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Umleitung Zu den Autos rollt der Protest

Wegen der Sanierung der B 189 bekommen Teile von Drüsedau und Dewitz wieder massiv die Umleitung zu spüren.

Von Ralf Franke 22.07.2019, 01:01

Drüsedau/Dewitz l Vor drei Jahren quälte sich über viele Wochen der Schwerlastverkehr für den Windpark Gagel von der B 190 über die L 12 auf die „Altmärkische Höhe“ zum Zielgebiet. Das sorgte für heftige Bürgerproteste, vor allem in Drüsedau und Dewitz. Dort mussten die Dorfstraßen leiden und mit ihnen die Anlieger, die um die Sicherheit ihrer Häuser sowie die Belastbarkeit der Nerven bangten. Auch die Bretscher gingen zwischenzeitlich auf die Barrikaden, weil der Sommerweg der ohnehin schmalen und schlechten Straße kaum mehr passierbar war.

Zwei Jahre später das gleiche Szenario, weil die Ortsdurchfahrt Neulingen (B 190) erneuert wurde. Und jetzt trifft der Umleitungsverkehr die geschundenen Anlieger in kurzer Zeit zum dritten Mal mit voller Wucht, weil zwischen Osterburg und Seehausen die B 189 saniert wird. Die Flickarbeiten, die die Landesstraßenbaubehörde Ende 2018, Anfang 2019 an den Natursteinpflasterstraßen beider Orte veranlasst hatte, sind längst kein Trost mehr, vorausgesetzt sie überstehen die Dauerbelastung überhaupt halbwegs unbeschadet.

In Spitzenzeiten habe man in Dewitz bis zu 78 Lkw in einer Stunde gezählt, obwohl sich einige Brummi-Fahrer statt über Lückstedt zu rollen, illegal ihren Weg schon vorher über Dequede suchen, moniert die Dewitzerin Claudia Schulz, die dazu beobachtet, dass sich der geringste Teil des Schwerlastverkehrs an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h halten würde. Dementsprechend laut scheppert es oder vibrieren die Hauswände. Am schlimmsten trifft es erneut den Hof gegenüber des Friedhofes an der Zufahrt aus Richtung Lückstedt. Da rollen die Lkw teils nur 60 Zentimeter an der Wand des Wohnhauses vorbei. Gebremst wird erst, wenn die enge Kreuzung dazu zwingt.

Claudia Schulz hat zusammen mit Henning Horzetzky aus Drüsedau für die Bewohner nicht nur der beiden Dörfer, sondern der gesamten Umleitungsstrecke einen geharnischten Beschwerdebrief ans Land geschrieben, der offenbar seine Wirkung nicht verfehlte. Ebenso wie der Seehäuser Verbandsgemeindebürgermeister Rüdiger Kloth folgten sie Donnerstag der Einladung nach Stendal zu einer Beratung der Straßenbaubehörde als Baulastträger, an der aber Polizei, Ordnung- und Verkehrsamt des Landkreises teilnahmen, um nur einige Vertreter der Runde zu nennen.

Kloth, der die Zustände selbst schon öfter angeprangert hat, war über die Reaktion erstaunt und sprach von einem Gespräch, bei dem die Anliegen der Betroffenen offenbar deutlich ernster als sonst genommen worden wären.

Die Kritiker haben allerdings auch Tacheles geredet und massive Proteste für den Fall angekündigt, dass bis Mitte dieser Woche keine deutliche Besserung eintreten sollte. Könnte heißen, dass in den betroffenen Dörfern entlang der Umleitungsstrecke Trecker und Fahrer mobilisiert werden, die in regelmäßigen Abständen den fließenden Verkehr ausbremsen und beim Aufkommen in Hochzeiten so in kürzester Zeit einen beachtlichen Rückstau provozieren könnten, den vielleicht auch Wittenberge zu spüren bekäme.

Dass es nicht so weit kommt, dürfte im Interesse aller Beteiligten liegen, vor allem der, die an kleineren und größeren Schrauben drehen könnten, um den Umleitungsverkehr etwas erträglicher zu machen. Dass es bei solchen Bauarbeiten nicht ohne geht, ist auch den streitbaren Dörflern klar.

Und was haben Behörden sowie Verwaltung in Aussicht gestellt, nachdem erklärt war, warum die Bundesstraßenbaustelle mit Ampelverkehr beim aktuellen Verkehrsaufkommen nicht funktionieren kann?

Die Polizei will im Rahmen ihrer dünnen Personaldecke verstärkt Präsenz an der Umleitungsstrecke zeigen. Der Geschwindigkeitsmesswagen des Kreises soll dazu öfter in den Dörfern im Umleitungsgebiet zum Einsatz kommen.

Wer die betreffenden Strecken regelmäßig nutzt, wird merken, dass sich in den vergangenen Tagen in der Beziehung schon etwas getan hat.

Außerdem wollen die Verantwortlichen prüfen, ob die Baustelle unter Berücksichtigung der Trocknungszeiten des frisch aufgebrachten Bitumens an den Wochenenden und nachts mit Ampelverkehr zwischenzeitlich nicht doch in beide Richtungen freigegeben werden kann, wenn die Arbeiten ohnehin ruhen.

Denkbar ist demnach auch, dem Lkw-Verkehr aus Richtung Norden zur Entlastung der Umleitungsstrecke schon ab Seehausen eine Alternativstrecke über Zühlen sowie Heiligenfelde über glatte Straßen anzubieten.

Heute wird zudem die Lück-stedter Verkehrsinsel am Abzweig nach Wohlenberg abgebaut, um die Umfahrung für Lkw-Fahrer zu erleichtern.

Nicht zuletzt soll die Belastung dadurch verkürzt werden, dass die B 189 schon in vier Wochen ab 15. August wieder freigegeben wird. Dann ist die Baumaßnahme zwar noch nicht beendet. Die restlichen Arbeiten an den Seitenstreifen sollen aber mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen parallel zum Duchgangsverkehr erledigt werden.