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Frischekur Wer küsst das Museum wach?

Ein Heimatmuseum möchte wachgeküsst werden. Nach mehr als 60 Jahren bedarf die Ausstellung im Werbener Elbtor einer Frischekur.

Von Karina Hoppe 12.02.2016, 05:00

Werben l Das Heimatmuseum ist so lange quasi unverändert, dass man es eigentlich schon wieder schützen müsste, findet der Werbener Stadtkenner Hajo Gast, der als solcher auch genau sagen kann, wann es eingerichtet wurde. Nämlich 1955, als die Stadt Werben ihr 950-jähriges Bestehen feierte. „Die Ausstellung ist wirklich schon etwas besonderes“, sagt Hajo Gast halb ernst und wohl auch halb im Scherz – denn schön geht sicherlich anders. Es sind nicht nicht mal so sehr die Inhalte, die einer Frischekur bedürfen, sondern die Verpackung. Dieser Meinung ist Gunter Zwinzscher, der Touristen außerhalb der normalen Öffnungszeiten auf das Elbtor führt und damit auch ins Heimatmuseum. Wie lange ist die Glasvitrine in der Mitte des Raumes schon kaputt? Ein Jahrzehnt mindestens. Auch die Schaukästen in den Nischen könnten schöner aussehen, manch Schrift war schon einmal besser lesbar. Und die kleinen Holztreppen, die in die Nischen führen, wackeln beim Darauftreten, das geht eindeutig besser.

Es bräuchte gar nicht das große Geld, um den Raum aufzupeppen. Es bräuchte nur ein paar Leute, die sich seiner annehmen und etwas überlegen, denkt Gunter Zwinzscher. Vielleicht könnte man Frank Hoche, den Leiter der Museen des Landkreises Stendal, mit hinzuziehen. „Da müssen mal Leute draufschauen, die Ahnung von Ausstellungen haben“, so Zwinzscher. Der Werbener trug sein Anliegen in der Einwohnerfragestunde der Stadtratssitzung am vergangenen Dienstag vor. Bei Bürgermeister Jochen Hufschmidt ist er damit eine offene Tür eingerannt. „Wir lange rede ich schon darüber“, sagte Hufschschmidt gestern. „Wir müssten da andere Akzente setzen, wir hätten auch noch so viele Exponate, die da reinpassen würden“, so der Bürgermeister. Eigentlich sollte sich auch schon die Arbeitsgruppe Tourismus/Wirtschaft des Themas angenommen haben, aber daraus wurde bisher nichts. Kurzum, dem Bürgermeister liege sehr viel daran, dass Bewegung in die Sache kommt.

Hajo Gast, der in Werben aufgewachsen ist, kann sich an Exponate erinnern, die gar nicht mehr im Museum sind. „Es wurde eine Zeit lang viel geklaut.“ Gast wisse etwa genau, dass im Heimatmuseum mal alte, silberne Werbener Pfennige aus der Hansezeit ausgestellt wurden. „Das weiß ich noch ganz genau.“ Auch an Zinnfiguren könne sich Hajo Gast erinnern, und wenn es ihn nicht täuscht, wurde im Heimatmuseum auch mal eine alte Steinschlosspistole gezeigt. „Alles weg.“

Nicht ganz alles natürlich. Immernoch präsent in der Mitte des Raumes steht eine Vitrine, die ein Modell von Werben im Mittelalter zeigt. Mit der kompletten Stadtmauer. Ein Lehrer aus Havelberg soll die Miniaturstadt gefertigt haben. Ins Auge de s Elbtorbesuchers fallen überdies alte lederne Löscheimer, eine Hellebarde und weitere einerne Zeugen der Zeit. „Schön, dass sowas erhalten geblieben ist“, schrieb immerhin Heinrich Fast aus Groß Kreutz im September 2015 ins Gästebuch. Vielleicht gefällt ihm das Museum noch besser, wenn er mal wiederkommt.