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Tabea und Tobias Wollner aus Berlin begeistern zum 5. Mal während der Osterburger Literaturtage, diesmal mit "Warten auf..." "Rühr mich nicht an! Nicht fragen, nichts sagen, bleib bei mir"

Von Astrid Mathis 20.10.2012, 03:12

Krumke l Die Geschwister Tobias und Tabea Wollner haben in Osterburg längst eine Fangemeinde. Am Donnerstagabend stellten sie im ausverkauften Kavaliershaus Krumke ihr Programm "Warten auf...." vor. Zum 5. Mal beehrte das Duo die Osterburger Literaturtage.

Am Ende wird Bürgermeister Nico Schulz sagen: "Wir sind völlig platt. Diese Stimmen und Instrumente, dann noch die Mimik und Geschichten! Was wir erlebt haben, ist Wahnsinn!" T T Wollner verabschieden sich mit Zeilen von Hildegard Knef: "Wir kennen uns nicht und erkennen uns doch".

Bis zu diesem Lied vergingen 90 Minuten, in denen die Geschwister sich mit ihrem intimsten Programm präsentierten. "Es war ein Lebenstraum von uns, eigene Lieder zu singen und Hits aus unserer Jugend einen neuen Text zu geben. Im März 2011 haben wir ihn uns mit der Premiere erfüllt", so Tabea Wollner. Sie trug einen Hut, ein schwarzes Hemd und eine schwarze Krawatte wie ihr Bruder. Schließlich waren die Lieder in Samuel Becketts Drama "Warten auf Godot" eingebettet, das ursprünglich für zwei Herren angedacht ist, die nicht voneinander loskommen. Aber Tabea Wollner hatte auch Schuhe mit Pfennigabsätzen an, die ihr beim Spiel auf Flöte, Mundharmonika, Akkordeon und Trommel nichts ausmachen. Sie kann es einfach!

Mal stritten die Zwei wie bei Beckett: "Sie stinken aus dem Mund und ich an den Füßen" - "also verlasse ich Sie", dann wieder berührten sie mit ihrem Zusammenspiel von Gesang und Klavier, zum Beispiel bei: "Die Art, wie er mich ansieht... er scheint zu wissen, was ich brauche, und was ich wollte, weiß ich gar nicht mehr". Ihre Liebeslieder haben oft etwas Komisches und Direktes, das die Zuhörer sofort abholt. Tabea Wollner sang: "Rühr mich nicht an! Nicht fragen, nichts sagen, bleib bei mir". Die Künstler erzählten aber nicht nur von der Liebe, sondern auch von der Sehnsucht nach Freiheit und Veränderung mit Klarheit und Wortwitz. Dazu passten solche trockenen Sätze wie "Erzähl mir nicht, was ich schon weiß", die Tabea Wollner mit ihrer dunklen Stimme ins Mikrofon hauchte. Jeder Ton saß, und wenn die Akteure im Duett sangen, war hinterher nicht zu sagen, wer was gesungen hatte, so harmonisch und perfekt abgestimmt hatten sie die Nummer. Nebenbei bemerkt, auf Tobias Wollners Blättern stand nicht eine einzige Note, er spielte alles auswendig.

Das ganze Drama gipfelte nach langer Diskussion, wer sich zuerst erhängt - der Dünne oder der nicht so Dünne, in einem Dialog -, der offenbart, dass die beiden Männer sich nie getrennt haben: "Wie lange sind wir so zusammen?" - "50 Jahre." - "Wir sind nicht für denselben Weg gemacht." - "Ich bin mir nicht sicher." - "Wir können immer noch getrennte Wege gehen." - "Jetzt lohnt es sich nicht mehr." Kurzum: Tabea Wollner sang noch einmal: "Vor dir steht eine starke Frau, und nun hau ab". Tobias Wollner sagte: "Zieh dich an, wir müssen los." Schluss. Aus. Jubel. Zugabe. Chapéau!