Dorf-Wettbewerb Müller: „Jetzt spielen wir Bundesliga“
Das Finale des Bundeswettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ steht bevor und Gladigau macht sich fit dafür.
Gladigau l Schon am Dorfeingang setzt Gladigau in wenigen Wochen einen ganz eigenen Akzent. Statt des in der Region fast schon obligatorischen Willkommen-Holzschildes aus einer ABM-Werkstatt passiert der aus Richtung Schmersau anrollende Verkehr die Silhouette einer Burg. Nicht zum ersten Mal. „Für unseren Dorfgeburtstag 2015 hatten wir uns eine entsprechende Burg aus dem Brandenburgischen ausgeliehen“, sagt Ortsbürgermeister Matthias Müller. Die Holzkonstruktion sei daraufhin zu einem echten Hingucker avanciert. So sehr, „dass wir nun auf Dauer eine Burg dort haben wollen“, sagt Müller.
Im Auftrag der Gladigauer wird deshalb an einer Holzkonstruktion gearbeitet, die am 22. Mai aufgestellt werden könnte. Auf einer Fläche in Steinwurfweite zur Biese. Und rund 100 Meter vom Ort des Vorbildes entfernt, deutet Müller auf die historisch verbürgte Gladigauer Burg. Ihr „Nachbau“ soll jedenfalls stehen, wenn sich die Jury des Bundeswettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ am 22. Juni Gladigau aufhält. Und sich in einer Präsentation einfügen, die das Dorf und seine Einwohner porträtiert. Die von zwei Vertretern des Bundeslandwirtschaftsministeriums geführte Kommission mit insgesamt 13 weiteren Mitgliedern will Gladigau an diesem Tag hauptsächlich unter vier Gesichtspunken betrachten. „Dabei handelt es sich um die Entwicklung und wirtschaftliche Infrastruktur des Dorfes, soziale und kulturelle Aktivitäten, die Baugestaltung und Siedlungsentwicklung sowie das Dorf in der Landschaft“, zählt Müller auf. Gladigau muss sich in keinem Punkt verstecken, als besonderen Trumpf könnte der 330 Einwohner zählende Ort aber sein reichhaltiges Vereinsleben in die Waagschale werfen. Und die Altersstruktur im Dorf. „Wir haben viele Kinder im Ort. 37 unserer Einwohner sind jünger als 18“, sagt Matthias Müller. Ebenso freut sich der Bürgermeister darüber, „dass wir tatsächlich auch für junge Familien interessant und attraktiv sind. In den zurückliegenden fünf Jahren haben sich acht junge Familien neu in Gladigau angesiedelt. Und auch jetzt kündigt sich ein weiterer Zuzug an.“
Entwicklungen wie diese werden die altmärkischen Gastgeber der Bewertungskommission nahe bringen, um ein bestmögliches Ergebnis zu erreichen. Aber die Konkurrenz um die Medaillen und vorderen Platzierungen des Wettbewerbes ist hart – Gladigau tritt gegen 22 andere Dörfer aus dem gesamten Bundesgebiet an. Seine Einschätzung zum Wettbewerbsfeld gibt Matthias Müller schmunzelnd und mit einem Vergleich aus der Sportwelt wieder. „Als wir vor zwei Jahren im Kreiswettbewerb standen, befanden wir uns sozusagen in der Kreisliga. 2015 im Sachsen-Anhalt-Finale waren wir in der Landesliga. Und jetzt spielen wir Bundesliga.“
Dafür aktiviert das Dorf alle Kräfte. So ist die „Verschönerungsgruppe“ reaktiviert, die sich im Vorjahr bei den Vorbereitungen zum Ortsgeburtstag engagierte. Sämtliche Vereine sind ebenso mit an Bord wie der Jugendklub, der sich um die Erarbeitung einer dorfeigenen Homepage kümmern möchte. Und die Gladigauer legen auch ganz praktisch Hand an. So zum Beispiel Ende April im Rahmen eines freiwilligen Arbeitseinsatzes. Der stieß auf eine sehr ordentliche Resonanz und muss auch keine einmalige Angelegenheit bleiben, bestätigt Matthias Müller.
Gleichzeitig stellt der Bürgermeister aber auch klar, „dass wir authentisch bleiben wollen. Wenn Moderator Norbert Lazay und weitere Gladigau der Kommission am 22. Juni Einblicke in das Dorfleben gewähren, soll der Alltag im Ort davon so weit wie möglich unberührt bleiben. Natürlich können dann wie sonst auch Traktoren durchs Dorf knattern.“
Drei Stunden lang hält sich die Bewertungskommission in Gladigau auf, die Abfahrt der Juroren läutet für die altmärkischen Wettbewerbsteilnehmer eine mehrmonatige Wartezeit ein. „Denn auf welchem Platz die Gladigauer einlaufen, offenbart sich erst auf der Grünen Woche Anfang 2017 in Berlin“, erklärt der Bürgermeister. Natürlich werden die Gladigauer dann in der Hauptstadt vor Ort sein. Mit einer starken Truppe, ist Müller schon heute überzeugt. „Das haben wir im vorigen Jahr bei der Auswertung des Landeswettbewerbes geschafft. Und bekommen wir 2017 ganz bestimmt ebenso hin“, legt sich der Ortschef fest.