1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Die DDR in Augenblicken

Fotoausstellung Die DDR in Augenblicken

Der Fotograf Christian Brachwitz (67) hat in Werben eine Ausstellung mit 20 Schwarz-Weiß-Fotografien aus DDR-Zeiten eröffnet.

Von Karina Hoppe 05.07.2020, 23:01

Werben l Da ist der Soldat, der gedankenversunken an einer Wand lehnt. Da ist der alte zahnlose Mann, der aus einem kaputten Fenster blickt und da sind die Kinder, die vor maroder Fassade stolz ihre Fackeln abbrennen lassen. Kinder an Bahngleisen sind zu sehen und ein verliebtes Paar auf seinem Moped vor moderner städtischer Architektur. Vor dem, was in der DDR modern genannt wurde. Zwischen 1979 und 1986, in diesem Zeitraum sind die 20 Bilder entstanden, die seit Sonnabend im frisch sanierten Fachwerkhaus in der Promenade 1 in Werben ausgestellt werden. Sie stammen „aus der Feder“ von Christian Brachwitz, der vor seiner mittlerweile 40-jährigen Tätigkeit als Theaterfotograf anfangs für die vom DDR-Kulturbund herausgegebene Zeitung „Der Sonntag“ auch das fotografierte, was Gesellschaft genannt wird. „Ich hatte die Kamera immer dabei“, so Brachwitz, der Werben seit 1993 seinen Zweitwohnsitz nennt.

Die Vernissage am Sonnabend war sehr gut besucht, die Hauptperson fand eingangs wenige Worte über sich selbst. Das übernahm Johannes Zeilinger, in dessen Haus die Bilder ausgestellt werden. Zeilinger erwähnte, dass Brachwitz aus Dessau stammt, dass er auf dem Bauhaus-Gymnasium und die Konfirmation für ihn von überragender Bedeutung war. „Nicht unbedingt wegen des Glaubens, sondern wegen der Kamera, die er geschenkt bekam und die sein Leben prägte.“ Das Besondere an Brachwitz‘ Bildern seien die darauf abgebildeten Menschen. Sie würden auch aus heutiger Perspektive „nicht denunziert, sondern zumeist liebevoll im Augenblick festgehalten“, so Zeilinger. Das konnte die Gartowerin Ingegerd Saal nur bestätigen. „Mich haben vor allem die Kinder beeindruckt“, sagte sie nach ihrem Rundgang. Sie hätte gerne noch genauer geschaut, sei aber in Corona-Zeiten besonders vorsichtig, wenn es etwas enger wird. So sagte sie draußen, „es ist so gut, dass das alles festgehalten wurde“. Dass auch die Häuser in der Stadt saniert werden, „das ist so wunderbar und wichtig, mich interessiert als Architektin immer der Erhalt“.

Berlin, Kalbe/Milde, Potsdam, Halle/Saale – gar ein Bild von Tangermünde und vom Havelberger Pferdemarkt findet sich unter den Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Die Besucher werden staunen, die Jungpionier-Fahne vielleicht erkennen und den Menschen in die Augen sehen, die nicht wussten, dass ihr Augenblick eines Tages für das Ganze steht.

Die Ausstellungen sind bis zum 8. August täglich von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr zu sehen. Der Fotograf ist selbst anwesend und vereinbart unter Telefon 0162/4 96 80 71 auch andere Besichtigungstermine.