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Agrar Bauernverband drängt auf Gentechnik-Lockerung im Klimakampf

Die Klimakrise trifft die Landwirtschaft. In Sachsen-Anhalt wächst die Hoffnung auf neue Gentechnik-Verfahren – doch Umweltverbände warnen, während die EU über Lockerungen verhandelt.

Von dpa 06.06.2025, 04:00
Die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt kämpft mit den Folgen des Klimawandels.
Die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt kämpft mit den Folgen des Klimawandels. Matthias Bein/dpa

Gatersleben - Der Bauernverband Sachsen-Anhalt setzt auf neue Züchtungsmethoden im Kampf gegen die Klimakrise und hofft auf eine Lockerung der EU-Gentechnikregeln. „Eine neue Sorte zu züchten, dauert 10 bis 15 Jahre – wir brauchen andere Wege“, sagte der Vorsitzende des Fachausschusses Pflanzenproduktion im Landesbauernverband, Sven Borchert. Vor allem Trockenphasen, Starkregen und neue Schädlinge wie die Schilf-Glasflügelzikade machten den Landwirten zunehmend zu schaffen.

Hintergrund ist ein Vorschlag der EU-Kommission, bestimmte durch neue genomische Techniken (NGT) erzeugte Pflanzen von den bisherigen Gentechnikregeln auszunehmen – sofern sie auch auf konventionellem Weg hätten gezüchtet werden können. Derzeit laufen dazu Verhandlungen in Brüssel zwischen EU-Parlament, Rat und Kommission. Für einige Landwirte wie Sven Borchert wäre dies ein wichtiger Schritt, um sich künftig besser gegen Missernten zu wappnen.

Mit Crispr-Methode gegen Viren

Am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben wird unter anderem mit der Genomeditierung geforscht. Mit der sogenannten Crispr/Cas-Methode gelang es Wissenschaftlern, ein Virus-anfälliges Gen in Wintergerste zu deaktivieren. „So lässt sich das Virus-Einfallstor im Erbgut gezielt ausschalten“, erklärte der Biotechnologe Robert Hoffie. Auf Basis genetischer Vielfalt aus der eigenen Genbank könnten so künftig deutlich schneller resistente Sorten entstehen. 

Kritiker warnen vor einfachen Lösungen

Kritik kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Dessen Gentechnik-Expertin Daniela Wannemacher warnt vor vorschnellen Erwartungen an neue Verfahren wie die Genomeditierung. Die Erhöhung der Toleranz gegen Hitze und Trockenheit sei komplex, da diese Eigenschaften in der Regel auf vielen Genen beziehungsweise Wechselwirkungen im Genom beruhten. Wannemacher glaubt daher nicht, dass solche „NGT-Pflanzen“ schnell verfügbar wären. „Benötigt wird eine Wende hin zu nachhaltigen Anbausystemen, die lokal angepasst werden können“, sagte sie. Agrarsysteme müssten ökologischer und diverser werden, beispielsweise durch den Einsatz vielfältiger Sorten und besserem Bodenschutz.