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Premiere im Dorfkrug / Gelungener Start in die Jubiläumsspielzeit / Goswin Moniac führt über das längste Stück des Ensembles Regie Dorftheater: "De Queen vun Quekenbüttel"

Von Ralf Franke 19.03.2012, 04:17

Die zehnte Spielzeit des Dorftheaters Gladigau ist eröffnet. Mit "De Queen vun Quekenbüttel" haben die Akteure auch ein würdiges Stück für das Jubiläum einstudiert.

Gladigau l "Nein, ich bin mit der Generalprobe nicht zufrieden", gab der Regisseur des neuen Stücks im Dorftheater Gladigau, Goswin Moniac, am Freitagabend zu Protokoll. Und ohne Zweifel wird der frühere Intendant des Theaters der Altmark, der in der Jubiläumsspielzeit zum dritten Mal nacheinander die Fäden in den Händen hält, seinen Akteuren in der Auswertung unter Ausschluss der Öffentlichkeit einiges mit auf den Weg gegeben haben, was sich an "De Qeen vun Quekenbüttel" noch verbessern lässt. Aber wer das Lächeln auf seinem Gesicht während der Probe gesehen und gehört hat, mit welchem Respekt er vom Aufwand und der Leistung der Schauspieler sowie der Helfer spricht, die die Plattkomödie seit September einstudieren, weiß, dass der Schmersauer zumindest zum Teil geflunkert hat.

Hintergrund ist wohl vor allem der Aberglaube der Theaterleute. Eine Regel besagt nämlich, wenn bei der Generalprobe gepatzt wird, klappt es bei der Premiere umso besser. Falls es eines letzten Indizes für eine ansprechende Leistung des Ensembles bedurfte, reichte am Freitagabend ein Blick zu seiner Frau Ingrid Birkholz. Die Profi-Schauspielerin amüsierte sich bei der Generalprobe jedenfalls köstlich.

Nicht anders die knapp 100 Gäste der ersten Vorstellung, die am Sonnabend im Dörpschen Krug über die Bühne ging und für die die Laiendarsteller den fast schon gewohnt großen Applaus und Anerkennung ernteten. Denn im zehnten Jahr haben die Akteure mit "De Queen von Quekenbüttel" zwar nicht den ersten Dreiakter (den gab es schon einmal zum Fünfjährigen), aber das längste und anspruchsvollste Stück einstudiert. Die Seiten des Drehbuchs haben sich im Vergleich zu Vorjahren von gut 40 auf über 80 verdoppelt. Das Ergebnis sind über 100 Minuten reine Spielzeit, in denen es immer etwas zu sagen und damit zwangsläufig auch etwas zu lachen gibt.

Den größten Textteil dürften Ursula Müller, die als Hermine Kohrs mit dem Vermögen ihres verstorbenen Mannes größter Sponsor der Gemeinde ist, und ihre Bühnenschwester Marlene Jensen, alias Christine Neumann, abgefasst haben. Die wohl schwerste Sprachhürden musste Otto Kaumann nehmen, der im Stück den Charmeur Sigi Kliefoth mimt, der wiederum unter dem Synonym Carlo Belistrini als Heiler, Hypnotiseur sowie Beerdigungskünstler praktiziert. Er musste sein Platt streckenweise mit italienischem Dialekt würzen, bevor er seine Jugendliebe Hermine in den Arm nehmen und sich seinem unehelichen Sohn zu erkennen geben darf.

Während Torsten Dahms als Sohn Detlef und als schrulliger Wanzen-Forscher ("de kieckt dem Krabbeltüch beim Bommsen to"), ebenso sein komödiantisches Talent ausspielen darf wie Hermines Krankenschwester Dörte Heuer (Manuela Wegner), muss sich Beate Henning als Bürgermeisterin Antje ganz auf ihren ernsten Part konzentrieren. Der hat es in sich. Denn sie soll für den Junggesellen Detlef nach dem Willen seiner Mutter nicht nur den Bürgermeisterstuhl räumen, sondern auch noch seine Frau werden. Das passende Geschenk zum 35. Geburtstag ihres Sohnes, meint die Spenderin, die damit droht, der Kommune den Geldhahn abzudrehen. Was ungewöhnlich für die Beteiligten ist, wo die Dorfkönigin doch nicht nur für Freizeiteinrichtungen, Vereine und ein Altenheim spendet, sondern gerne auch mal für ihre Ruhe Geld ausgibt: "De Gesangsverein kriegt dusend Euro, unger de Bedingung, dat he on mien Beerdigung nich singt. De piepen doch all tosammen op dat letzte Lock".

Für die Rolle der frommen Tratschtante Frau Maienschein ("een von den Pastor sin Kanzelschwalben") hat Goswin Moniac mit Simone Wiesner sozusagen ins Schwarze getroffen. Als Perle vom "Häkelbütelclub", die einer Kuh das Kalb abschwatzen könnte, überzeugt sie genauso wie alle anderen Darsteller, die kaum auf das Flüstern der Souffleuse angewiesen sind.

Insgesamt 18 Mal wird das Stück aufgeführt. Karten für die Jubiläumsspielzeit sind jedoch längst vergriffen.