Flussbereichsleiter Hans-Jörg Steingraf lässt Aland-Hochwasser 2011 Revue passieren "Mit vereinten Kräften alles beherrscht"
Seehausen (apu) l Im Jahr 2011 war das Aland-Hochwasser im Januar sicher eines der prägendsten Ereignisse in der Region Seehausen. Die Einwohner der Orte entlang des Alands und in der Zehrengraben-Niederung werden sich daran sicher noch lange zurückerinnern - ebenso wie all jene, die aktiv mit der Sicherung der Hochwasserschutzanlagen befasst waren. Zu ihnen gehörte in vorderster Front zweifellos auch Hans-Jörg Steingraf, Leiter des Flussbereichs Osterburg des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). Er ließ gegenüber der Volksstimme noch einmal die spezifische Situation Revue passieren und gab einen Ausblick auf die geplanten Maßnahmen in den kommenden Jahren.
"Für mich war es eindrucksvoll, dass mit vereinten Kräften des Landkreises und der Kommunen, der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerkes, der Feuerwehren, des LHW sowie der vielen fleißigen Helfer in den Orten alles beherrscht werden konnte. Dabei hatten wir ungünstige Voraussetzungen. Es trafen erstmalig ein Elbhochwasser und ein Alandhochwasser genau aufeinander. Die Ursache war der hohe Abfluss aus dem Einzugsgebiet der Elbe zeitgleich mit extrem hohen Niederschlägen im Aland-Einzugsgebiet.
"Ein zusätzliches Problem stellte die Deichbaustelle zwischen Pollitz und Wanzer dar, wo der Deich zu diesem Zeitpunkt nicht hochwassersicher war", beschreibt Steingraf. Die Ursache dafür habe in den vielen "kleinen" Hochwässern der Elbe in 2010 gelegen, was zu mehreren Bauunterbrechungen führte. "Durch gemeinsame Aktivitäten des Flussbereiches, der Firmen Bunte, Cont-Trans und weiterer Unternehmen sowie mit Unterstützung der Verbandsgemeinde Seehausen und der Gemeinde Aland, wurden 43500 Tonnen Kies und 380 Tonnen Schotter in der Sandgrube Wischer gewonnen, nach Pollitz transportiert und im Deichbauabschnitt eingebaut. Damit waren starke Beeinträchtigungen auf den Straßen zu verzeichnen. Mit dieser enormen Anstrengung wurde das zweithöchste Hochwasser nach 2002 durchstanden. Dieses Hochwasser floss aber sehr langsam ab und ging einher mit vielen Vernässungen in Kellern und auf landwirtschaftlichen Nutzflächen in deichgeschützen Gebieten."
Das Alandsystem weist eine Reihe von Besonderheiten auf, die in der Vergangenheit mehrfach zu schwierigen Situationen geführt haben. Dazu Steingraf: "Erst einmal muss man wissen, dass die Alanddeiche mit einer Gesamtlänge von 58 Kilometer niedriger als die Elbdeiche sind. Im Jahr 1991 wurden die Bauarbeiten am Alandabschlussbauwerk beendet. Seit diesem Zeitpunkt staut das Elbhochwasser nicht mehr bis Seehausen zurück. Wenn man für den Pegel Wittenberge die Statistik bemüht und die 7-Meter-Hochwässer betrachtet, ist folgendes Ergebnis ersichtlich: von 1810 bis 1899 mindestens neun Hochwässer, von 1900 bis 1999 ein Hochwasser (1920) und ab 2000 drei Hochwässer (2002, 2006, 2011). Die Alanddeiche schützen jetzt Gebiete, die niedriger als 20,77 Meter über dem Meeresspiegel liegen, vor dem Hochwasser aus dem Einzugsgebiet. Zum Einzugsgebiet gehören Uchte, Milde und Biese; insgesamt 1.947 Quadratkilometer, im Zusammenhang mit einem komplexen Poldersteuersystem. In den eingedeichten Alandschlauch und die Polder Garbe und Wrechow können etwa 20 Millionen Kubikmeter Alandwasser ,eingestapelt\' werden. Die Deiche sind aber erst zu 58 Prozent in einem DIN-gerechten Zustand", erläutert der Flussbereichsleiter weiter. Und er fügt hinzu: "Um solche Situationen, wie im Januar 2011, besser beherrschen zu können, wurde bereits vor Jahren die Überleitung von Alandwasser in die Seege beantragt. Ich hoffe, dass alle Baumaßnahmen in den kommenden Jahren planmäßig umgesetzt werden können und ab dem Jahr 2016 die Überleitung genutzt werden kann."
Fortsetzung in den kommenden Ausgaben der Volksstimme.