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Hochwasser: Hunderte freiwilliger Helfer packen an beiden Tagen kräftig mit an / Fahrzeug fährt sich am Deich fest Areal am Gutshof verwandelt sich in eine eigene Stadt

Von Ingo Gutsche 10.06.2013, 03:52

Hoffen und Bangen an der Elbe: Hunderte Helfer zieht es am Wochenende nach Büttnershof. Der Kampf gegen das Hochwasser ist in vollem Gange.

Sandauerholz/Büttnershof l "Eigentlich sind wir nicht so empfindlich", sagt Dominik Schwarz. Aber aufgrund der prekären Lage und der Situation, das sich rund 300 Meter von seinem Grundstück in Sandauerholz entfernt im Vergleich zu anderen Deichabschnitten nichts regte, ergriff er eigenverantwortlich das Zepter. Die Helfer ließen die Familien Schwarz, die nur unweit der Elbe wohnen, nicht im Stich. "Gestern haben wir bis halb zehn abends Säcke befüllt", blickte seine Schwägerin Michaela Schwarz auf den Freitag zurück.

Nur wenige Stunden später war bereits wieder Treffpunkt. Am großen Kiesberg direkt hinterm dem Deich. Um 9 Uhr ging es am Sonnabend los. Über 100 Helfer schippten Sand in die für den Deichfuß benötigten Sandsäcke. Sand ist genügend vorhanden. Dieser befindet sich bereits seit neun Jahren an der Stelle und galt eigentlich einem Projekt, auf dessen Realisierung die Menschen an der Elbe bereits sehnsüchtig warten.

Feuerwehren per Sirene alarmiert

"Der Kies liegt seit 2004 dort", erzählt Michaela Schwarz. "Für den Deichbau." Jedoch blieb es nur beim Plan, nicht bei der Ausführung. Und das ist für Dominik Schwarz die eigentliche Blamage. "Es ist traurig, dass in den vergangenen Jahren nichts passiert ist." Und so müssen die Einwohner von Sandauerholz wieder zittern. Wie 2002. Die Prognose von Dominik Schwarz fällt alles andere als rosig aus. Er denkt, dass der Wasserstandspegel höher als beim damaligen Hochwasser sein wird - und dann könnte es tragisch werden. Im Hause selbst wurden die Vorbereitungen getroffen; die wichtigesten Sachen aus dem Erdgeschoss wurden in die oben liegenden Räume gebracht.

Bereits gestern war nicht mehr viel Luft zur Deichkrone - rund 30 Zentimeter. "Kurz vor 9 Uhr waren erneut die ersten Helfer am Deich", sagt Beatrice Schwarz. Kurze Zeit später kamen die ersten Paletten an, die Fred Stoller zusammen mit anderen Helfern aus dem Stützpunkt in Büttnershof abholte.

Dort verwandelte sich das große Areal vor dem Gutshaus zu einem eigenen Ort - viele Helfer griffen an beiden Tagen zu den Schippen. Auch der Stab agiert von dort aus. Einsatzleiter Sven Engel und sein Team kamen am Wochenende kaum zur Ruhe. So wartete auch der Feuerwehrzug Süd aus der Einheitsgemeinde Osterburg mit Kameraden aus Polkau, Ballerstedt, Erxleben, Calberwisch, Düsedau und Erxleben auf seine Befehle. "Wir sind seit Sonnabend 9 Uhr hier", berichtete Heiko Fischer, der die Koordination des Zuges übernommen hat. Die Brandbekämpfer des Zuges West wurden nachalarmiert. Deshalb gingen in diversen Orten am Sonnabend die Sirenen. Neben der Unterstützung beim schippenden Hilfe-Einsatz wurden die Feuerwehr-Angehörigen auch an den Deichabschnitt bei Rosenhof gerufen, um diesen mit Sandsäcken zu verstärken.

Bereits zur Hochwasser-Zeit im August 2002 war Heiko Fischer im Einsatz. "Damals waren wir mit der Erxlebener Feuerwehr eine ganze Woche am Deich", blickte er zurück. Und kam zum Fazit: "Es waren viel mehr Helfer von Bundeswehr und THW vor Ort als jetzt." Aber zum Glück gibt es sie - die Bundeswehr-Angehörigen.

30 Tonnen Sand umgeben Raupe

Diese sorgten nicht nur für einen "Sandsäckewall" in Rosenhof und Osterholz, sondern waren auch bei einem anderen Einsatz gefragt: Eine Raupe fuhr sich am Sonnabend auf dem Weg unterhalb des Deiches zwischen Büttnershof und Sandauerholz fest. Die Verantwortlichen entschieden, sie dort zu belassen, um den Deich nicht zu schädigen. Da eine Unterspülung mit Sickerwasser droht, wurde die Technik mit rund 30 Tonnen Sandsäcken umgeben.

Brenzlig war die Situation auch in Rosenhof und Osterholz. Lesen Sie dazu den Bericht auf Seite 14.