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Projekt Schüler werben für eigenes Buch

„Systemfehler Milch“ - so nannte eine Projektgruppe des Osterburger Gymnasiums ihr druckfrisches Buch, für das sie Werbung machten.

Von Ingo Gutsche 19.06.2018, 18:59

Osterburg l Die aus 14 Schülern bestehende Gymnasiums-Gruppe unter Leitung von Lehrerin Astrid Johannes widmete sich seit zwei Jahren der Landwirtschaft. Und im Speziellen den Milchbetrieben der Region. Der Rückgang dieser Unternehmen sei erschreckend. „Für viele Verbraucher ist leider nur der Milchpreis entscheidend“, sagt Milena Franke.

Am Dienstag warben die Schüler für ihr neues Buch, machten Passanten in Osterburg und Seehausen auf die Thematik aufmerksam. Sie möchten auf die Ursachen hinweisen, warum es die milchverarbeitenden Betriebe augenscheinlich schwer haben und wollen die Verbraucher sensibilisieren, für den eiweißhaltigen Trunk doch den einen oder anderen Centbetrag mehr auszugeben.

„Das ist schon erschreckend“, fasste Emelie Birk die Vergleichszahlen, die bei der  Werbeaktion auf einem Plakat prangten, zusammen. 1995 waren noch 104 Milchkuhbetriebe im Osterburger Kontrollverein (nahezu identisch mit dem Altkreis) organisiert, aktuell sind es 39 Unternehmen, die Milch gewinnen. Die Gymnasiasten, heute junge Leute aus den zehnten und zwölften Klassen der Einrichtung, blickten zwei Jahre hinter die Kulissen, wollten „Kuhretter“ werden, wie es in der Einleitung im Buch heißt. Auch wenn es, wie die jungen Damen und Herren gestern feststellten, nicht so einfach ist, ihr druckfrisches Exemplar an den Mann (oder die Frau) zu bringen, so sind sie mega-stolz auf die Herausgabe von „Systemfehler Milch“. Und Pädagogin Astrid Johannes mache es zudem Mut, dass sich junge Menschen auch mit schwierigen Themen auseinandersetzen. Die Gymnasiasten fanden mit Hartmut Wöllner vom Landhof Lindenberg und Prof. Roland Köhn, der viele Jahre bei der Bernburger Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau lehrte, zwei Referenten und Unterstützer, die ihnen Einblicke in die Landwirtschaft gewährten. „Wir haben viele Denkanstöße erhalten“, so Astrid Johannes. Desweiteren besuchte die Gruppe bäuerliche Betriebe, sprach mit den Landwirten über ihre Probleme. Die Gymnasiasten informierten sich bei mehreren Quellen, fuhren auch zum Landtag nach Magdeburg, kamen mit Umweltministerin Claudia Dalbert (Die Grünen) ins Gespräch. „Doch da haben wir wenig konstruktive Anregungen erhalten“, blickt Johannes zurück.

Würde die Projektgruppe mehr Geld für Milch von regionalen Betrieben ausgeben? Von Cinthia, Melina, Emelie und Tobias, die am Montag (19. Juni)  auf dem Osterburger Hilliges-Platz für das Buch warben, kam ein eindeutiges: Ja! Der Verbraucher würde nur darauf achten, dass die Milch billig ist. Aber dass sie dann beispielsweise aus den Niederlanden kommt, sei den meisten nicht bekannt.

Für das komplexe Thema gebe es viele Lösungsansätze mit Ideen. „Somit kann man schlecht eine Prognose für die Zukunft der Milchkuh und der Milchbauern in Deutschland geben. Wenn sich jedoch nichts ändert und die Politik, aber auch der Verbraucher nicht einsehen, dass es nicht so weitergehen kann und Milchprodukte mit einer hohen Qualität teurer angeboten werden müssen, glauben wir, dass immer mehr kleinere Betriebe die Produktion einstellen müssen.“

Das Buch kann beim Hoffest des Gymnasiums am kommenden Freitag, 10 - 12 Uhr, erworben werden. Es ist auch über Amazon bestellbar.