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Kunst Arneburg: Heinrich-Skulptur nimmt Formen an

Ein Großteil der Arbeit ist bewältigt: Eckhard Herrmann aus Eberswalde konzentriert sich seit November des Vorjahres auf die Figur Heinrichs I. Der frühere König soll für die Geburtsstunde Arneburgs verantwortlich sein. Deshalb möchte die Stadt ihn mit einer Figur würdigen.

Von Ingo Gutsche 05.08.2021, 16:29
Noch nicht vollkommen ? aber schon sehr fortgeschritten: Die kupferne Figur Heinrich I. entsteht im Atelier von Eckhard Herrmann im Eberswalder Ortsteil Eisenspalterei.
Noch nicht vollkommen ? aber schon sehr fortgeschritten: Die kupferne Figur Heinrich I. entsteht im Atelier von Eckhard Herrmann im Eberswalder Ortsteil Eisenspalterei. Foto: Herrmann

Arneburg l Heinrich I. hat bereits seine enorme Gestalt angenommen. Die kupferne Figur ist noch im Atelier von Metallbildhauer Eckhard Herrmann im zu Eberswalde gehörenden Ortsteil Eisenspalterei beheimatet. Der Künstler hat bereits über 500 Stunden an dem Werk gearbeitet und schätzt ein, dass es im Herbst fertig wird. Dann zieht Heinrich I. um – nach Arneburg.

Die Elbestadt möchte mit der über zwei Meter großen Figur den Burgberg bereichern. Herrmann präsentierte seine Entwürfe in der Arneburger Stadthalle, der Stadtrat legte sich auf den stehenden Heinrich, in den Händen einen Plan haltend, fest. Seit November des vorigen Jahres ist der Künstler an dem Arneburger Auftrag tätig. „Die letzte größere Arbeit in meinem Berufsleben“, legt sich der 72-Jährige fest. Ein Großteil der Heinrich-Statue ist bewältigt. Und damit auch Details, wie die Fingernägel oder der Gesichtsausdruck. Herrmann, der von 1969 bis 1974 an der Burg Giebichenstein (Halle/Saale) studierte, begann die Arbeit mit dem Kopf. „Ich beginne immer oben. Obwohl die meisten Künstler unten und somit mit den Füßen beginnen“, sagt er. Es entstanden mehrere Teile, die er dann zu der fertigen Figur zusammen fügt. Das Verschmelzen geschieht mittels Löten und Schweißen. Mittlerweile ist Eckhard Herrmann, der bereits vom ehemaligen Studienkollegen Rüdiger Laleike aus Stendal, der keinen unerheblichen Anteil bei der „Vermittlung“ des Künstlers hatte, Besuch erhielt, bei den Schuhen seiner Figur angelangt. Er verriet, dass die Fußsohle Löcher erhält. Diese sind zur späteren Befestigung gedacht. Voraussichtlich wird Heinrich I. auf einem Findling platziert.

Die vergangenen Monate konzentrierte sich Eckhard Herrmann auf den Auftrag für Arneburg. In seinem Atelier drehte es sich nur um Heinrich. Seit 18 Jahren fühlt sich der Eberswalder in seinen Räumen in einem alten Walzwerk, rund sieben Kilometer von seiner Wohnung entfernt gelegen, wohl. Bereits vor 400 Jahren wurde an diesem Ort, der sich zwischen Eberswalde und Finow befindet, Metall verarbeitet. Dieser Industriezweig hat sich dort verabschiedet. „Ich sage immer: Ich bin der letzte Mohikaner“, sieht sich Eckhard Herrmann als den letzten dort noch Tätigen, der mit Metall hantiert. Übrigens bannte der Landschaftsmaler Carl Blechen (1798 – 1840) das frühere Walzwerk auf Papier. Sein Gemälde „Walzwerk Neustadt-Eberswalde“ wird in der Alten Nationalgalerie in Berlin gezeigt.

Ein Falke soll das Gewand zieren

Herrmanns künstlerische Handschrift ist in vielen Teilen unseres Landes zu sehen. Beispielsweise in Stolpe im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Für den Ort an der Peene schuf der Eberswalder elf lustige Plastiken, elf Mönche. Und es kam die Anfrage, ob er nicht noch einen zwölften Mönch anfertigen möchte, bestätigte der 72-Jährige. „Aber erst nach Heinrich“, betont er. Damit bleibt er seiner Linie, sich zunächst nur auf die Heinrich-Skulptur zu konzentrieren, treu. Druck verspüre er ohnehin keinen. Denn einen festen Abgabe-Termin gibt es nicht. So könne er auch mal nach fünf Stunden die Arbeit ruhen lassen. Der Metallbildhauer, der auch das Stadtbild in seiner Heimatstadt mit mehreren Skulpturen aufwertete, wird vermutlich ein Jahr für seine letzte große Figur benötigen. Ein Ende für Oktober/November hält er für realistisch.

„Ich bemühe mich“, ist der Künstler zurückhaltend, wenn es um die bisherige Einschätzung von Heinrich I. geht. In den 47 Berufsjahren konnte er nach eigener Aussage den Großteil seiner Kunden überzeugen. Und er ist stolz, den früheren Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches für Arneburg darstellen zu dürfen. Was keineswegs so einfach sei. Denn von der im 10. Jahrhundert gelebten Person gebe es keine Bilder.

Deshalb besuchte Eckhard Herrmann auch die Sonder-Ausstellung über den früheren König in Quedlinburg, die 2019 und auch Anfang 2020 zu besichtigen war und ließ sich inspirieren. Heinrichs Leichnam soll in Quedlinburg bestattet worden sein. Bei der Arbeit konnte er seiner künstlerischen Freiheit freien Lauf lassen. Die Krone als Zeichen der Macht, das Schwert als Zeichen der Wehrhaftigkeit, der Plan zur Verteidigung gegen die Ungarn und ein majestätisches Gewand dürfen für ihn nicht fehlen. Der spätere Beiname, Heinrich, der Vogler, sollte ebenfalls einfließen. Den Gedanken, ihm ein Vögelchen auf die Schulter zu setzen, hat er verworfen. Ein Anruf eines Professors, der auch Bücher über jene Person schrieb, hat ihn beeinflusst. „Er meinte, ein auf die Schulter gesetzter Vogel sei für solch eine Person eine Abwertung“, zitiert Herrmann den Anrufer. Ein Falke auf dem Arm wäre die bessere Wahl – allerdings sind bei seiner Figur beide Hände bereits mit dem Halten des Planes „beschäftigt“.

Dennoch könnte sich der Falke in der Skulptur wiederfinden: „Auf dem hinteren Gewand“, so die Idee von Herrmann. Das Gewand ist das letzte Teil von Arneburgs Heinrich, ein Unikat. In einigen Wochen ist er komplett.

Der Kultur- und Heimatverein aus Arneburg regte die Heinrich-Figur an. Daraufhin wurde eine Arbeitsgruppe „Burgberg“ ins Leben gerufen, in der sich mehrere Einwohner, darunter auch Stadträte, einbrachten.