Hans Joachim Müller seit fast 23 Jahren Direktor am Gymnasium / Abschied am 16. Juli Der dienstälteste Schulleiter geht von Bord
Dem Abschied aus dem Berufsleben sieht man meist mit gemischten Gefühlen entgegen. Da ist einerseits die Vorfreude auf Neues, andererseits aber auch die Gewissheit, dass eine wichtige Zeit endet. So wie für den Direktor des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums Osterburg, Hans-Joachim Müller.
Osterburg l "Es war nicht so, dass Lehrer mein Traumberuf aus Kindertagen war. Ich wusste bis kurz vor dem Abitur gar noch nicht so recht, was ich studieren sollte. Aber dann sprach mich mein Klassenleiter an. Der meinte, aus mir könnte ein ganz passabler Lehrer werden. Ich habe mir seine Worte zu Herzen genommen und mich in Güstrow beworben. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass es mit dem Pädagogikstudium geklappt hat, denn mit den Jahren habe ich immer mehr gespürt, dass Lehrer nicht nur ein Beruf, sondern auch Berufung und ein wertvolles Geschenk ist."
Wenn Hans-Joachim Müller heute auf seine Jahre im Schuldienst zurückblickt, erinnert er sich an viele positive, berührende und heitere Momente im Unterricht und im Kollegenkreis. Dazu gehören auch die wertvollen Erfahrungen als Klassenleiter. "Ich habe nur eine einzige Klasse als Klassenleiter begleitet, und mit diesen Schülern, die vor 30 Jahren ihr Abitur gemacht haben, bin ich vor wenigen Tagen beim Klassentreffen zusammen gekommen. Nur wenige der ehemaligen Schüler haben gefehlt. Das war wirklich schön und auch sehr emotional," erklärt Müller.
Noch ein anderes schönes Erlebnis mit seinen Schülern ist ihm lebhaft in Erinnerung: "Es war vor ein paar Jahren an meinem Geburtstag. Da ließen mich die Schüler einer 11. Klasse zu Unterrichtsbeginn nicht in den Raum. Ich wartete also notgedrungen vor der Tür, und mir war zuerst gar nicht recht wohl dabei. Aber als mich die Schüler dann in den Klassenraum holten, sah ich, dass sie ein ganz tolles Frühstücksbüfett aufgebaut hatten. Eine gelungene Überraschung, und natürlich drehte sich in dieser Unterrichtsstunde nur noch alles um gesunde Ernährung."
Einzelkämpfer nur so gut wie sein Team
Viele Episoden könnte Hans-Joachim Müller aus seinen Jahren als Schulleiter und Lehrer erzählen. Aber es gab auch schwierige Zeiten, die nicht spurlos an ihm vorübergingen. Die Wendezeit gehört dazu, in der sich die Schullandschaft stark veränderte. Vor allem das Schuljahr 1991/92 gestaltete sich kompliziert, weil im Gebäude an der Werbener Straße umfangreiche Bauarbeiten vorgenommen wurden, sodass der Unterricht während der Nachmittagsstunden in den Räumen der Osterburger Sekundarschule erfolgen musste, mehrmals war auch sonnabends Unterricht angesetzt. Umso glücklicher waren Schüler und Lehrer, als der Schulbetrieb wieder in den eigenen Wänden des Gymnasiums aufgenommen werden konnten.
Müller übernahm am 1.August 1990 "den Chefsessel" der Osterburger Bildungsstätte. Damit ist er der dienstälteste Schulleiter in der Altmark. Gegenwärtig besuchen rund 700 Schüler das Gymnasium, die von etwa 60 Pädagogen unterrichtet werden.
Bittere Erfahrungen machte Hans-Joachim Müller in seiner Funktion als Schulleiter, als es um die Zusammenlegung mit dem Seehäuser Gymnasiums ging. "Sachliche Argumente zählten leider nicht, die Stimmung war aufgeheizt. Das konnte ich teilweise auch nachvollziehen. Viel schlimmer waren die persönlichen Angriffe, die auch menschlich sehr an die Substanz gegangen sind. Heute stellen sich viele Fragen von damals gar nicht mehr. Das Kollegium ist zusammengewachsen und zieht an einem Strang. Die Schüler aus dem Seehäuser Bereich sind ebenfalls bestmöglich integriert", sagt der Schul- leiter.
Müller betont, dass jeder Einzelkämpfer nur so gut sein kann wie das Team, das hinter ihm steht. Dazu gehören für ihn in erster Linie seine Mitstreiter aus der Schulleitung. Früher waren es Hannes Bethge, Ines Peller und Hans-Joachim Lehmann. Heute sind es Andreas Schulz, Ines Peller und Elke Hein. Außerdem lobt er sein zuverlässiges Vorzimmer-Duo, die Schulsachbearbeiterinnen Kerstin Handel und Gabriela Preuß. "Sie behalten immer den Überblick und erinnern mich an jeden Termin. Was wäre ich ohne sie ..."
Mehr Selbstständigkeit hätte gut getan
Zum Ende seiner Zeit als Schulleiter möchte Müller auch allen anderen Partnern, zum Beispiel von Landkreis und Schulamt, aber auch vom Freundeskreis des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums, vielen Eltern und Lehrer-Kollegen für gute und oft langjährige Zusammenarbeit danken.
"Manches hätte einfacher sein können, wenn man uns bei unseren Entscheidungen mehr Selbstständigkeit zugestanden hätte", betont Müller rückblickend. Jetzt richtet sich sein Blick jedoch mehr in eine andere Richtung: "Ich freue mich schon auf die freie Zeit, die ich mit meiner Frau, den erwachsenen Kindern und meiner kleinen Enkelin Leni verbringen möchte."
"Weil meine Frau noch arbeiten geht, kann ich ihr jetzt den Rücken im Haushalt freihalten, damit wir noch öfter etwas gemeinsam unternehmen können. Und natürlich wird auch mein Kontakt zur Schule bestehen bleiben. Auf jeden Fall will ich in der Lehrer-Rentner-Runde mit dabei sein, die sich alle vier Wochen trifft.
Auch die schöne Tradition, dass sich alle männlichen Kollegen Himmelfahrt zu Sport und Grillen zusammenfinden, werde ich gern weiterhin pflegen", sagt Müller. Die Arbeit mit den Schülern habe ihm von Anfang an bis zum Schluss immer sehr viel Spaß gemacht, obwohl man es heute mit einer anderen Generation von Jugendlichen zu tun hat, unterstreicht er.
Dem Gymnasium wünscht er, dass bald ein kompetenter Nachfolger berufen wird, bei dem die Amtsgeschäfte in guten Händen sind und dass die lange Zeit vernachlässigte Bautätigkeit bald beginnen möge.