Zahnarzt-Mangel Wie Oschersleben um künftige Zahnärzte wirbt
Studenten der Zahnmedizin sollen gefördert werden, wenn sie in Oschersleben praktizieren wollen. Ein Stipendienprogramm der Stadt wurde 2023 in Leben gerufen. Wie ist der aktuelle Stand?

Oschersleben - Die aktuelle Prognose der Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt ist alarmierend. Bis zum Jahr 2030 werden demnach weitere 600 Zahnärzte in Sachsen-Anhalt aus der vertragszahnärztlichen Versorgung ausscheiden. Wegen des anhaltenden Praxissterbens und zu wenig Nachwuchs würden dann Kapazitäten für die zahnärztliche Behandlung von mehr als 500.000 Sachsen-Anhalter fehlen.
Das Problem der zahnmedizinischen Versorgung ist schon länger bekannt, auch in Oschersleben. Bereits im Juni vergangenen Jahres hat die Stadt deshalb in Kooperation mit der Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt ein Stipendienprogramm für Zahnmedizinstudenten ins Leben gerufen. Damit will man für zukunftsfähige Zahnarztpraxen in der Stadt sorgen. „Es liegt uns eine Auswahl an verschiedensten Bewerbungen vor“, die man schon gesichtet habe, teilte Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) in der vergangenen Stadtratssitzung mit. Er antwortete damit auf die Frage von René Herbert (Fraktion FUWG-OC/OT) nach dem aktuellen Stand im Zusammenhang mit dem Stipendienprogramm. Auf Anfrage der Volksstimme teilt die Stadtverwaltung weiter mit, dass bis jetzt etwa eine Handvoll Bewerbungen eingegangen seinen.
Kanngießer verwies in der Stadtratssitzung darauf, dass die Bewerber, die ihr Studium absolvieren, erst im zweiten bis dritten Semester seien. „Wenn man die Regelstudienzeit mal zugrunde legt, dann kommen wir in Schwierigkeiten, dass sie überhaupt noch ein Praktikumsplatz in einer Praxis finden, die wir derzeit noch haben. Deshalb haben wir gesagt, wir verstärken unsere Aktivitäten nochmal anderweitig,“ so der Bürgermeister. Geplant sei demnach, Universitäten in Ostdeutschland und auch die nächstgelegenen Unis in Niedersachsen anzuschreiben, um dort über die Stipendienplätze in Oschersleben zu informieren. „Wir würden das gerne noch abwarten. Ansonsten haben wir uns darauf verständigt, dass wir aus den vorhandenen Bewerbungsunterlagen zweien den Zuschlag erteilen könnten, frühestens ab September“, teilt Kanngießer mit. Die Entscheidung über den Zuschlag werde so schnell wie möglich erfolgen, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Stipendium: Förderung von 500 Euro pro Monat
Das Stipendienprogramm der Stadt Oschersleben sieht vor, dass zwei Studierende mit jeweils 500 Euro monatlich gefördert werden, die das Zahnmedizinstudium an einer beliebigen Universität in Deutschland oder auf einem von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung geförderten Studienplätzen an der Universität Pécs in Ungarn absolvieren. Die monatliche Förderung erfolge pauschal und sei nicht zweckgebunden, so das Rathaus.
Im Gegenzug verpflichte sich der Stipendiat oder die Stipendiatin, nach dem Studium mit eigener Praxis oder als angestellter Zahnarzt in Oschersleben zu arbeiten. „Gern permanent, aber mindestens für den gleichen Zeitraum, in dem die Förderung während des Studiums in Anspruch genommen wurde“, so eine der Bedingungen für das Stipendium.