Azubis aus Oschersleben kehren vom "Abenteuer ihres Lebens" aus Schweden zurück Von Barrieren, Knäckebrot und einem Wolf
Sechs Schüler der Europa- schule Oschersleben sind vom Abenteuer ihres Lebens zurückgekehrt. Als Austauschschüler verbrachten sie elf Tage im schwedischen Filipstad, lernten Land und Leute kennen und haben darüber hinaus Gutes geleistet.
Oschersleben l Die wilde Seite Schwedens hätte Lucas Krüger beinahe näher kennengelernt, als ihm lieb gewesen wäre. "Eines Morgens haben wir einen Abdruck auf dem Hof des Kindergartens entdeckt. Ein Bekannter sagte, es sei mit Sicherheit ein Wolf gewesen. Alle anderen haben das als normal hingenommen. Ein bisschen mulmig war mir aber schon beim Gedanken, dass ein Wolf um das Gelände streift."
Lucas Krüger, angehender Kinderpfleger und derzeit Berufsschüler aus Oschersleben, hat gemeinsam mit fünf Mitschülern an einem Austausch der Berufsbildenden Schulen Oschersleben (BBS) mit ihrer Partnerschule, dem Spangsberggymnasium im schwedischen Filipstad, teilgenommen. Elf Tage waren die Jugendlichen mit ihren Lehrern Thomas Przibylla und Heiko Sauermilch bei schwedischen Gastfamilien untergebracht, besuchten die Partnerschule und verschiedene Betriebe in Schweden und engagierten sich für einen Kindergarten in der Nähe von Filipstad.
"Ich finde es toll, dass sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben", sagte BBS-Schulleiterin Gudrun Neumann bei der Rückkehr der Schweden-Reisenden. Mit ihrem Engagement haben die fünf jungen Männer und die angehende Kinderpflegerin Friederika Sdorra die lang- anhaltende Schulpartnerschaft erneuert. Seit 1994 besuchen sich Schüler aus Schweden und Deutschland gegenseitig. Auch ein internationaler Kunstaustausch ist dabei entstanden.
Oschersleben und Filipstad trennen genau 837 Kilometer Luftlinie. Für Lucas Krüger, Friederika Sdorra, Matthias Hahn, Denny Börner, Philipp Rieke und Robin Rose eine Barriere, die es Anfang November in vielerlei Hinsicht zu überwinden galt. Die fremde Umgebung, die unverständliche Sprache - all diese Hürden haben sie mit Bravour genommen, resümierte Lehrer Thomas Przibylla. "Sie konnten besser Englisch sprechen als wir", gestand der Lehrer für Metalltechnik. Am Ende waren sie sogar so in die englische Sprache vertieft, dass ihnen die Umstellung auf Deutsch schwer fiel. "Wenn ich zuhause angerufen habe, habe ich erstmal auf Englisch angefangen zu sprechen", sagte Denny Börner.
Fließend Englisch zu sprechen war für die Schüler auch bitternötig, denn der Schüleraustausch war keinesfalls ein elftägiger Schweden-Urlaub. Schon kurz nach der Ankunft wurden die Jugendlichen ihren Gastfamilien vorgestellt, besichtigten in den kommenden Tagen die Partnerschule. In den dortigen Werkstätten setzten sie mit ihren schwedischen Partnern ein Bau-Projekt um. Sie entwarfen und stellten Feuerkörbe und Bänke für einen Kindergarten her. Eben jene Einrichtung, in der Lucas Krüger dem Wolf auf die Spur kam. Dort war er gemeinsam mit Friederike Sdorra eingesetzt. Ohne ein Wort Schwedisch verstanden sie sich mit den Kindern auf Anhieb bestens. "Wir haben mit Händen und Füßen gesprochen", sagte Lucas Krüger. Und das hat anscheinend so gut funktioniert, dass die Schüler am liebsten noch länger geblieben wären.
Für die angehenden Lagerlogistiker Matthias Hahn und Denny Börner war kein passender Betrieb gefunden worden. Doch auch für sie sollte der Schweden-Aufenthalt ein Aha-Erlebnis werden. Ein Besuch im Wasa-Werk sorgte für Staunen bei den jungen Männern. Die Produktionshallen des Herstellers von Knäckebrot, übrigens der neuen Leibspeise der sechs Berufsschüler, seien in ihren Dimensionen kaum vergleichbar zu dem, was die beiden bisher erlebt haben.
Von all ihren Erlebnissen berichteten die Berufsschüler ihrer Leiterin Gudrun Neumann, die ihren Stolz angesichts des erfolgreichen Projekts kaum verbergen konnte. Im Anschluss wurde dann bereits das nächste deutsch-schwedische Aufeinandertreffen geplant. Ende April kommen die Schweden zum Gegenbesuch.