BildungWie sich Schüler einer Oschersleber Schule an einer Aktion zu Flucht und Migration beteiligen
Ein Zeichen für Solidarität soll gesetzt werden, wenn 100 XXL-Papierboote zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2024 in Berlin zu sehen sind. Das ist das Ziel der Awo-Aktion „100 Boote – 100 Millionen Menschen“. Zum ersten Mal beteiligt sich die Oschersleber Puschkin-Gemeinschaftsschule.

Oschersleben - Konzentriert beugt sich Mechthild Enick über ihre Bleistiftzeichnung. Für sie und ihre insgesamt 14 Mitschüler aus der Kunst-AG der Puschkin-Gemeinschaftsschule in Oschersleben sieht der Unterricht an diesem Tag etwas anders aus, als normalerweise. Zusammen sitzen sie in der Aula der Schule und sammeln erste Ideen, um die Themen „Flucht“ und „Migration“ künstlerisch umzusetzen.
Dabei haben sie die erste große Arbeit eigentlich schon erledigt. Die Kunst-AG der Sekundarschule nimmt an einer Aktion der Awo teil. Unter dem Titel „100 Boote - 100 Millionen Menschen“ entstehen an mehreren Orten in Sachsen-Anhalt gerade über 100 XXL-Boote aus Papier, die später bundesweit den Themen entsprechend gestaltet werden sollen. Mit dem Projekt soll nach Angaben des Wohlfahrtverbands Solidarität mit den über 100 Millionen Menschen weltweit gezeigt werden, die sich derzeit auf der Flucht befinden. Die Kunstwerke sollen dann im kommenden Jahr zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni in Berlin aufgestellt werden.
Mit dem Bau der jeweils 5 Meter langen Boote waren die Schüler der Kunst-AG demnach schnell fertig. Innerhalb von 90 Minuten standen schon sechs von ihnen aufgestellt vor der Aula. Möglicherweise half dabei eine gute Vorbereitung. Schon im Vorfeld wurde an wesentlich kleineren Papierbooten mit Hilfe der Origami-Falttechnik gebastelt, wie die Kunstlehrerin Franka Krätsch erklärt.

Falten und gestalten als einfacher Einstieg
Die Aktion sei ein relativ einfacher Einstieg, sich mit den nicht ganz einfachen Themen Flucht und Migration zu beschäftigen, teilt der Awo-Referent für Engagementförderung, Ruben Herm, vor Ort mit. „Ein Papierboot haben viele schon einmal gefaltet, aber nie in dieser Größe. Ähnlich wie bei den Themen Migration und Flucht, kann man die Herausforderung nicht alleine bewerkstelligen. Die Arbeitsteilung ist der Schlüssel dafür, ein Problem zu lösen. Und das ist sozusagen der Kern der Aktion“, sagt Herm. Zusätzlich sollen mit dem Kunstprojekt die Flüchtlinge weltweit im Fokus stehen. „Das Thema ist ein globales. Was wir hier in Europa hauptsächlich mitbekommen sind beispielsweise nicht die Flüchtlinge an der US-mexikanischen Grenze, in Palästina oder in Asien“, schildert Herm.
Die XXL-Boote bestehen demnach aus Milchkarton-Papier, das als Ausschussware von der Papierindustrie gespendet wurde. Gebaut werden sie an verschiedenen Orten im Land, darunter Kitas, Migrationsberatungen und Kirchengemeinden. Unter den vier teilnehmenden Schulen in Sachsen-Anhalt sind zum ersten Mal auch Schüler der Puschkin-Schule in Oschersleben dabei. Die Gründe nennt Schulleiterin Astrid Ribke: „Wir haben an der Schule selbst rund 20 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund, also wir haben tagtäglich mit Kindern zu tun, die eventuell diese Erfahrungen machen mussten“, so Ribke. Die Schüler der Kunst-AG hätten sich Vorfeld auf die Themen Flucht und Migration vorbereitet, „so dass sie also auch motiviert und informiert in dieses Projekt hineingehen.“
Das kann die Schülerin Mechthild Enick bestätigen. „Wir haben erstmal mit den Lehrern darüber gesprochen und uns mit den Kindergesetzen beschäftigt. Und wir hatten auch das Grundgesetz, wo wir uns belesen konnten und uns viel darüber ausgetauscht haben“, so die Neuntklässlerin. In ihren Skizzen stehen demnach zwei Bereiche im Mittelpunkt: „Einmal die Religionsverfolgung, weil das auch ein großes Thema ist und dann auch die Gesetze für Frauen in Afghanistan“, sagt Mechthild. Das Boot mit den verschiedenen Kunstwerken der Schüler aus Oschersleben soll im Oktober fertig gestaltet sein. Dann soll es in der Bodestadt bleiben, bis es dann im kommenden Jahr zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni nach Berlin geschickt wird.