Stadt stellt sich quer Osterburg: Traum von einem neuen Hühnerhaus droht zu platzen
Uwe Rix (64) aus Osterburg möchte seinem Federvieh ein neues Hühnerhaus bauen. Die Stadt lehnt das ab.

Osterburg - „Hätte ich einfach so losgelegt, würde wahrscheinlich kein Hahn danach krähen. Aber der Ehrliche ist eben der Dumme“, schüttelt Uwe Rix mit dem Kopf. Vor drei Jahren hat der Osterburger im Norden der Stadt einen Garten erworben. Auf dem 1200 Quadratmeter großen Gelände, das sich in direkter Nachbarschaft zum DRK-Altenpflegeheim befindet, tummeln sich auch zwölf Hühner und ein Hahn.
Dem Geflügel, das in einer umfunktionierten alten Garage untergebracht ist, möchte Rix ein neues, tierwürdigeres Zuhause bauen. Der gelernte Bauarbeiter ließ ein Projekt für das Hühnerhaus erarbeiten und reichte in der Fachbehörde des Landkreises einen Bauantrag ein. Doch dem droht eine Ablehnung. Denn die Stadt Osterburg stelle sich quer zum Hühnerhaus-Plan. Das Grundstück liege im Außenbereich, eine Hühnerhaltung sei dort nicht gewollt, laute die Begründung, die Uwe Rix nicht nachvollziehen kann.
„Weiterentwicklung“ soll verhindert werden
„Wir lehnen diesen Plan ab“, bestätigt Bauamtsleiter Matthias Köberle im Osterburger Rathaus. Der Garten liege im sogenannten Außenbereich, in dem Vorhaben wie der Neubau eines Hühnerhauses genehmigungspflichtig seien, so Köberle. Dass die Lage „Außenbereich“ schon in absehbarer Zeit hinfällig sein könnte, weil nach den Planspielen der Kommune nördlich von der Schreberfläche mit „Osterburg-Nord“ ein neues Wohngebiet entstehen soll, spielt laut dem Bauamtsleiter keine Rolle. Das Quartier sei zwar gewollt, aber noch nicht besiegelt. Und allein auf die Annahme, dass das neue Gebiet entsteht und der Garten zukünftig zum Innenbereich der Stadt zählen dürfte, könne die Entscheidung zum Bauantrag nicht fußen.
Allerdings scheint das designierte Quartier dann doch den Ausschlag für das „Nein“ aus dem Rathaus zu geben. „Dort soll ein reines Wohngebiet entstehen, entsprechend werden sich die Grundstückspreise gestalten“, verweist Matthias Köberle auf die kommunalen Pläne. Ein gackerndes Hühnervolk und ein laut krähender Hahn könnten womöglich einen Lärmfaktor darstellen, der potenzielle Hausbauer vor dem Grundstückskauf abschreckt, befürchtet der Bauamtsleiter. „Deshalb wollen wir dort in Sachen Geflügelhaltung keine Weiterentwicklung zulassen“, begründet er.
„Wenn wirklich mal ein Hahn zu laut krähen würde, könnte ich ihn ja auch austauschen“, hält Uwe Rix dagegen. Bislang hätten sich seine Tiere aber nicht als Störenfriede erwiesen, fügt er hinzu. Beschwerden kenne er nicht, stattdessen erlebt der Osterburger immer wieder, „dass Seniorinnen oder Senioren aus dem benachbarten Pflegeheim bei Spaziergängen an meinem Garten anhalten und sich an den Tieren erfreuen. Der gebürtige Storbecker hat Hühner und Hahn von seinen Eltern übernommen und längst selbst Gefallen am Umgang mit dem Federvieh gefunden. Und er freut sich darüber, wenn der in Berlin aufwachsende Enkel „hier bei mir die Gelegenheit hat, mal richtige Hühner kennenzulernen“.
Garten genießt Bestandsschutz
Weil er die „Zeit hier im Grünen mit den Tieren“ genießt, hat Rix in den zurückliegenden Jahren schon kräftig in sein Domizil investiert und unter anderem für einen Wasser- und Stromanschluss gesorgt. Jetzt soll das Hühnerhaus folgen. „Ich möchte da etwas Vernünftiges machen und im Gegenzug die alte Garage abreißen.“ Sofern er die Baugenehmigung erhalte, sagt er. Doch selbst wenn die Kommune bei ihrer Ablehnung bleibt und es kein grünes Licht aus der Baubehörde des Landkreises geben sollte, wird Rix an der Hühnerhaltung festhalten. Dann eben weiterhin mit der früheren Garage als Hühnerhaus. Das sei ihm quasi durch den Bestandsschutz garantiert, die der schon mehr als 60 Jahre alte Garten genießt.
„Stimmt“, sagt Matthias Köberle. „Am Bestand können wir deshalb nichts ändern.“ Die Stadt wolle mit ihrem „Nein“ eine Weiterentwicklung der Zucht verhindern. „Und genau darum würde es sich handeln, wenn wir dort ein neues Hühnerhaus zulassen“, so der Bauamtsleiter.

