Stendaler Arbeitsagentur vermittelt nur 70 deutsche Erntehelfer Ausländer fahren Spargelernte ein
Stendal. Auf den Spargelfeldern der Region wird Polnisch und Rumänisch gesprochen. Bauern haben es so gut wie aufgegeben, noch deutsche Arbeitskräfte für die schwere Arbeit einzustellen. Es wird ihnen eine "Verwöhntheit" vorgeworfen.
Seit rund vier Wochen läuft in der Region die Spargelernte. Auf den Feldern sind fast ausschließlich polnische und rumänische Arbeiter im Einsatz. "Deutsche wollen diese Arbeit nicht mehr machen", sagt Spargel-Unternehmer Klaus Heinl aus Plätz. Mit modernen Maschinen bewirtschaftet der Landwirt rund 60 Hektar.
Von zehn Leuten einer gekommen
Seit 35 Jahren betreibt Heinl das Geschäft mit dem Spargel. Er habe es aber nahezu aufgegeben, noch deutsche Arbeitskräfte für die Arbeit anzuwerben. "Die sind einfach verwöhnt", sagt er mit einem gewissen Groll. Er bezahle seine Leute fair nach dem Gartenbau-Tarif, schildert Heinl. Trotzdem könne er die Stellen nicht besetzen. Er habe in diesem Jahr auch wieder einige Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet. "Von zehn Leuten, die mir die Agentur vorgeschlagen hat, ist einer gekommen", so der Spargelbauer.
Nach Angaben der Arbeitsagentur in Stendal konnten bisher 70 Arbeitslose in die Saisonarbeit vermittelt werden, vorwiegend in den Spargelverkauf. Insgesamt sind der Agentur allerdings 116 sozialversicherungspflichtige Jobs gemeldet worden, davon 54 als Verkäufer, 14 als Sortierer und 47 als Stecker sowie für einen ein Lkw-Fahrer.
Wie viele ausländische Arbeitskräfte für die Spargelsaison in die Region kommen, weiß die Agentur nicht mehr, da es seit 2011 die Freizügigkeitsregelung für ausländische Arbeitnehmer aus den EU-Ländern gibt. Bis dahin durften die Arbeitgeber nur einen Anteil an ausländischen Arbeitskräften von 80 Prozent haben. "Arbeitgeber müssen seither keine Anträge mehr bei der Agentur stellen oder andere Meldungen vornehmen", sagt Yvonne Papke, die Pressesprecherin der Agentur. Zahlen über ausländische Arbeitskräfte in der Region gibt es entsprechend nicht mehr. Ohnehin beschäftigen nach Angaben von Papke die Arbeitgeber wiederkehrend dieselben Personen, ohne die Vermittlung der Agentur in Anspruch zu nehmen.
"Es ist eine sehr schwere Sauarbeit"
"Ich habe seit zwei Jahren ausschließlich ausländische Erntehelfer auf dem Feld", sagt Spargelbauer Tim Garlipp aus Schelldorf. "Es ist eine sehr schwere Sauarbeit", so Galipp, der seit 17 Jahren im Spargelgeschäft ist. Bei ihm arbeiten ausschließlich polnische und rumänische Arbeitskräfte.
Deutsche Arbeitnehmer sind dagegen im Erntegeschäft kaum noch anzutreffen. "Die Anzahl potenzieller Arbeitnehmer, die bereit und in der Lage sind als Erntehelfer eine Saisonbeschäftigung aufzunehmen, ist stark zurückgegangen", sagt Papke. Während es 2010 noch 520 Bewerber gab, sei die Zahl im vergangenen Jahr bis auf 252 Arbeitslose im Agenturbereich zurückgegangen. "Gründe hierfür liegen in den gesundheitlichen Voraussetzungen, aber auch in der fehlende Mobilität", sagt die Pressesprecherin. In der Regel werde von den Arbeitskräften ein eigenes Auto erwartet.
Arbeitslose, die in diesen Bewerberpool eingeordnet werden, müssen die Saisonarbeit aufnehmen, sofern sie nicht gesundheitliche Einschränkungen durch gesetzliches Artest nachweisen können. "Es droht den Arbeitslosen eine Sperrzeit, ein Ruhen des Leistungsanspruchs", sagt Papke.