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Stromleitungspläne Seehausen unter Hochspannung

Leistungsfähigere Freileitungen und höhere Strommasten sorgen in der Wische und in Seehausen für Beunruhigung.

Von Ralf Franke 09.07.2020, 18:53

Seehausen l Die beiden Freileitungen, die dicht bei Losenrade die Elbe überqueren, durch die Gemarkung Beuster führen und Seehausen im Osten tangieren, sollen größer und leistungsfähiger neu errichtet werden. Beim ersten Planfeststellungsverfahren für die 380-kV-Leitung von „50 Hertz“ mit teils 70 Meter hohen Masten haben die Kommunen ihre Einwendungen schon verabschiedet (wir berichteten).

Jetzt versuchen Stadt und Verbandsgemeinde Seehausen auch für die etwa halb so hohe 110-kV-Trasse der Deutschen Bahn-AG Nachbesserungen zu erwirken, um die Belastungen vor Ort vor allem für die Anlieger und die Natur in Grenzen zu halten. Doch wenn Planer und Bauherren nicht gegen geltendes Recht verstoßen, haben solche Vorstöße meist nur geringe Aussicht auf Erfolg.

Zu den Forderungen, die Seehausen aufmacht, gehört neben einer Verschiebung der Trasse weg von besiedeltem Gebiet außerdem die streckenweise unterirdische Verlegung der Kabel. Wobei Letzteres bei Landwirten auch nicht immer auf große Gegenliebe stößt, weil so tief umbewegte Erde erfahrungsgemäß nie wieder zu alter Qualität und früherem Ertragspotenzial zurückfindet.

Die wichtigste Kritik, die auch gegenüber der Deutschen Bahn-AG (und 50 Hertz) aufgemacht wird: Die Stromtrassen werden zwar von unterschiedlichen Betreibern und Investoren als zwei Projekte vorangetrieben, seien aber im Zusammenhang zu sehen. So würden sich einige Nachteile und Konflikte von vornherein minimieren lassen.

Beide Gremien beschlossen in ihren jüngsten Sitzungen für das Anhörungsverfahren Stellungnahmen mit nahezu identischen Begründungen. Darin heißt es unter anderem, dass die geplante Freileitung zur Stromversorgung des Zugverkehrs zusammen mit der 380-kV-Trasse das Gefährdungspotenzial in der Region sowohl durch die Masten als auch durch die Nebenwirkungen der stromführenden Seile erhöhen, in deren Folge auch die körperliche Unversehrtheit von Bürgern leiden könnte. Womit die Verfasser unter anderem auf elektrische und magnetische Felder, auf Lärmimmission für die Anwohner oder auf Schattenwürfe von Masten und Leitungen anspielen.

Dazu werden in der Stellungnahme Eingriffe ins Landschaftsbild in Sichtweite der Wohnbebauung sowie die Minderung des Erholungswertes in der Region am Naturschutzgebiet Elbaue moniert. Außerdem wird auf die möglichen Gefahren für Zugvögel vor allem bei nächtlichen Flügen sowie Beeinträchtigungen durch den Bau der Masten, das Versiegeln von Boden und das Betreiben der Anlage für die Lebensräume anderer Tiere im FFH-Gebiet (Flora, Fauna, Habitat) der Europäischen Union verwiesen.Und neben dem Wertverlust von Immobilien spielen demnach auch zu befürchtende negative Auswirkungen für die Landwirtschaft und in der Folge auch auf verarbeitende Betriebe eine wichtige Rolle bei den Bedenken von Stadt und Verbandsgemeinde.