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Türmerwohnung Der Aufstieg lohnt sich wieder

Mit der frisch sanierten Türmerwohnung besitzt die Seehäuser Petrikirche ein Alleinstellungsmerkmal, das auch Touristen anziehen soll.

Von Ralf Franke 15.06.2020, 01:01

Seehausen l Über 270 Jahre lebten ganze Türmergenerationen bis 1958 in gut 50 Metern Höhe über der Glockenetage der Seehäuser Petrikirche, um vor Feinden oder Bränden zu warnen. Seit Sonnabend kann die Zwei-Zimmer-Behausung samt Nebengelassen und authentischer Ausstattung von Gästen der Stadt, aber natürlich auch von geschichtsinteressierten Einwohnern der Region besichtigt werden. Wer den Aufstieg in Angriff nimmt, wird dazu noch mit einem bemerkenswerten Rundblick belohnt, den er zu ebener Erde im Kirchenschiff an zwei Stadtmodellen vertiefen kann.

Dafür, dass die Türmerwohnung wieder erlebbar ist und die 175 Treppenstufen sicher zu nutzen sind, sorgten federführend die Freunde und Förderer der St. Petri-Kirche um ihren Vorsitzenden Walter Fiedler. Sie mussten auf den Erfolg beziehungsweise auf rund 42 000 Euro aus der Denkmalpflegeförderung des Landes lange warten und dazu in zwei Etappen rund 25 000 Euro aus eigener Kraft stemmen sowie jede Menge Eigenleistung erbringen, um die Arbeit der Fachfirmen zu unterstützen (wir berichteten).

Das Projekt Türmerwohnung umfasst dann auch viel mehr, als der Titel ausdrücken kann. So wurden in dem Zusammenhang alle Luken neu mit dem passenden Schutz ausgestattet. Unter anderem mit Taubenschutzgittern oder mit Fensterläden. Die Schallluken bekamen spezielle Lamellentüren, die die Vögel draußen halten, aber den Klang der Glocken weit hinaus ins Land tragen.

Den akustischen Beweis bekamen die Gäste des kleinen Festaktes draußen mit dem 10-Uhr-Geläut zu hören, bevor es in die Kirche ging. Zwischen zwei Stücken des Posaunenchores und einem Gebet von Pastorin Almut Riemann, blickte Walter Fiedler, dessen Kirchen-Affiinität in der Kindheit geprägt wurde, auf das Projekt zurück. Er dankte allen Mitstreitern, Helfern, Firmen, Sponsoren und seiner Familie, um schließlich selbst von der Pfarrerin, Landrat Patrick Puhlmann (SPD) oder dem Stendaler Superintendent gelobt zu werden. Denn bei der Dichte an Gotteshäusern in der Region wäre es für Glaubensgemeinden und Kirchenverwaltung schwer bis unmöglich, alles erhalten zu können, betonte Kleemann. Und wünschte Fiedler Kraft sowie Ideen für neue Projekte. Wobei der promovierte Mediziner im Ruhestand am Rande schon betont hatte, dass er gern noch das eine oder andere dicke Brett bohren würde.