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Dorftheater Stadtfrollein sorgt für Stimmung

Die Akteure des Dorftheaters Gladigau müssen erst einigen Mist wegschaufeln, ehe der Haussegen wieder gerade hängt. Dem Publikum gefällt es.

Von Astrid Mathis 11.03.2019, 09:00

Gladigau l Der Hahn kräht, die Vögel zwitschern, die Kühe muhen... Ja, wir sind in dem Stück „Dat Stadtfrollein“ von Jürgen Borcherdt angekommen.

„Ik bün up aans jefasst“, erklärt Else Brütt irgendwann frohlockend. Und auf alles gefasst sein dürfen auch die Zuschauer, die bis zum 31. März die 10. Regie-Arbeit von Norbert Lazay erleben dürfen.

Else Brütt ist die in die Jahre gekommene Schwester von Hans Detlef Brütt, seines Zeichens Ortsvorsteher, der pausenlos vor sich hin „gnaddert“ und in seinem Nachbarn Jochen einen passenden Gnadder-Partner gefunden hat. Beide sind älteren Semesters, um die 60 Jahre jung.

Die Sache ist nämlich die: Hansens Sohnemann Fritz will „een Stadtfrollein“ heiraten. „So een Trulla“ kommt ihm aber nicht ins Haus. „Ja, wenn dat een tüchtche wie uns Hanne wör‘...“, schwärmt er von der Dienstmagd, die auch vormals aus der Stadt kam. „Dat jewt bald nüscht mehr, wat se nich‘ kann...“

Nachbar Jochen hat auch so sein Leid zu tragen. Erst mal denkt er so gern daran, wie er früher mit „Else schön spölt hätt‘ in de Wischen“, traut sich aber nicht an Hansens Schwester ran. Dann ist da noch Krischan. Sein Neffe Krischan hat sich zwar schon „sien Bruut“ ausgeguckt, Brüttens Dienstmagd Greten, aber die will, dass Krischan was aus sich macht und nicht immer so „schludrich rumlopen dey, mit sien Han‘ in Tasch‘‘ dasteht. Und „de oll Töffel weeß jar nich‘, wie antostelln.“ Zum Glück kann Hanne ihm „een bütschen helfen“. Denn Fakt ist eins, „da jehört een Fro int Huus.“

Schon lange wollte Regisseur Norbert Lazay ein Stück inszenieren, das im ländlichen Raum spielt. Schließlich ist Gladigau ländlicher Raum. Im Sommer wurde die Besetzung schnell klar. Auf Torsten Dahms, zum 16. Mal dabei und nicht minder aufgeregt, passte der Griesgram Hans Detlef Brütt, der besonders glänzt, wenn er vor dem Spiegel steht und sagt: „Wenn ik lach‘ un‘ de Buk nich so dick wör‘, wör‘ ik noch janz schtaatschen Kerl.“ André Grothe amüsiert das Publikum erst zum zweiten Mal, aber wie tolpatschig er als Krischan der flotten Greten (Christine Neumann) hinterhersteigt, das ist eine echte Lachnummer. Und Hanne erst! Als hätte Undine Reisener nie etwas anderes gemacht, als up Platt zu schauspielern. Sie hat die perfekte Paraderolle gefunden.

„Wir haben für Bühne und Requisiten das meiste aus dem Ort bekommen“, bemerkt André Grothe, „die Milchkannen sind zum Beispiel von mir.“ Was die Kleidung betrifft, konnten die Akteure auf den Osterburger Fundus vom Sachsen-Anhalt-Tag zugreifen.

Das altmärkische Fastentuch, ein echter Hingucker in Blau dazu, stammt aus dem Jahre 1633 und hängt sonst in Norbert Lazays Pfarrhaus.

„Mir war ganz schnell klar, dass der Gladigauer Posaunenchor mitspielen muss, weil an einer Stelle von einer Dorfkapelle die Rede ist“, so der Regisseur. Nicht nur deshalb hat sich das Stück von 60 Minten auf 1,25 Stunden verlängert. Außerdem wird getanzt! Dank Unterricht der Tanzschule Rösel klappte das auf der Premiere auch schon ganz gut. Bei insgesamt 18 Vorstellungen werden die Altmärker sicher noch mehr in Schwung kommen. Warten wir‘s ab!