Gespräch zur Postfilialschließung in Harbke - Bürgerinitiative will am Ball bleiben (Un)Rentabilität hat Ausschlag gegeben
Die Post ist dicht. Seit gestern werden in der Harbker Außenstelle lediglich noch Marken verkauft. Verloren damit der Kampf um ihren Erhalt - zumindest vorerst. Die Bürger-initiative schöpft aus einem Gespräch mit der Post noch Hoffnung.
Harbke l Mehrere Wochen hat es gedauert, ehe die Gemeinde und Bürgerinitiative auf ihre Anfragen eine Reaktion von der Deutschen Post bekamen. Erst auf Nachhaken der Volksstimme trat man mit den Verantwortlichen in Verbindung - und vereinbarte einen Gesprächstermin in Harbke. "Ich finde es schon etwas böse, dass Sie heute Morgen die Filiale beräumen lassen und wir jetzt erst das Gespräch führen", nahm Bürgermeister Werner Müller am Montagnachmittag kein Blatt vor den Mund, als er die Diskussionsrunde mit der Regionalen Politikbeauftragten der Post, Bettina Brandes-Herlemann, im Sitzungszimmer des Rathauses eröffnete; mit anwesend: Thomas Bielenberg und Gabriele Brakebusch als Vertreter der Bürgerinitiative.
Die Harbker wollten klare Antworten haben auf das Warum, konnten sie nach eigener Prüfung der Sache den Schritt der Post doch kaum nachvollziehen beziehungsweise hätten gern nach alternativen Lösungen gesucht, bevor ein Schlussstrich gezogen wird. Der Initiative zum Erhalt der Agentur in der Halberstädter Straße schlossen sich zahlreiche Bürger - auch aus den umliegenden Orten - an. 817 Unterschriften waren gesammelt und der Postbeauftragten nun persönlich übergeben worden.
Klare Worte sprach Brandes-Herlemann insofern, als "der Beschluss des Unternehmens steht" und sie "derzeit keine Chance" auf eine Änderung sieht.
Ebenso deutlich brachte sie zum Ausdruck: "Es sind wirtschaftliche Gründe, die wir als Wirtschaftsunternehmen nunmal berücksichtigen müssen. Die Filiale in Harbke hat für uns noch nie Gewinn gemacht. Vielmehr haben wir hier seit Jahren eine Filiale subventioniert, die sich nicht trägt." Zahlen dürfe sie nicht offenlegen, sie unterlägen dem Betriebs- und Vertragsgeheimnis. Auf Volksstimme-Nachfrage sprach Brandes-Herlemann von einem vierstelligen Betrag pro Monat.
Werner Müller bedauerte, dass man diese Auskunft unbesehen hinnehmen müsse: "Wir können den Knackpunkt des Umsatzes nicht nachvollziehen, sondern müssen das einfach glauben. Das stört mich, weil wir somit auch keine Grundlage haben, um nach anderen Lösungen zu suchen. Warum hat es im Vorfeld denn kein solches Gespräch darüber gegeben, wie man die Situation verbessern kann?" Er gab ferner zu bedenken, dass nun der ganze Arbeitsplatz gefährdet sei, da die 400-Euro-Stelle in der Agentur gestrichen wurde. Ingrid Bergling als vormals Angestellte bleibe aus dem Postgeschäft lediglich die Provisionsbeteiligung am Markenverkauf.
Gabriele Brakebusch wollte sich mit der Begründung der Unwirtschaftlichkeit nicht abfinden: "Da haben Sie der Filiale hier ja schon von Anfang an einen Zweig abgeschnitten, weil die Paketabholung über Völpke erfolgen musste." Unverständnis äußerte sie zudem über die Tatsache, dass sich bei Filialen in größeren Gemeinden als Harbke die Frage nach Gewinn oder Verlust seitens der Post gar nicht erst stellt (siehe Zahl des Tages).
"Was sie tun, ist eine künstliche Hinschusterung der Umsätze", merkte Thomas Bielenberg an, "ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass die Filialen in Völpke oder Sommersdorf aus Sicht der Post wirtschaftlicher sind." In diesem Bezug kritisierte er abermals die Lage und Öffnungszeiten der Abholstelle in Völpke. Beides sei dagegen "ein dickes Plus" der Harbker Agentur gewesen, das Einheimische wie Auswärtige zu schätzen gewusst hätten. Bielenberg stellte auch die Praxis des Mobilen Post-Service in Frage: "Ich habe mit den Postboten hier gesprochen. Die sind schon rein zeitlich nicht in der Lage, einen umfangreicheren Service zwischen Tür und Angel abzuwickeln."
Bettina Brandes-Herlemann hielt dagegen, man habe "durchaus sehr positive Erfahrungen mit dieser Praxis gemacht; das funktioniert in vielen Orten total lässig". Nur: Wie genau das funktionieren kann und soll, wissen die Harbker noch nicht. Die von der Post angekündigte "rechtzeitige Kundeninformation über den Einsatz des Mobilen Post-Service" ist bislang nicht erfolgt.
Trotz aller vorgebrachten Kritik beendete man das einstündige Gespräch mit Bekenntnissen des Wohlwollens. Die Postbeaufragte versprach, einzelne, lokalspezifische Argumente der Bürgerinitiative zu prüfen und sagte: "Ich will nichts für alle Ewigkeit ausschließen." Bielenberg meinte danach gegenüber der Volksstimme: "Mir war klar, dass wir heute nichts mehr für morgen retten, aber ich bin zuversichtlich, dass unser Anliegen Gehör findet und Harbke eine neue Chance bekommt. Vielleicht, daran habe aber nicht nur ich nach wie vor erhebliche Zweifel, läuft in dem neuen System ja auch alles ganz reibungslos. Man wird sehen. Wir bleiben dran!"