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Neuer Reiseführer Ein Buch geht weg wie nüscht

Die zweite Auflage von "In the middle of nüscht" ist schon vergriffen. Sibylle Sperlings Altmark-Reiseführer schießt durch die Decke.

Von Karina Hoppe 09.11.2018, 15:30

Seehausen l Das erste eigene Buch und dann gleich ein Kracher. Sibylle Sperling hat am Donnerstag in der Seehäuser Salzkirche zwar anfangs etwas gefroren, aber ihr Lächeln konnte ihr an diesem Abend niemand nehmen. Wollte ja auch keiner. Die rund 150 Personen, die zur Buchvorstellung des Reiseführers „In the middle of nüscht“ gekommen sind, haben direkt oder indirekt etwas mit dem Projekt zu tun, davon gehört, das Buch schon gelesen oder es seit Donnerstag zu Hause – signiert! „Ist das geil“ und „echt krass“ waberte es durch den Raum. „Dass das so reinhaut.“ Tut es!

Einen Monat, nachdem die Stendalerin Sibylle Sperling ihr „Entschleunigungsbuch“ beim Berliner Omnino Verlag herausgegeben hat, ist die zweite Auflage à 1200 Exemplaren schon verkauft. Verleger Alexander Schug gab gerade die dritte Auflage in Auftrag. „Ich habe so einen Buchstart noch nicht erlebt“, sagte er erst am Rande und dann nochmal auf der Bühne. Zunächst im Vergangenheitsverlag und dann im Omnino Verlag sei Schug seit 15 Jahren im Verlegergeschäft. „Ich hab die Erfahrung, dass regionale Titel begehrt sind. Aber dass ein Buch gleich solche Ausmaße annimmt, ist für mich neu.“

Dabei stelle Schug auch fest, dass der Titel bereits über die Region hinaus gefragt ist, „erste Buchhändler aus Berlin und Hamburg haben es bestellt“. Wenn solche Worte fielen, lief Gänsehaut durch die Salzkirche. „Ich glaube, dass das Buch für die östliche Altmark regelrecht Wirtschafts- und Tourismusförderung wird.“ Davon ab vernetzt es. Viele Menschen, die Ähnliches wollen. Die Region Altmark voranbringen, anderen ans Herz legen.

Vernetzt hat „In the middle of nüscht“ auch am Donnerstag, da sich die Mitautoren und Mitwirkenden – neben Sibylle Sperling noch zwölf – teils zum ersten Mal sahen. Darunter Jana Henning, die neben einem Text über Gladigau auch das I-Tüpfelchen für den Reiseführer lieferte: den schön provokanten Titel „In the middle of nüscht“. So habe die Osterburgerin immer beschrieben, wo sie herkommt, als sie über Jahre in Neuss nahe Düsseldorf wohnte. Hierher zurückgekommen, verbreitete sich ihr Spruch im Rahmen der Slogansuche für Osterburg.

Irgendwann gelangte er auch ans Ohr von Sibylle Sperling. Ohne von der Urheberschaft zu wissen, startete diese zur Finanzierung des Drucks eine Crowdfunding-Aktion mit dem Buchtitel „In the middle of nüscht“ – Jana Henning guckte nicht schlecht. Die beiden trafen sich, klärten die Irritationen – und machten sich fortan gemeinsam für das Buch stark. „Ich bin froh, dass es so gekommen ist“, sagt Jana Henning, die sich den Slogan mittlerweile schützen ließ.

Für Sibylle Sperling ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Vor zehn Jahren ist sie nach Stendal gezogen, ein Jahr nach dem Umzug fiel ihr die Decke auf den Kopf. Mehr und mehr machte sie sich darüber schlau, was man hier machen kann. Sie fand Broschüren über Broschüren, aber keinen guten, eigentlich gar keinen Reiseführer. Mit einem Altmark-ABC bewarb sich Sibylle Sperling an einem Ideenwettbewerb, wurde aber nicht gefördert. Freunde brachten sie auf die Idee mit dem Reiseführer. Nach langen Vorüberlegungen begann im April 2017 „die harte Arbeit“ dafür. Zwischendrin machte der eigentlich avisierte Verleger pleite. Der Zufall brachte sie zum Omnino Verlag, wo alles noch besser passte. Und wo nicht zuletzt auch die Bilder des Fotografen Markus Schrot noch viel besser zur Geltung kommen.

Das Buch stellt Menschen und ihr Wirken in Orten der östlichen Altmark und etwas darüber hinaus vor. Dazu kommen ein Steckbrief, Adressen, Ansprechpartner. Angedacht ist auch ein Reiseführer über die westliche Altmark – aber es bedürfte einer Förderung.

Die Buchvorstellung, in deren Rahmen Textproben laut wurden, lag in den Moderationshänden von Annegret Spillner (Kavaliershaus) und wurde vom Wischeverein und der Bürgerstiftung Stendal unterstützt. Unter den Gästen war Immobilienmakler Hans-Georg Schrade. Ihm bestätigt der Bucherfolg, was er längst weiß: Die Altmark ist begehrt. „Früher kamen viele Leute aus Berlin und Hamburg, seit zwei Jahren suchen verstärkt jüngere Menschen aus dem Rhein/Main-Gebiet eine Immobilie in der Altmark. Sie suchen genau, was wir haben.“ Das Nüscht.

 

Der Reiseführer „In the middle of nüscht“ von Sibylle Sperling erschien als Festeinband im Berliner Omnino Verlag. Es hat 344 Seiten und kostet 19,99 Euro. Die ISBN lautet 978-3-95894-080-2.