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In Wahrenberg Ordnungsamt bremst illegale Camper aus

Das Ordnungsamt bremst illegale Camper in Wahrenberg aus und damit auch einheimisches Gewohnheitsrecht.

Von Ralf Franke 23.11.2020, 18:00

Wahrenberg l Die Corona-Pandemie sorgt dafür, dass viele Touristen ihren Urlaub wieder in Deutschland verbringen und wegen der Einschränkungen bei Kontakten und Beherbergungsmöglichkeiten mehr auf mobiles Wohnen beziehungsweise Campen setzen. Das sorgt für Mehrbelastungen auf den Straßen sowie auf ausgewiesenen, aber eben auch auf vermeintlichen Rastplätzen.

Letzteres stößt derzeit in Wahrenberg bitter auf, wo die Elbe am Mietenberg motorisiert über den Deich bisher sehr bequem zu erreichen war.

Denn dort stellte die Verbandsgemeinde Seehausen inzwischen ein Durchfahrtsverbotsschild auf, nachdem der Ausflugsverkehr am sogenannten Scharrdeich in Größenordnungen zugenommen hatte. Die Verwaltung brach dabei sozusagen mit einem jahrzehntealten Gewohnheitsrecht.

Für das Schild gibt es zumindest zwei gute Gründe, ergab eine Nachfrage im Ordnungsamt. Erstens bestehe auf Hochwasserschutzanlagen normalerweise ein generelles Fahrverbot für Otto Normal-verbraucher. Zweitens handele es sich bei den besagten Flächen oberhalb der alten Elbfähre um ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet, auf das die Ausflügler spätestens dann keine Rücksicht mehr nahmen, wenn sie die befestigte Straße verließen und sich wohnlich oft für mehrere Tage in der Naturidylle mit exklusivem Blick auf den Strom niederließen.

Das allgemeine Verkehrsverbot provozierte unter anderem den Protest des örtlichen Anglerclubs. Dessen Vorsitzender Wilfried Schmidt monierte zum Beispiel, dass die Elbe den Ort zu einem Großteil ausmache, dass die rund 120 Petrijünger des Vereins den Standort gern für ihre Aktivitäten nutzen, betont aber auch, dass sich die Dorfjugend dort gerne treffe, Tagestouristen ihre Autos nicht irgendwo stehen lassen könnten und Kanufahrer ebenso wenig ausgebremst werden sollten wie die Gäste des benachbarten Elbehofes.

Aus dem Seehäuser Rathaus hieß es auf Nachfrage der Volksstimme, dass die Einheimischen nicht Ziel des Schildes waren, man aber wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens und oft rücksichtslosen Rastens vor Ort reagieren musste. Um das Verbot etwas zu entschärfen, sei inzwischen das Zusatzschild „Anlieger frei“ angebracht worden, obwohl das wahrscheinlich auch nicht den Befindlichkeiten aller Beteiligten gerecht werde.

Um die Sache endgültig zu regeln, ist ein Treffen geplant, an dem neben Vertretern der Verbandsgemeinde Seehausen Leute vom Umweltamt des Landkreises Stendal sowie des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), aber auch die Angler teilnehmen sollen. Corona-bedingt wird bis dahin aber wohl noch etwas Wasser die Elbe herunterfließen.