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Bürgermeister-Abwahl Reaktionen auf Werbener Antrag gemischt

Der Stadtrat Werben will Bürgermeister Wolfgang Tacke loswerden. Zehn Räte unterschrieben dafür, Tackes Vorgänger sehen dies skeptisch.

Von Karina Hoppe 06.09.2017, 16:04

Werben l Bis zum letzten öffentlichen Tagesordnungspunkt verlief die Ratssitzung am Dienstag vergleichsweise normal ab. Mit den typischen „Werbener Spitzen“ zwar, aber ein „Crash“ hat sich nach außen nicht zwingend angedeutet, sodass in den Antrag Eingeweihte sich fragten: Kommt er noch? Kommt er nicht? Er kam. Es war Stadtratsmitglied Michael Nix, der unter „Anfragen, Anregungen der Stadtratsmitglieder“ das Papier zückte und laut vorlas: „Wir unterzeichnenden Mitglieder des Stadtrates der Hansestadt Werben stellen hiermit den Antrag, das Verfahren zur Abwahl des Bürgermeisters (...) Wolfgang Tacke einzuleiten.“ Neun Unterschriften (zwei Drittel des Rats) musste der Antrag rein rechtlich haben, zehn hatte er: die von Lothar Bahlke, Doreen Behrens, Bernd Schulze, Kerstin Handge, Benjamin Melms, Michael Nix, Tina Reppenhagen, Lutz Homann, Torsten Schatz und Michael Schnelle. Es „fehlten“ nur Sven Deuschle und Wolfgang Trösken.

Michael Nix, der sich vor das Abwahlverfahren gespannt hat, äußerte im Vorfeld des Antrages einige Kritikpunkte. Es ging etwa um „die Sache mit dem Jugendclub“, eine (immer noch) schiefe Laterne in den Schadewachten und die Tatsache, dass Tacke bei wichtigen Terminen nicht anwesend sei. Nix betonte, dass es sich um „viele kleine Sachen“ handele, die nicht mehr tragbar seien. Unterm Strich würde Tacke, was auch Michael Schnelle und Wolfgang Trösken in Sitzungen schon mehrmals verlauteten, nicht genug Einsatz zeigen. Der Bürgermeister rechtfertigte sich, er war sehr wohl bei der Feuerwehr-Stadtrallye anwesend, wenn auch erst am Nachmittag und in Sachen Laterne habe er alles ihm Mögliche veranlasst, das Bürgermeisteramt sei immer noch ein Ehrenamt. Perplex äußerte er hiernach: „Ich bin im Moment nicht in der Lage, geradeaus zu denken.“ Und: „Das ist eine ganz üble fadenscheinige Intrige.“ Tacke übergab nach Ende des öffentlichen Sitzungsteils seine Unterlagen an Bernd Schulze und verließ das Rathaus. Gestern gefragt, bat er um Verständnis dafür, dass er keine Stellungnahme abgeben möchte.

VG-Bürgermeister René Schernikau, während der Sitzung anwesend, zeigte sich froh, dass der Antrag in sachlichem Ton rübergebracht worden sei. Davon ab bescheinige er Tacke, dass dieser früher geübte Kritik seitens des Stadtrates ernstgenommen „und sich immer stärker in die Arbeit eingefuchst hat“. Letztendlich entscheide aber der Rat, „er ist der erste Dienstherr des Bürgermeisters“. Schernikau habe bereits den Landrat und die Kommunalaufsicht über den Abwahlantrag informiert.

Laut dem vorherigen und seinerzeit zurückgetretenen Werbener Bürgermeister Jochen Hufschmidt habe der Stadtrat noch nicht gelernt, wie man ganz sachlich Themen angeht. „Die Art und Weise, wie er mit seinen Bürgermeistern umgeht, ist eines Stadtrates unwürdig.“ Auch Hufschmidt selbst übe zuweilen Kritik an Tacke, „aber ich stelle mich hier hinter ihn“. Mehr noch: „Ich bin enttäuscht von der UWG, über die ich in den VG-Rat kam. Dass sie sich vor so einen Karren spannt, wird für mich Konsequenzen haben.“

Hufschmidts Vorgänger Volkmar Haase, der in der Sitzung anwesend war, zeigt sich auch enttäuscht. „Man wollte hier keine gemeinsame Lösung finden. Es ist normal, dass der Bürgermeister sich im ersten Jahr noch sortieren muss, mit Rat und Verwaltung.“ Tacke wurde von der Mehrheit gewählt, danach habe der Rat erstmal zu handeln. Nicht mal ein Jahr sei für so einen rabiaten Schritt viel zu früh.

Die nächste Ratssitzung ist für den 26. September avisiert. Auch wegen der notwendigen Vergabe der Landrevision (Fähre) bat Schernikau den Rat um Anwesenheit.