Neue Ausstellung in der Salzkirche Filzfische "verzaubern" Gäste mit ihrer Faserkunst
Seehausen (ama). Die riesigen bunten Fische in der Mitte der Salzkirche ließen die gut 70 Besucher staunend in der Tür verharren, die zur Eröffnung der neuen Ausstellung am Sonntagnachmittag gekommen waren. Die Wollzauberei von Ingrid Jabke und Doris Milkert verzaubert tatsächlich. Seit Sonntag prägen die Filzarbeiten die Atmosphäre in der Seehäuser Salzkirche. Acrylbilder mit phantastischen Motiven und Märchengestalten von Christine Neumann machen die Reise in eine andere Welt perfekt.
Blüten, Schals, Hüte, Taschen, Gartenschmuck - die Gäste können sich an den teils rätselhaften Gebilden nicht sattsehen und müssen die Unikate anfassen, um zu fühlen, ob sie wirklich echt sind. Die Schönbergerinnen Ingrid Jabke und Doris Milkert sahen dem Treiben leicht besorgt zu, hatten sie doch Stunden damit zugebracht, ihre Arbeiten so zu arrangieren, damit sie bestens zur Geltung kommen. "Für die Fische am Rad muss man schon zwei Tage Filzen einrechnen", verrät Jabke. Und für alles andere ist ebenfalls viel Zeit einzuplanen. Filzen ist eben ein Hobby, das im Winter betrieben wird. Seit zehn Jahren frönen die beiden Freundinnen ihrer Freizeitbeschäftigung, unterstützen sich gegenseitig. "Jeder hat eine bestimmte Technik, die er besser kann", so Doris Milkert, die mit dem Filz-Virus angesteckt wurde und sich heute über die Symbiose freut. Das Filzfest in Lenzen stand bei beiden fest im Kalender. Da musste erst einmal ein Termin für die Ausstellung in Seehausen gefunden werden. "Wir wollten von Anfang an die Eröffnung mit Bildern und Musik kombinieren", erzählte Ingrid Jabke. In Christine Neumann war schnell die ideale Ergänzung mit malerischen Elementen gefunden. "Die Bilder sind hauptsächlich in Acryl. Aquarelle und Pastelle ließen sich schlecht hängen", erklärte die Osterburgerin, "die meisten sind meiner wilden Phantasie entsprungen." Die phantasievollen Motive zogen die Besucher geradezu magisch an, so viel Märchenhaftes war in den farbenfrohen Arbeiten zu finden - von Prinzessinnen bis hin zu Tiergestalten. "Ich bin wegen Christine hier und ganz begeistert, dass so viele Leute in so eine kleine Kirche kommen und sich für die Ausstellung interessieren", kommentierte die Berlinerin Marlies Scherfke, "die Filzarbeiten sind auch ganz toll. Man bekommt sofort Lust, selbst zu filzen." Vom Ambiente schwärmten ebenso fasziniert Christel Erxleben und Margrit Hoffmann, denen die Kombination der Künste sehr gefiel. Andreas Puls und Marco Wasem überzeugten als "Million Miles" mit angenehm melodischen Klassikern der englischen Musikgeschichte und trafen den stillen, lyrischen Ton, der in die zauberhafte Atmosphäre passte.
Diana Kokot brachte die vierte Kunstkomponente ein. Schließlich ergänzten Doris Milkert und Ingrid Jabke bereits die Frauen-Lesenacht während der Osterburger Literaturtage und stifteten zu dem Motto "Gut behütet" an. Von den Filzlatschen ihres Großvaters, die seither Symbol für Behütetsein sind, Kindheit und Landschaften erzählte Kokot. Und sie zitierte aus dem Buch "Wege der Phantasie", das in der Schreibwerkstatt mit einer 6. Klasse in Osterburg entstand. Darin beschreibt Marcel: "Phantasie ist, wenn man sich ganz viele Sachen ausdenkt. Manchmal komme ich mit dem Ausdenken gar nicht nach." Wer weiß, was sich die Filz-Künstlerinnen noch alles ausdenken.
Noch lange genossen die Besucher das traumhafte Ambiente und unterhielten sich mit den Künstlern. Bis zum 1. Juli ist die Ausstellung zu erleben. Interessierte sind eingeladen, sich in der Stadtinformation anzumelden, da die Kirche nicht täglich geöffnet ist.