Jens Siebert aus Hamersleben durfte im Circus Smiley seiner Leidenschaft als Artist frönen Tierarzt und Freunde sind vom Zirkusvirus befallen: "Suchen Sie jeden Tag Ihren Regenbogen!"
Mit einer Reihe von Hobbyartisten hat ein Tierarzt sein eigenes Zirkusprogramm auf die Beine gestellt. Durch einen glücklichen Zufall durfte die Gruppe nun in einem echten Chapiteau auftreten.
Hamersleben l Als der Hamersleber Tierarzt Dr. Jens Siebert die Idee hatte, eine Zirkusveranstaltung, und das auch noch nur mit Hobby-Artisten, auf die Beine zu stellen, wurde er sicher von so manchem für etwas verrückt gehalten. Doch viele großartige Dinge haben mit eben solch einem Traum begonnen.
Eine Idee allein reicht aber nicht. Für eine Zirkusvorstellung braucht man bekanntlich auch ein Chapiteau. Da traf es sich wie eine glückliche Fügung, dass der Circus Smiley im Oktober in Hamersleben gastierte. Die Zirkusprofis waren den Hobbyartisten vom Zirkus Regenbogen gern behilflich, und damit war die Frage nach dem Vorstellungsort geklärt. Ein echtes Zirkuszelt war gefunden.
In kleinen Gruppen wurde über ein halbes Jahr an den Zirkusnummern geprobt, gefeilt und immer weiter perfektioniert. Nach der anfänglichen Euphorie "Ja, wir machen Zirkus", kamen die Zweifel: "Schaffen wir das?" Die Zweifel waren nicht unbegründet, denn die Messlatte lag hoch. Alle Hobbyartisten wollten dem Publikum beste Unterhaltung und eine Vorstellung, die irgendwo zwischen Klassischem Zirkus, Roncalli und Flic Flac angesiedelt war, bieten.
Der große Tag des Auftritts rückt immer näher
In den Sommermonaten wurde an der Choreographie und Präsentation gefeilt, die Visagistinnen begannen, die Darsteller für die Vorstellung professionell zu schminken, Musik und Lichttechnik wurden probiert und immer weiter perfektioniert. Schließlich fügte sich alles zusammen, und der 29. Oktober war da, und alle Eintrittskarten bereits im Vorverkauf vergriffen. Am Vormittag hieß es "Generalprobe". Ein letztes Mal alles proben, sehen, ob alles klappt, und letzte Feinabstimmungen treffen. Ab 17 Uhr füllte sich das Zirkuszelt. Alle waren gespannt, was ihnen die Hobbyartisten bieten würden.
Da betraten die Tierärzte Dr. Jens Siebert und Dr. Andrea Behrens die Manege. "Guten Tag. Wir sollen die Pferde der Zirkusfamilie Woitschak impfen. Oh, hier sind ja so viele Leute. Ach, sie wollten eine Zirkusvorstellung sehen und wir dachten schon, sie wären zu unserem 20-jährigen Praxisjubiläum gekommen", war von den beiden mit einem verschmitzten Lächeln zu hören.
Nach dieser gekonnten Einleitung konnte die große Gala des "Zirkus Regenbogen" beginnen und gleich die erste Nummer von "Coffee and friends" sorgte für Begeisterungsstürme. Zu Recht rief das Publikum am Ende bereits nach einer Zugabe. Bei dieser ersten Zugabe sollte es im Laufe des Abends nicht bleiben. Ob bei der Freiheitsdressur, rechnenden Ponys, Jonglagen oder klassischer Artistik sowie mitreißenden Tanz- und Musikeinlagen - immer wieder verstanden es die Artisten, ihr Publikum nicht nur zum Staunen zu bringen, sondern zu begeistern. Angekündigt war die Galavorstellung als eine Darbietung von Hobby-Artisten, doch das hatten die begeisterten Zuschauer schon während der ersten Nummer völlig vergessen, denn was ihnen in Hamersleben geboten wurde, erfüllte die höchsten Ansprüche an Zirkuskunst und Unterhaltung.
"Lucy, die Dschungelprinzessin" betritt die Manege
Höhepunkt einer jeden Zirkusvorstellung ist die Raubtierdressur. Im Zelt wurde es mucksmäuschenstill, als "Lucy, die Dschungelprinzessin" die Manege betrat und der Laufgang für die Löwen, Tiger und Leoparden aufgebaut wurde. "Der Zirkus Regenbogen ist stolz, Ihnen eine Weltsensation zu präsentieren: "Raubtiere hoch zu Ross", hieß es in der Ankündigung. Sie kamen majestätisch durch ihren Laufgang - Merle, Stella und Emely als gefährliche Raubkatzen.
Was wäre der Zirkus ohne seine Clowns, die das Publikum unterhalten und auch mal die Zeit für einen Umbau in der Manege überbrücken? Dem Zirkus Regenbogen ist es gelungen, ein besonderes Talent für dieses Metier zu entdecken. Der "große Schollini" alias Luise Scholz verzauberte die Besucher - ob als Flohdompteur oder in einer klassischen Spiegelnummer auf ganz einzigartige und höchst professionelle Weise. Jeder Zirkus hat natürlich auch einen Direktor. Im Zirkus Regenbogen übernahm Sabina Scolina alias Sabine Scholz diesen wichtigen Part und führte souverän durch das Programm. Dabei verstand sie es, immer wieder den Spannungsbogen aufzubauen.
Bei der Gala am Sonnabend durfte eine Darbietung des Spectaculum Schneck di Bollo natürlich nicht fehlen. Mit ihrer Show aus Feuer und Jonglage begeisterten Dr. Siebert mit Ehefrau Stefanie sowie den Kindern Lukas und Stella wieder einmal das Publikum.
Doch irgendwann geht jede noch so großartige Vorstellung zu Ende. Da wurde es im Hamersleber Zelt plötzlich ganz still und Wehmut machte sich breit, als Dr. Jens Siebert und Stella die Manege betraten und Seifenblasen, in denen sich der Regenbogen bildete, verteilten.
Zum Abschied griffen Manne Becker und Uwe Neumann noch einmal zu den Instrumenten, bevor sich alle Artisten zum großen Finale in der Manege einfanden. Der tosende Applaus und stehende Ovationen waren der verdiente Lohn für diese einzigartige, spannungsgeladene Zirkusvorstellung, die den Vergleich mit jedem Profi-Zirkus standhält. Jetzt war es auch an der Zeit, dass sich ein sichtlich erleichterter, aber auch ergriffener Dr. Jens Siebert bei allen, die zum Erfolg dieser Zirkusgala beigetragen hatten, bedankte.
"Suchen Sie jeden Tag Ihren Regenbogen und seien Sie fröhlich", gab er allen Zuschauern mit auf den Weg.