwicklungspläne berücksichtigen. Gemeint ist hiermit auch das Integrierte Gemeindliche Entwicklungskonzept Igek, das aktuell für das Sülzetal erarbeitet wird und wohl Anfang 2018 von den Gemeinderatsmitgliedern abgesegnet werden soll.

„Der Untersuchungsrahmen der Bundesnetzagentur nennt zudem konkrete Maßnahmen zur Beachtung“, erklärt Axel Happe. Dies seien unter anderem der Neubau der Autobahn 14 zwischen Dahlenwarsleben und Wolmirstedt. Der „50 Hertz“-Mitarbeiter nennt zudem den Landeswegeverkehrsplan sowie die Entwicklungsstrategien für Magdeburg und Wanzleben, die beachtet werden müssen.

Auch die Auswirkungen auf die Schutzgüter Boden und Fläche müssen untersucht werden. Vor allem gehe es hier um einzubringendes Fremdmaterial wie Fundamente, die mögliche Veränderungen der Bodenstruktur oder die Erwärmung der Erdkabel im laufenden Betrieb. Weitere Untersuchungen beträfen Oberflächen- sowie Grundwasser und Effekte auf das Landschaftsbild. Besonderen Wert werde auch auf forstwirtschaftliche Belange gelegt.

„In den kommenden Monaten werden wir intensiv an den Unterlagen arbeiten. Mit einem Ergebnis und der Abgabe der ergänzten Papiere rechnen wir 2018 und werden diese dann auch wieder vor Ort in der Region vorstellen “, führt Happe weiter aus und fügt hinzu: „Hier hat die breite Öffentlichkeit erneut Gelegenheit, sich mit Hinweisen und Stellungnahmen in die Planungen einzubringen.“

Abhängig vom Umfang der weiteren Arbeiten könnte die Bundesnetzagentur zum Jahresende 2018 eine Entscheidung über die Bundesfachplanung fällen. Diese Entscheidung definiere den finalen Trassenkorridorverlauf für den „SuedOstLink“, das Planfeststellungsverfahren folgt dann im Anschluss.