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Landsmannschaft der Ostpreußen des Altkreises Osterburg feiern im "La Palma" Vielbaum ihr 20-jähriges Bestehen "Die Heimat ist uns in dieser Zeit näher gekommen"

Von Andreas Puls 16.04.2012, 05:24

Ihr 20-jähriges Bestehen feierte am Sonnabend die Landsmannschaft der Ostpreußen des Altkreises Osterburg im Veranstaltungszentrum "La Palma" in Vielbaum. Der Vorsitzende, Joachim Hans Domscheid, blickte in seiner Festrede zurück auf die außerordentlich aktive Vereinsgeschichte.

Vielbaum l Bereits vormittags begann die Festveranstaltung im "La Palma". Joachim Hans Domscheid begrüßte die zahlreichen Gäste, unter ihnen auch Landrat Jörg Hellmuth, den Stendaler Kreisvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen (BdV), Hartwig von Bach und Vertreter der Ostpreußen-Kreisgruppen aus den Regionen Stendal/Tangermünde, Gardelegen/Salzwedel sowie anderer Vertriebenenverbände.

Hellmuth beglückwünschte die Landsmannschaft zu ihrem Jubiläum. Er erinnerte daran, dass er ebenfalls vor 20 Jahren erstmals zum Landrat gewählt wurde - seinerzeit noch im eigenständigen Kreis Havelberg. Der Landrat würdigte die Arbeit der Vertriebenengruppen und gab den Ostpreußen mit auf den Weg: "Halten Sie durch!". Nächste Rednerin war das Vorstandsmitglied Gisela Wolf. Sie erinnerte an das erste Treffen der ostpreußischen Landsleute Anfang 1992 im seinerzeit völlig überfüllten Lückstedter Saal.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen blickte Domscheid auf die 20-jährige Geschichte der Landsmannschaft zurück. und zog eine positive Bilanz der Arbeit. Einführend holte er allerdings noch weiter aus. "Vor nunmehr 67 Jahren mussten wir unsere Heimat verlassen. In der DDR wurden wir als Umsiedler bezeichnet." Sehr unterschiedlich, so Domscheid, sei die Entwicklung der Vertriebenen in beiden deutschen Staaten verlaufen. Er erinnerte an die Vorteile des Marshallplans in Westdeutschland und die frühzeitige Möglichkeit der Vertriebenen, sich zu organisieren. Die Abarbeitung der Kriegsschulden habe dagegen die DDR geprägt.

Landsmannschaft gründete sich 1992 mit 120 Mitgliedern

"Nach der Wende sahen auch wir die Zeit gekommen, uns zu organisieren. Am 15. Januar 1992 fand auf Inititiative von Gisela und Paul Wolf in der Gaststätte Lückstedt eine erste Versammlung zur Vorbereitung der Gründung einer Landsmannschaft statt. Über 100 Landsleute hatten sich eingefunden." Es wurde ein provisorischer Vorstand gebildet. Zum Vorsitzenden war Gustav Adolf Boss gewählt worden. Am 10. April und damit fast auf den Tag genau vor 20 Jahren ging dann die eigentliche Gründungsversammlung über die Bühne.

"Wir haben 120 Mitglieder aufgenommen. Besondere Verdienste hat sich in der Gründungsphae und in den Jahren danach unser Vorsitzender Gustav Adolf Boss erworben, den wir nie vergessen werden", betonte Domscheid. Und er fügte hinzu: "Die Heimat ist uns in der Zeit wieder näher gekommen. Unser erklärtes Ziel war es von Anfang an, die Liebe und Treue zur Heimat auszubauen und zu festigen. Dabei sind wir gut voran gekommen."

Im weiteren Verlauf seiner Rede ließ der Vorsitzende die zahlreichen Verantaltungen und sonstigen Aktivitäten des Vereins Revue passieren. Er erinnerte unter anderem an die Vielzahl von Treffen in kleinerem und größeren Rahmen im Kreise der Ostpreußen und gemeinsam mit anderen Vertriebenenorganisationen. Ein wesentlicher Bestandteil der Aktivitäten waren die Reisen in die Heimatgebiete. "Wir haben dabei nicht nur die Heimat neu kennen und lieben gelernt, sondern es sind auch rege und enge Verbindungen mit deutschen Minderheiten in den Heimatregionen entstanden." Domscheid lobte in diesem Zusammenhnag auch die Initiativen des Ehepaars Grützmacher aus Seehausen. Aber auch Nachdenkliches war in der Rede des Vorsitzenden zu vernehmen. Wie weit die Zeit voran geschritten ist, belegt die heutige Zahl der Mitglieder der Landsmannschaft der Ostpreußen des Bereichs Osterburg von nur noch 75; davon 30 Gründungsmitglieder, die anlässlich des Jubiläums allesamt eine Ehrenurkunde erhielten. "Vertreibung bleibt Unrecht. Tun wir gemeinsam alles, unsere Heimat nicht zu vergessen und diesen Gedanken auch unseren Kindern und Enkeln weiter zu geben", schloss Joachim Hans Domscheid seine Rede.

Glückwünsche zum 20-Jährigen überbrachte auch Hartwig von Bach. Er griff in seiner Rede den Gedanken Domscheids hinsichtlich der schrumpfenden Mitgliederzahlen auf. "Auf Grund der biologischen Entwicklung haben alle Vertriebenenvereine und -gruppen mit diesem Problem zu kämpfen."

Bach: "Wir werden weiter zusammenrücken müssen."

"Wir werden in den nächsten Jahren weiter zusammenrücken müssen, um unsere Arbeit effektiv weiter fortzusetzen", sagte von Bach. Wie der BdV-Kreisvorsitzende weiter ausführte, habe der Vorstand auf Kreis- und Landesebene beschlossen, aus Anlass des Jubiläums der ostpreußischen Landsleute verdienstvolle Mitglieder auszuzeichnen. Die Ehrennadel des BdV-Landesverbandes ging an Gerd und Christa Grützmacher. die am Sonnabend an der Feier nicht teilnehmen konnten. Sie bekommen die Auszeichnung nachgereicht. Eine Anerkennungsurkunde für ihre Verdienste überreichte Bach unter dem Beifall des Anwesenden außerdem an Joachim Hans Domscheid und Gisela Wolf.

Für die musikalische Umrahmung sorgte bei der Feier der Shantychor des Marinevereins Wittenberge, "De Buhnenkieker". "Aus Anlass Ihres Jubiläums weichen wir heute einmal von unserem Programm ab und singen zum Auftakt zwei Lieder aus Ihrer Heimat", begrüßte Chorleiter Dieter Reichhardt die Zuhörer. Es erklang das Ostpreußenlied und "Ännchen von Tharau". Mit überwiegend maritimen Klängen sorgte das Männer-Ensemble dann im weiteren Verlauf für Unterhaltung. Mit einem gemeisamen Kaffeetrinken klang die gelungene Jubilaumveranstaltung aus.