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Abwasser Verband sieht Druckleitungen alternativlos

Für den Wasserverband gibt es am Werbener Elbtor in puncto Abwasser zum Druckleitungssystem keine Alternative. Das schmerzt die Bürger.

Von Karina Hoppe 21.05.2019, 18:00

Werben l Insgesamt 63 Einwendungen hatten den Wasserverband Stendal-Osterburg (WSVO) erreicht. Ihn und auch Werbens Bürgermeister Bernd Schulze, „dabei liegt die Sache gar nicht auf seinem Tisch“, äußerte Olaf Schmidt, Investbauleiter beim WSVO am Freitagabend. Da die Hansestadt Werben ihren Part der Regenwassererschließung aus Kostengründen vertagt, steht jetzt erst mal „nur“ der Abwasserpart im Raum. Aber der hat es für die Anwohner in sich. Denn der Anschluss ans öffentliche Netz erfolgt nicht durch das Verlegen von Leitungen im Freigefälle, sondern vor allem via Druckleitungen. Für rund 80 Haushalte in der Werbener Langen Straße, der Fischerstraße und zum kleinen Teil aus der Promenade ist dies mit dem Kauf und der Installation von Hauspumpen und damit mit zusätzlichen Kosten verbunden. Das warf für die Bürger eine Menge Fragen auf. Olaf Schmidt beantwortete sie, erbat sich für seinen Vortrag (70 Minuten) zunächst keine Fragen, „damit wir nicht den Faden verlieren“.

Schmidts Ausführungen nach hat sich der Wasserverband „sehr wohl einen Kopf um Alternativen gemacht“. Der Anschluss über ein Freigefälle wäre zwar theoretisch möglich, aber praktisch aus vielerlei Gründen nicht umsetzbar, da in dem Zusammenhang der komplette Straßenkörper hochgenommen werden und die Schmutzwasserleitung wegen bereits vorhandener Medien in 2,50 bis drei Metern Tiefe verlegt werden müsste, was in der Altstadt nicht zuletzt für die Häuser, die verschieden gegründet sind, ein Risiko darstellen würde. Und um ein Vielfaches teurer wäre, was der Wasserverband vorm Fördermittelgeber nicht rechtfertigen könnte. Auch angesichts dessen, wie wenig (und immer weniger) Menschen in Werben leben.

Überdies sollten sich die Bürger das Verlegen von Leitungen (unterm Haus durch zur Straße) über ein gesteuertes Bohrverfahren nicht so einfach vorstellen. Erstens gebe es kaum Firmen und zweitens berge der Baugrund in der Altstadt mit Sicherheit Überraschungen. Beim Verlegen einer Druckleitung über ein Bohrspülverfahren, das nun auf einige der Haushalte zukommt, sei dies nicht ganz so kompliziert.

Der Wasserverband hätte laut Schmidt gerne anders gebaut. Seit 2014 war im vom Landkreis Stendal festgeschriebenen Abwasserbeseitigungskonzept neben der Variante, die nun umgesetzt wird, eine Vorzugsvariante fixiert: Der Mischwasserkanal sollte Mischwasserkanal bleiben, wobei das Regenwasser mittels neuem Abschlagsbauwerk vom Schmutzwasser getrennt und in den Wehl geleitet wird, das Gewässer in gleichnamiger Straße. Während die untere Wasserbehörde dazu ihr Okay gab, legte die obere im September ihr Veto ein. „Und das, obwohl uns vom Landkreis damals empfohlen wurde, so zu planen. Aber mittlerweile sind die Gesetze wieder schärfer geworden.“ So sehe der Wasserverband für seinen Part also nur diese Variante: ein komplett neues Abwassernetz. Dass die Anwohner darüber nicht erfreut sind, könne er sich gut vorstellen, warnte aber davor, die Freigefälle-Variante zu idealisieren.

Nein, damals, als das Mischwasserkanalsystem gebaut beziehungsweise in Teilen erneuert wurde, sei der Wasserverband nicht Bauherr gewesen, beantwortete Olaf Schmidt eine Frage von Anwohner Christoph Schorlemmer. Lucile Thoyer dankte für die Informationen, die das Nachvollziehen nun leichter machten, „aber wie sollen sich Rentner und Hartz-IV-Empfänger das leisten?“ Mit Hauspumpe, Baukostenzuschuss, Verlegearbeiten kommen ein paar tausend Euro zusammen. Von den Folgekosten sprich Wartung und Neuanschaffungen der Hauspumpen ganz zu schweigen.

„Wenn man die ersten Kosten wenigstens zinslos beim Wasserverband abstottern könnte“, sagt Diana Dahlenburg, während Miriam Goldmann von Ernüchterung spricht. „Ich verstehe es jetzt besser, aber mich wurmt diese Ungleichbehandlung.“ Während etwa in der Fabianstraße der Straßenbaukörper in Gänze angefasst wurde, wodurch die Kosten – auch wegen früherer Erschließung – geringer waren, müssten die Elbtoranrainer nun in den sauren Apfel beißen. „Diese Lösung ist einfach nicht nachhaltig. Wir machen uns auch Sorgen um den Krach.“ Miriam Goldmann sieht Versäumnisse beim Stadtrat. Ja, es gab Ratssitzungen, Aushänge ... Aber es wäre an den Mandatsträgern gewesen, eindringlich auf die Dimension hinzuweisen. „Dann hätten sich die Leute Geld zurücklegen können.“

Indes schüttelt Werbens Bürgermeister Bernd Schulze den Kopf. „Wie willst du da Gerechtigkeit reinkriegen? Die Räbeler mit ihren Privatlösungen beim Abwasser müssten ja auf die Barrikaden gehen.“ Er selbst habe zwei Häuser gebaut, beim ersten kostete der Anschluss 3000 Euro, „beim zweiten haben wir für denselben 6800 bezahlt“. Inzwischen hatte sich die Satzung verändert. „Es wird nichts billiger auf dieser Welt.“

Vonseiten der Anwohner war bereits das Wort Anwalt gefallen, zumindest am Freitag wurde es nicht laut.