Totholz Dürre gibt Obstbäumen den Rest
Hohes Alter, zwei Dürrejahre in Folge und ein Übermaß an Misteln waren ein tödlicher Mix für viele Obstbäume an den Straßen.
Wendemark/Werben l Die charmante Anfahrt auf die Hansestadt Werben, hindurch zwischen blühenden Obstbäumen war bis dato partiell noch gegeben. Das hohe Alter der Obstbäume, gepaart mit einem Übermaß an teilschmarotzenden Misteln, vor allem aber den beiden Dürrejahren gab nun jedoch fast der Hälfte der noch vorhandenen Obstbäume den Rest. Rund 70 Bäume stehen noch zwischen Ortsschild und Ortschild – rund 30 davon sind tot oder fast tot. Und es wird nicht besser.
Zwar steckt die Landesstraßenbaubehörde (LSBB) Nord in den Plänen für den Um- und Ausbau der Strecke und gehen mit der geplanten Straßenverbreiterung ausgleichspflichtige Versiegelungen einher, „aber an dieser Straße werden wir wohl keine Bäume pflanzen“, sagt Behördenleiter Manfred Krüger. Außer man versieht die ganze Strecke mit Leitplanken, „doch das kann ja auch nicht gewollt sein.“ Die Gesetzlichkeiten geben dies aber so vor, betont Krüger. Durch eine interne Dienstanweisung, die Richtlinie zum passiven Schutz an Straßen (RPS) für Bundes- und Landesstraßen als Gesetz anzuwenden, seien Baumpflanzungen an Straßen im Zuständigkeitsbereich der LSBB kaum noch möglich. Es gilt, dass bei Pflanzungen im Zuge eines Straßenum- oder Ausbaus zwischen Fahrbahnrand und Baum sieben bis zehn Meter Platz bleiben müssen. „Je nach Höhenlage der Straße, ob das nun ein sinnvolle Regelung ist, sei dahingestellt“, so Krüger.
Allenfalls Lückenpflanzungen in bestehenden Baumreihen und Alleen „unter Einhaltung der Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume (ESAB)“ könnte die LSBB vornehmen. Dann gilt „nur“ ein Mindestabstand von 4,50 Meter. „Ins Bankett, also zwischen Straße und Straßengraben, wird aber ohnehin nicht mehr gepflanzt“, so Krüger.
Sollten zwischen Werben und Wendemark sowie auf der einst obstbaumbeflankten L16 zwischen Werben und Busch diese Bedingungen nirgends gegeben gewesen sein? Es ist dort in den letzten Jahrzehnten vermutlich kein einziger Baum nachgepflanzt worden. Jedenfalls sind die Obstbäume alle sehr alt. „Wenn wir dort nicht nachgepflanzt haben, war dies nicht vorsetzlich, wie uns schon nachgesagt wurde“, sagt Krüger. Aber über diesen langen Zeitraum sei für Krüger auch nicht mehr alles nachvollziehbar. In jedem Fall habe die LSBB mit ihren vier Straßenmeistereien „keine nennenswerten Baumschulden“. Wo möglich, würden Ausgleichsmaßnahmen auch dort vorgenommen, wo sie entstanden.
Im Straßenabschnitt zwischen Werben und Wendemark kommt erschwerend hinzu, dass er in wenigen Jahren auf Landesstraßenniveau ertüchtigt, verbreitert und teils auch in den Kurven optimiert werden soll, was im Gegenteil möglicherweise gar mit weiteren Baumverlusten einhergeht. Fraglich, ob Nachpflanzungen im Vorhinein dann einen Sinn gemacht hätten.
Manfred Krüger setzt vor allem auf Ersatzpflanzungen an Wirtschaftswegen. Der Wischeverein, der sich für den Erhalt der Obstbaumalleen starkt macht, will sich damit nicht abfinden. Er besuchte die Landesbehörde im Februar 2019 und kündigte an, sich mit dem Verkehrsministerium in Verbindung zu setzen, um eine Ausnahmegenehmigung für die schwach besiedelte und wenig befahrene Wische zu erwirken – die Landesbehörde braucht ein politisches Signal. Wie Vereinsmitglied Kerstin Sasse jetzt mitteilte, ist es noch nicht zu einem Treffen in Magdeburg gekommen. „Es sind manchmal einfach zu viele Fronten. Dieses Engagement kostet ja auch Zeit und Kraft. Aber wir sind selbst entsetzt, wie viele Bäume es erwischt hat und wir bleiben da dran.“