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Neues Wohngebiet Trotz Kritik von Anwohnern: Investoren dürfen Quartier „Am Werder“ planen

Das Tauziehen um ein neues Wohnquartier „Am Werder“ in Osterburg hat am Dienstagd ein vorläufiges Ende gefunden. Der Stadtrat stimmte mehrheitlich dafür, dass die Investoren für das Areal einen Bebauungsplan aufstellen können.

Von Nico Maß 14.07.2021, 16:59
Lars Henning (rechts) übergab während der Ratssitzung im Osterburger Verwaltungsgebäude eine Liste mit 373 Unterschriften gegen das Wohngebiet an den Stadtratsvorsitzenden Torsten Werner.
Lars Henning (rechts) übergab während der Ratssitzung im Osterburger Verwaltungsgebäude eine Liste mit 373 Unterschriften gegen das Wohngebiet an den Stadtratsvorsitzenden Torsten Werner. Foto: Maß

Osterburg - 27 neue Wohneinheiten auf einem zwei Hektar großen Gelände am südlichen Rand der Osterburger Werderwiesen sind seit Dienstagabend ein Stück wahrscheinlicher geworden. Der Stadtrat machte mit zwölf Ja-, fünf Nein-Stimmen und drei Enthaltungen den Weg für das Aufstellen eines Bebauungsplanes frei. Damit kann sich Guido Cierpinski, der das Wohngebiet „Am Werder“ im Auftrag der Investoren Matthias Lenz und Glen Maurer entwickelt, an die planerische Vorarbeit machen. Für ein Projekt, dass nach Meinung der Stadtratsmehrheit auf ein großes Defizit zielt. Denn in Osterburg fehle es an Flächen für potenzielle Hausbauer. Diese Lücke müsse möglichst zeitnah geschlossen werden, forderte etwa Stadtrat Steffen Seifert (WG Land) ein.

Bürgermeister verweist auf Bauland-Nachfragen

Auch Bürgermeister Nico Schulz (Freie Wähler) hält es zwingend für nötig, neues Bauland zur Verfügung zu stellen, um Einwohner anzuziehen und der seit der Wende andauernden negativen Bevölkerungsentwicklung etwas entgegenzusetzen. „Wir müssen dringend handeln. Es gibt viele Nachfragen nach geeignetem Bauland.“ Man könne die Leute nicht zwingen, in eine Innenstadt-Immobilie zu investieren oder womöglich eine leerstehende Wohnung in den Neubaugebieten zu beziehen. Gebe es in Osterburg für sie kein Platz, würden Eigenheim-Bauer eben Angebote in anderen Orten nutzen und sich dort niederlassen, warnte Schulz.

Die Sitzung am Dienstagabend zeigte aber auch auf, dass das Wohngebiet an den Werderwiesen weiterhin umstritten ist. So übergab Anwohner Lars Henning während der Bürgerfragestunde eine Liste mit 373 Unterschriften gegen das Quartier.

Die Kritiker befürchten mit der Bebauung einer bisherigen Grünfläche einen erheblichen Eingriff in das Naherholungsgebiet an den Werderwiesen. Ganz besonders aber steht die Erschließung des neuen Wohngebietes über die Wiesenstraße und ein Teilstück des Schwarzen Weges in der Kritik. Anwohner der Wiesenstraße befürchten eine Zunahme des Verkehrs, mehr Lärm und erhöhte Emissionen vor ihrer Haustür. Unter anderem mit Verweis auf diese Bedenken aus der Bevölkerung sprach sich Stadtrat Jürgen Emanuel (Die Linke) gegen das Projekt aus. Ihm missfalle, dass die Meinung vieler dort lebender Anwohner einfach ignoriert werde, äußerte er.

David Elsholz (Grüne/FDP) forderte, Grünflächen und Naherholungsgebiete zu erhalten, wie es die Kommune selbst in ihrem Entwurf eines Flächennutzungsplanes festgeschrieben habe. „Der Flächenplan sollte für uns ein Leitfaden sein“, so Elsholz. Sein Fraktionskollege Mathias Fritze vermisste einen Ansatz für einen Kompromiss zwischen Anwohnern und Investoren. Letztere seien durchaus auf die Bürgerkritik eingegangen, entgegnete Planer Guido Cierpinski. So werde als Reaktion auf die Bedenken der Anwohner das Wohngebiet grüner gestaltet. Und das rund 120 Meter lange und etwa sechs Meter breite Teilstück des Schwarzen Weges von der Wiesenstraße bis zur Einfahrt ins Quartier soll nur auf einer Breite von 3,50 Metern zur Straße ausgebaut werden. Per Hochbord von der Fahrbahn getrennt, bleiben die übrigen 2,50 Meter des Weges Fußgängern vorbehalten, nannte er Beispiele.

Quartier noch nicht in „trockenen Tüchern“

Nach Angaben von Cierpinski wird im Rahmen des Bebauungsplans auch untersucht, wie schützenswert das Gelände ist. Klar sei aber schon jetzt, „dass das Gebiet frei von irgendwelchen Lasten ist“. Schutzbereiche wie für Hochwasser oder Erholung würden außerhalb der Fläche liegen.

Mit dem Beschluss des Stadtrates vom Dienstagabend können die Investoren jetzt planen, in „trockenen Tüchern“ ist das Quartier aber noch nicht. Ist der Bebauungsplan erarbeitet, werden sich die Räte erneut mit dem Wohngebiet beschäftigen.