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Torwärterhäuschen Corona ist auch Feind der Kreativorte

Die Corona-Pandemie bremst derzeit alle Bemühungen der neuen Besitzerin des Seehäuser Torwärterhäuschens aus.

Von Ralf Franke 13.01.2021, 00:01

Seehausen l Noch im alten Jahr hat sich die Stadt Seehausen mit dem Torwärterhäuschen von einem geschichtsträchtigen Objekt getrennt. Die Immobilie in direkter Nachbarschaft von Salzkirche, Beustertor und Beustertorbrücke im nörd-östlichen Teil der Altstadt steht unter Denkmalschutz und befindet sich seit vielen Jahren sozusagen im Dornröschenschlaf. Annegret Spillner ist als neue Eigentümerin angetreten, das zu ändern.

Das Grundstück ist zwar recht klein, mit seinen drei teils zweigeschossigen Gebäuden, die sich für Wohn- und Arbeitszwecke eignen würden, einem Nebengelass und einem kleinen Hinterhof scheint es aber ausbaufähig. Dazu ist das Fleckchen am Aland idyllisch und trotzdem dicht an der kleinstädtischen Infrastruktur gelegen. Ein schlüssiges Konzept hat die gebürtige Beusteranerin vorzuweisen, die sich unter anderem als Gastronomin der Musiker- und Kulturszene verpflichtet fühlt, als Netzwerkerin aber auch der ländlichen Region quasi mit großstädtischen Impulsen zu wirtschaftlichen Aufschwung verhelfen will und ihre Pläne deshalb auf dem Internetportal „Kreativorte im Grünen“ vorstellt. Letzteres ist eine gemeinsame Initiative der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt sowie des Altmärkischen Regionalmarketing- und Tourismusverbandes.

Klein, aber fein hat das Objekt Potenzial, die Chancen der Digitalisierung in ländlichen Räumen vor allem für Berufe oder Geschäftsideen zu nutzen, die an keine festen Produktions- oder Arbeitsstätten gebunden sind. Geeignet, um vornehmlich jüngeren Leuten mit Köpfchen preiswerte Alternativen für deren persönliche Entfaltung zu bieten und so „nebenbei“ auch noch dem Leerstand die Stirn zu bieten. Positiver Nebeneffekt ist, dass Seehausen an die Bahn und in absehbarer Zeit auch ans Autobahnnetz angebunden ist, wenn es die Großstadtflüchtlinge zwischendurch doch mal wieder in Metropolen ziehen sollte. Die Pächterin des Krumker Kavaliershauses, die die Veranstaltungsreihe „Töne und Tropfen“ etabliert hat, ist bei den Kreativorten im Grünen in Sachsen-Anhalt übrigens auch in direkter Nachbarschaft nicht alleine. Ähnliche Konzepte verfolgen zum Beispiel die Kreveser Schlossherren mit ihrem Open-Air-Wohnzimmer, der Landhof Neulingen unter anderem mit Bildungs- und Wohnangeboten, das Autorenhaus in Wanzer oder die alte Zuckerhalle in Goldbeck.

Der Hansestadt dürfte der Verkauf auch deshalb leicht gefallen sein, weil sich der Heimatverein aufgelöst hat, der früher das Anfang der 90er Jahre schon einmal sanierte Herzstück des Ensembles als Ausstellungsmöglicheit nutzte. Außerdem winkt dem Quartier eine Aufwertung, die aber erst komplett wäre, wenn eine Lösung für die baufällige und gesperrte Beustertorbrücke gefunden ist.

So ganz schnell wird sich allerdings auch bei Annegret Spillner nichts tun. Zum einen muss die Planung vorangetrieben, aber insbesondere auch die Finanzierung in trockene Tücher gebracht werden. Die Corona-Pandemie hat dazu das Leben der Unternehmerin durcheinandergewürfelt, die derzeit ganz andere Sorgen hat.

Was auf der Internetseite steht, so Annegret Spillner auf Nachfrage der Volksstimme, sei derzeit Stand der Dinge. Der ursprünglich für Herbst 2021 anvisierte Sanierungsstart sei aber erst einmal auf unbestimmt Zeit verschoben.