1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Nachdenkliche Geschichten zum Herbst

Lesung Nachdenkliche Geschichten zum Herbst

Es war wohl Zufall. Aber genau am bundesweiten Vorlesetag waren die altmärkischen Autoren wieder zu einer Herbstlesung in Wanzer zu Gast.

Von Frank Schmarsow 22.11.2015, 19:00

Wanzer l „Wir leben in bewegten Zeiten“, sagte Edgar Kraul vom Club altmärkischer Autoren am Freitagabend nach der Begrüßung durch Bernd Kloss zu den Besuchern im Dorfgemeinschaftshaus als Einleitung der Herbstlesung. „Aber es ändert sich nicht alles im Leben, das Konstante im November zum Beispiel ist unser Leseabend hier in Wanzer nun bereits das neunte Mal und heute auch noch passend am bundesweiten Vorlesetag.“

Dieser Abend sei gleichzeitig ein Dankeschön der Ortschaft an die Bewohner und besonders die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr, des Angel- und des Mühlenvereins für deren Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung des Herbstfestes, fügte Bernd Kloss an.

Quer durch Land und Leute mit Eigentümlichkeiten, Schnurren und Hintergründen, gelesen und gesungen, führten Thomas Stein und Edgar Kraul (Musik und Liedtexte), Ulrich Bock, Birgit Conrad, Ralf Lorenz, Bärbel Nicoleit und Helga Albert. Letztere hatte einige Texte „up Platt“ mitgebracht und erinnerte darin an den Heimatdichter und Bewahrer des altmärkischen Platt Fritz Hagen, der, nun 97-jährig, geboren in Grävenitz, später in Mehrin am Kalbischen Werder ansässig gewesen, in einem Altenpflegeheim lebt.

In einem seiner Lieder dachte Thomas Stein mit Bildern aus seiner Kindheit an den Vater zurück, in einem anderen nahm er „Falsches Getue“ aufs Korn, und schließlich erzählte er, wie Ideen zu seinen Texten auf der Straße zu finden sind. Edgar Kraul hatte auch einen Prosatext im Angebot, in dem er den Helden berichten ließ, wie jener als Hamburger nach der Rückkehr in seinen Geburtsort in der Wische mit Vorurteilen früherer Spielgefährten und Schulkameraden fertig werden musste.

Birgit Conrads Geschichten basieren meist auf Geschehnissen in Familie und Verwandtschaft wie ein auf mehreren Schauplätzen angesiedelter „Doppelgeburtstag“ Ende des 2. Weltkrieges. Ulrich Bock hatte für seine Gedichte, kurz und knapp, vielfach auf Wortspiele zurückgegriffen wie der „Fahrende Ritter“ und die „Assel aus Kassel“; grotesk seine Klapphornverse. In seinen Gedichten beschriebt Ralf Lorenz unter anderem die Schicksale von Menschen, die vom Leben gebeutelt sind, auf Züge ins Ungewisse aufspringen und Auswege suchen, die keine sind.

Bärbel Nicoleit gedachte vor allem des Weihnachtsfestes: Für einen einsamen Mann wird, womit er nicht gerechnet hatte, Weihnachten zu einem Fest der Liebe in der Familie der Nachbarn. In einem weiteren Text droht Weihnachten recht traurig zu werden. Ohne Geld an der Kasse im Supermarkt: Einer alleinstehenden Frau mit Kleinkind sind 500 Euro abhanden gekommen – Spätes Fazit nach Bangen und Hoffen: Es gibt doch noch ehrliche Finder.

Alles in allem: Es war ein kurzweiliger Abend mit Getränken und Appetitshäppchen. Dazu Anregung für Geschenk- und Festideen, denn Petra Much und Iris Schrank aus Seehausen hatten Bücherkisten und Weihnachtsdeko mitgebracht.