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Ladenkooperative Jemüschtwarenladen trifft den Nerv

Der Osterburger Jemüschtwarenladen auf Zeit kam richtig gut an. Die Altmärker haben den Kreativen fast die Bude eingerannt.

Von Karina Hoppe 16.12.2019, 23:01

Osterburg l Na klar, auch am Ende wird’s noch mal kreativ. Da wird kein weißes A-4-Blatt einfach so mit „Danke“ bedruckt, da wird professionell ein buntes Plakat gestaltet und ans Schaufenster gehängt. Adäquat zur Mundart im „Jemüschtwarenladen“ heißt es darauf „Wegen jestern bis Ostern (?) jeschlossen“, aber vor allem „Ohne Euch wäre nüscht, wie es war. Danke“.

Ein Wort, das die Männer und Frauen in den vergangenen Tagen nicht müde werden, zu wiederholen: „Danke an die Altmärker“, sagt Lars Henning. Dass die zweiwöchige Ladenkooperative so gut angenommen wurde, habe die Gruppe mit den verschiedensten Berufen beflügelt, lasse sie ahnen, dass da vielleicht noch viel mehr möglich ist. Mario Wellner etwa kam mit seinen Lampen, Regalen, Weinflaschenhaltern und Co auf Basis alter Fachwerkbalken gar nicht mit der Produktion hinterher. „Ich hab nochmal zwei Nachtschichten eingelegt“, der Laden sollte ja nicht ausgebombt wirken in den letzten Tagen, am Ende war er es doch ziemlich. „Kaum noch watt da“, hieß es.

Die letzten beiden Flaschen Findling-Bier, gebraut in Klein Schwechten, gingen da gerade über die Theke. „Sie haben immer nachgebracht und nachgebracht und jetzt haben sie nüscht mehr“, sagt Jana Henning, die Erfinderin des Slogans „In The Middle of Nüscht“, der den Laden zuhauf in Form von Mützen, T-Shirts, Tassen und Co verließ. Herrnhuter Sterne waren ein Renner, Altmarkbücher gingen gut, Alpaka-Sohlen, Taschen, Häkeltiere, alles. „Jeder hat hier Umsatz gemacht“, sagt Jana Henning.

Und so jemüscht wie der Laden, so jemüscht sei auch das Publikum gewesen. Allein dadurch, dass auch Eltern der insgesamt 21 Parteien mit Ladendienst geschoben haben und wiederum Neugierige aus ihrem Kreise anlockten. Dieter Wellner aus Osterburg kam durch den Jemüschtwarenladen als Rentner zu seinem ersten Verkäuferjob. „Das hat richtig Spaß gemacht. Aber gut, dass wir immer zu zweit waren. So viel wie teilweise los war.“

„Wir freuen uns so darüber, dass die Leute unsere Produkte von hier so wertschätzen“, betont Lars Henning. Und auch Bürgermeister Nico Schulz zeigt sich überrascht ob des Erfolgs, „der Bedarf an kreativen und regionalen Produkten ist ja offenbar da“. Der Jemüschtwarenladen sei eine „schöne Bereicherung unserer Haupteinkaufsstraße“ gewesen. „Es würde mich freuen, wenn das weitergeht.“ Dieses Signal erhielten die Jemüschtwarenleute auch von den Einzelhändlern. „Das hätte ruhig noch länger gehen können“, sagt etwa Andrea Lux, die ihr Modegeschäft „Oh la la“ zwei Läden weiter hat. „Wäre toll, wenn es das ganze Jahr über so ein gemischtes Sortiment gibt, vielleicht auch mit wechselnden Sachen, das fehlt hier“, sagt sie.

Die Jemüschtwarenhändler gehen allerdings davon aus, dass der Reiz des Ganzen gerade auch in der Kurzweiligkeit liegt. Was immer zu haben ist, verliere ja auch wieder an Attraktivität, wobei viele der Kreativen andererseits noch Nachfolgeaufträge haben. So äußert Jana Henning: „Ich denke schon, dass Kommunen mit viel Leerstand darüber nachdenken könnten, so etwas auf irgendeine Weise zu fördern.“ Ein Kommunalwarenladen? Die Ideen reißen nicht ab. Längst besteht adäquat zum Seehäuser Vorreiter-Laden „Kunststück“ die Idee, den Osterburger Jemüschtwarenladen auch vor Ostern zu öffnen. Am besten wieder in der Breiten Straße 32, „wenn wir dem Inhaber natürlich auch wünschen, dass er einen festen Mieter findet“. Ein Dank für die guten Konditionen richten die Kreativen auch an ihn. Und an denjenigen, der verbreitet hat, in Osterburg gebe es jetzt einen „Heile-Welt-Laden“. Irgendwie stimm(t)e das ja.

Die Seehäuser Ladenkooperative „Kunststück“ in der früheren „Schatztruhe“ mit Waren von 22 Händlern hat noch bis Sonnabend geöffnet. Täglich 10 bis 18 Uhr, Sa bis 13 Uhr.