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Berliner Entertainerin stellt in Osterburg ihr siebentes Buch vor / Beitrag zum Klimawandel "Frau Nick, haben Sie einen Mann?"

Von Astrid Mathis 11.10.2013, 03:14

"Gibt es ein Leben nach fünfzig?" heißt das aktuelle Buch von Desiree Nick. Mittwochabend beantwortete sie diese und andere Fragen im Saal des Osterburger Verwaltungsgebäudes im Rahmen der XV. Osterburger Literaturtage.

Osterburg l Bürgermeister Nico Schulz hatte recherchiert, dass aufgrund des demografischen Wandels bei 50 tatsächlich das Durchschnittsalter der Osterburgerin läge. Der perfekte Start in diese Lesung. Desiree Nick bewies schon in der ersten Minute, dass ein jeder sie auch ohne Mikrofon versteht. "50 ist kein Alter." Pause. "Wenn man 70 ist." Gelernt ist gelernt. Bei der Schauspielerin, Sängerin und Moderatorin sitzt alles, nicht nur Dirndl und Frisur. Sie weiß allerdings: "Egal, wie erfolgreich wir sind, das Spiel um die ewige Jugend provoziert nur Verlierer." Was nutzt es, sich mit Schrot und Ananas frisch zu halten, "wenn ich die letzten 50 Jahre auf dem Klo verbringe"? Desiree Nick hält es anders: "Ich brauche alle Konservierungsstoffe, die am Markt sind." Haare seien nun Nervenenden. Außerdem: Ab 50 trage ja keiner mehr durchsichtige Unterwäsche. Kondome im Bad seien Schrundencreme gewichen. Und wenn man keinen Bock auf Sex hat, lässt man einfach das Licht an. Soweit das Vorwort der Entertainerin aus Berlin.

Autorin nimmt Marotten der Männer aufs Korn

Der nächste Teil gehört dem Kapitel "Das Phänomen Mann". Männer kämen mit Boxershorts, Sakko, Jeans, T-Shirt und Hemd über Jahre aus und seien außerdem "Beuteltiere, die im Alltag mühsam ihr Gemächt ausbalancieren, um nicht darüber zu stolpern." Satirisch überspitzt ergänzt sie: "Wenn Männer beim Pinkeln in eine große Schale nicht treffen, was habe ich dann im Dunkeln zu erwarten?"

Zeit für ein Kapitel, das die Frauen auf die Schippe nimmt. Zum Beispiel beim Bikinikauf. Da fragt Frau sich ab 50 schon: "Was ist denn mit dem Spiegel los? Und woher kommt das Raffrollo, das ich unter deinem Arsche fand?" Mal abgesehen vom Haarwuchs an Stellen, die in keinem Biologiebuch beschrieben sind. Da fehlt nur noch eine Verkäuferin, die sagt: "Na bitte! Sitzt doch!"

Auf das Kapitel "Der gemeine Greis im Verkehr" kam Desiree Nick im übrigen so spät, weil sie zuerst etwas unter der Gürtellinie lesen wollte, "damit Sie aus dem Wachkoma aufwachen." Übertreibung. Die Osterburger waren von Anfang an wach. Desiree Nick hatte mit 45 und nach 120 Fahrstunden den Führerschein gemacht, erfuhr das Publikum. Sie sei sehr korrekt mit Betitelungen und pople auch nicht in der Nase beim Fahren, "aber wenn ich am Steuer sitze, sind alle anderen Arschlöcher." Durch den Verwaltungssaal ging ein Raunen. Überhaupt gab es viele "Ohs" und "Ahs" und "Ihs".

Mit "Der Lack ist ab" läutete die Autorin das letzte Vorlese-Kapitel ein. Darin beschrieb Desiree Nick den Besuch in einer Kosmetikfiliale. Der 50-jährige Mann sei beim Anblick seines Spiegelbildes in den Händen der 17-jährigen Praktikantin gleich verloren. Schon habe diese den 180-Euro-Creme-Topf am Wickel. Seit David Beckham sei eben alles anders. "Wer Oberlippenbärte, Haare an den Waden und aufgeschlagene Knie sehen will, muss Frauenfußball gucken." Aus einem solchen Laden käme man am besten raus mit den Worten: "Nee, ich will nicht aussehen wie Sie!"

Nun begann der spannende Teil des Abends. Die Osterburger durften Fragen stellen. Guido Schulz wollte wissen, woher sie all diese Anekdoten nehme. Nick erklärte, Erfahrungen und Erzählungen von Freunden hätten ein Gesamtbild ergeben. Und eine Satirikerin, die gern überspitzt, sei sie sowieso. Zu ihrem Beruf sei sie nicht geplant gekommen, begann sie die Frage nach ihrem Start ins Mediengeschäft, zu beantworten. Sie war sozusagen in der Deutschen Oper Berlin aufgewachsen, fürs Ballett zu groß, für den Religionsunterricht zu progressiv.

Als sie vor zehn Jahren zum "Dschungelcamp" kam, hatte sie den zähen Anfang hinter sich, war Moderatorin und Schauspielerin. Sie wollte, dass die breite Masse ihre Talente sah, begründete sie das Mitmachen in der Show. Jeannette Alt meinte daraufhin, sie könne sich gar nicht vorstellen, dass die Autorin privat anders wäre als in der Lesung.

"Man kann nur Dinge rausholen, die drin sind", erwiderte die Entertainerin. Sie hätte solche und solche Tage und genieße ihre Arbeit im Schlossparktheater Berlin und Theater in Hamburg ebenso wie Fernsehauftritte. Sie wisse, dass sie nur durchs Fernsehen das große Publikum erreiche und nutze das ab und zu.

"Ich bin nicht zu kurz gekommen"

Der Kommentar von Tina Schulze krönte das Gespräch zwischen Autorin und Gästen. Sie meinte: "Ich frage mich die ganze Zeit, ob Sie einen Mann zu Hause haben." Verheiratet war sie nie, gestand Desiree Nick. Die Männer in der Oper und im Schauspielbereich leiden alle an Profilneurose oder wären schwul, begründete sie. Diesen Beruf könne kein Mann ausüben, der keinen an der Waffel hat. "Ich habe einen 18-jährigen Sohn. Ich bin nicht zu kurz gekommen. Sie müssen sich keine Gedanken machen."

Vor ihrer Autogrammstunde merkte die Entertainerin an: "Sie haben hier eine gemütliche Region. Ich habe Schlimmeres im Kohlenpott erlebt." Und setzte frech nach: "Wenn Sie eine Signatur, eine Haarlocke, Telefonnummer oder einen Abstrich wollen - hier vorne!"

Abschließend trug sich Desiree Nick in das goldene Buch der Stadt Osterburg ein.