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Albrecht der Bär Denkmal-Projekt gescheitert

Veto! Der Stadtrat Werben stellt keine Städtebaumittel für das Albrecht-der-Bär-Denkmal zur Verfügung.

Von Ingo Gutsche 06.05.2020, 16:43

Werben l Die Hansestadt Werben nimmt (vorerst) Abstand von einem Denkmal für Albrecht den Bären. Die Abgeordneten stellten während der Stadtratssitzung am Dienstagabend klar, dass für sie die Finanzierung aus Städtebaufördermitteln für das Denkmal nicht in Frage kommen wird. Das Gremium widerrief somit auch die damaligen Beschlüsse: Vor sechs Jahren fasste der Rat einen Beschluss zur Errichtung einer Albrecht-Statue. Allerdings sollte der Aufbau lediglich aus Spenden-Mitteln bestritten werden.

Im September 2014 gab der damalige Stadtrat noch grünes Licht für die Wiedererrichtung eines Denkmals für den Stadtvater und früheren Askanierfürsten. Vier Jahre später folgten zwei weitere vom Rat gefasste Beschlüsse, die sich einerseits auf den Standort und andererseits auf den Bauherren bezogen. Michael Schnelle vom Arbeitskreis Albrecht der Bär konnte den Altmärkischen Heimatbund für das Projekt gewinnen, der das Denkmal im Oktober dieses Jahres am einst festgelegten Ort vor dem Romanischen Haus in Nachbarschaft von St. Johannis einweihen wollte. Am Dienstagabend kam nun das Aus für das Vorhaben, das laut Planern auch Touristen anlocken sollte.

170 000 Euro werden als Kosten für das Denkmal mit dem rund fünf Meter hohen Abbild des einstigen Markgrafen, der Werben das Stadtrecht verlieh, angegeben. Eine Summe, die aus dem Topf für Städtebau-Fördermittel fließen sollte - der Stadtrat sieht sich in der Pflicht, die Gelder, falls sie denn genehmigt werden, an anderer Stelle einzusetzen. Für die Aufwertung der Häusersubstanz, für marode Gehwege oder für einen neuen Regenwasserkanal. Als „Vetternwirtschaft“ wertete Werbens Bürgermeister den aus Magdeburg vorgegebenen Vorschlag, die Summe aus dem genannten Topf zu bestreiten. Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr in Magdeburg hätte auf CDU-Kreise der Region reagiert und Wege aufgezeigt.

Als „skandalös“ empfindet Gerd Flechner die Tatsache, dass Gelder der Städtebauförderung für das Denkmal genutzt werden sollten. „Wir haben ganz andere Probleme“, sagte der Stadtrat, der unter anderem Fachwerkhäuser oder das Komturei-Gelände meinte, die wieder auf Vordermann gebracht werden müssten. Die „Art und Weise gehört sich nicht“, sagte Benjamin Melms, der damit die bereits von Schulze angesprochene versuchte Einflussnahme aus Magdeburg ansprach. Keinesfalls „nutzbringend“ sei die Errichtung des Denkmals für Lutz Homann, der dies auch mit vielen Kritikern und Gegnern in Werben begründete.

Die geplante Gestaltung aus der Wilhelminischen Zeit (1890 bis 1914) – unter anderem hat Alb­recht eine Hand am Schwert – sprach Simone Blank an. Das sei „absolut nicht zeitgemäß“.

Werben war bereits von 1906 bis 1917 im Besitz einer Statue von Albrecht den Bären: Das Geschenk von Kaiser Wilhelm verschwand in den Wirren des Ersten Weltkriegs. Der Arbeitskreis Albrecht der Bär um Michael Schnelle favorisierte eine Kopie der damaligen Statue. Schnelle wiederum zeigte sich enttäuscht über die Diskussion. Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Insek) „steht Albrecht der Bär drin“. Und dieses sei „Grundlage für das Städtebauprogramm“, betonte Schnelle.

Wolfgang Trösken, stellvertretender Bürgermeister, konnte das keinesfalls bestätigen. Im Insek heißt es zum Denkmal, „dass noch eine Reihe von Fragen zu klären sind“. Und Bernd Schulze fügte hinzu, dass „dieses Konzept nicht bindend“ sei.

Trösken erwähnte auch die Stellungnahme des Johanniter-Ordens, der erwägt, von der bereits zugesagten finanziellen Unterstützung für die Sanierung des Romanischen Hauses Abstand zu nehmen. Neben der „unzeitgemäßen künstlerischen Darstellung“ kritisiert die Provinzialsächsische Genossenschaft des Johanniterordens auch den Standort unmittelbar vor eben jenem filigranen Romanischen Haus, das im 12. Jahrhundert entstand und zu den ältesten Profanbauten Norddeutschlands zählt. Trösken riet den Stadträten, die Diskussion um das Albrecht-Denkmal vorerst zu beenden und eine „Verschnaufpause“ einzulegen. Ines Bergmann machte deutlich, dass sie sich durchaus ein Denkmal für Albrecht den Bären in Werben vorstellen könnte – aber eben nicht in der geplanten Form aus der Wilhelminischen Zeit. Gerd Flechner gab die Anregung, dass der Eigenanteil, den der Arbeitskreis aufbringen wollte, für die Ausschreibung eines Wettbewerbs für ein zeitgenössisches Denkmal genutzt werden könnte.

Am Dienstag wurden neben der Entscheidung, keine Städtebaufördermittel für Denkmal-Zwecke zu verwenden, auch die Beschlüsse aus den Jahren 2014 und 2018 aufgehoben. Das geplante Denkmal stößt mit jetzigem Sachstand zunehmend auf Kritik, insbesondere bezogen auf den geplanten Aufstellungsort, der geplanten Darbietungsweise und den geschätzten Finanzierungsrahmen, heißt es im Beschlusstext.

Einst übernahm Ministerpräsident Reiner Haseloff die Schirmherrschaft für dieses Denkmal-Projekt. Er knüpfte sein Engagement laut jetziger Aussage an die Bereitschaft des Johanniterordens, die Hansestadt zu unterstützen. Und diese Bereitschaft war ob der Denkmalsform in Gefahr.