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11. Spielzeit im Dorftheater Gladigau eröffnet / Erfolgreiche Premiere für "Meister Anecker" "Himmelkrüz, dat laat ik nich up mi sitten!"

Von Ralf Franke 04.03.2013, 02:22

Nicht mit Pauken und Trompeten, dafür mit knallenden Türen und deftigen Wortgefechten feierten die Akteure des Dorftheaters Gladigau am Sonnabend die erfolgreiche Premiere des Stücks "Meister Anecker" und starteten damit in ihre elfte Spielzeit.

Gladigau l Die Vorschusslorbeeren waren spätestens mit dem ungebrochenem Andrang auf die Karten verteilt, die im Vorverkauf vor zwei Wochen binnen zweieinhalb Stunden unters Volk gebracht worden waren. Die Darsteller um Regisseur Norbert Lazay, aber auch die vielen Helfer vor und hinter den Kulissen enttäuschten ihr Publikum auch dieses Mal nicht.

Der Dreiakter, der ohne Pause in rund 70 Minuten über die Bühne des "Dörpschen Kruges" ging, wurde von August Lähn zu Papier gebracht, 1940 wie alle anderen Stücke bislang auch im Karl-Mahnke-Verlag Verden/Aller aufgelegt und spielt in den 1920er Jahren, als Handwerk noch in einer Stube Platz hatte und ein paar Lagen im Wirtshaus für wenige Groschen zu haben waren.

Die plattdeutsche Komödie kommt mit fünf Darstellern aus, was die Sache für den Zuschauer übersichtlich macht, jedem der Hobby-Schauspielern dafür aber auch erheblich mehr Text abverlangt. So wie Hans-Ulrich Pöpel, der den Schuhmachermeister Franz Anecker verkörpert, dem nicht nur die fachliche Reputation wichtig ist: "Dat is mien Ehr as Meister tonah! Dat laat ik nich up mi sitten!"Laut Drehbuch gerät er leicht in Hitze und wird dann fahrig. Knapp hundert Jahre später wird man solche Leute Choleriker nennen. Eine Rolle, die dem im wahren Leben besonnen Pöpel auf den Leib geschneidert scheint. Seine Ausbrüche bekommen alle zu spüren. Seine Frau Lene (Beate Henning), die später zu einem wortgewaltigen Gegenschlag ausholen wird, ebenso wie der verliebte Bürgermeister Heinrich Wedekamp, dem Mario Bannehr geschniegelt und gestriegelt mit amtlicher Würde sowie einem unbeholfenem Grinsen Leben einhaucht. Bis der seiner Braut (Aneckers Schwägerin) ein "Mien lütt Elsbe! Mien sööt Deern" (was bei Josepha Lazay gern wörtlich genommen werden darf) entgegenschmettert, muss die Tür der Schusterwerkstatt noch einige Male laut ins Schloss krachen. Schuld ist der gutmütige, aber trottelige Matten (Torsten Dahms), der von sich sagt: "Suppen is \'n Geburtsfehler, man sludern (tratschen) is \'n Laster". Als das Happyend der Komödie nach 45 Minuten schon in Sicht scheint, weil der Bürgermeister der Auserwählten seine Gefühle offenbart, nimmt es Matten mit seiner "Schweigsamkeit" nicht so genau und leitet mit dem verkehrt gedeuteten Kuss zwischen Lene und Bürgermeister einen rasanten Endspurt ein.

Dem Gelächter im Saal folgt der Applaus. Die Theaterleute haben sich ihre Premierenfeier einmal mehr redlich verdient.

Eine Bilderstrecke zur Veranstaltung gibt es unter: www.volksstimme.de/