Essen für Bedürftige Umzug in Melkerstraße: Osterburger Tafel hat jetzt „eigenes“ Personal und ein Gärtchen
Osterburg. Die Stendaler Tafel steht mit ihrem Osterburger Ableger in den Startlöchern, in das neue Büro in der Melkerstraße überzusiedeln. Sie bezieht die Räumlichkeiten neben dem Dänischen Bettenlager gemeinsam mit dem Quartiersbüro der Pfeifferschen Stiftungen. Mit dem Umzug ändert sich für die Essenausgabe an Bedürftige nicht nur die Adresse. Wie Melanie Märtens als Leiterin der Stendaler Tafel mitteilt, steht die Osterburger Tafel künftig zumindest auf dem Papier auf eigenen Beinen. Sie koppelt sich förmlich ab. Wird die dreiwöchentliche Ausgabe in der Gartenstraße bislang mit Personal der Stendaler Tafel und Ehrenamtlichen von der Biese gestemmt, stehe der Osterburger Tafel von nun an eigenes Personal zur Verfügung. Acht Personen sollen sich im Rahmen einer AGH-Maßnahme sowohl um die Essensausgabe in der Melkerstraße, die mobile Tafel und ganz neu auch das Gärtchen in der Osterburger Kleingartenanlage „Aufbau“ kümmern. Dort konnte ein Großteil des Personals schon mal loslegen, „durch Corona ist natürlich alles etwas komplizierter“, sagt Melanie Märtens.
Gartenfrüchte für die Melkerstraße
Im Idealfall würde der Umzug gemeinsam gewuppt, „das ist ja auch ein schönes Gefühl für die Teilnehmer, aber wir werden sehen, wie wir das nun machen können“. Das Obst und Gemüse aus dem Gärtchen soll auch über die Essensausgabe an Bedürftige abgegeben werden. Die Modalitäten werden sich verändern. Künftig gebe es zwei Ausgabetage pro Woche, aber die Bedürftigen werden in Gruppen eingeteilt, so dass jeder alle zwei Wochen zum Zuge kommt. Zur Ausgabestelle in Osterburg kamen zuletzt 30 bis 35 Personen, hinter denen insgesamt rund 70 bis 80 Familienmitglieder stehen. „Das waren früher mal mehr“, sagt Melanie Märtens. Im Jahr 2018 kamen noch regelmäßig 65 bis 70 Personen in die Gartenstraße, um sich dort für kleines Geld mit Gemüse, Obst, Nudeln, Brot und Co einzudecken. Der Rückgang bedeute aber nicht, dass der Bedarf kleiner geworden ist, „dahinter stehen eher Umzüge oder Sterbefälle“. Dafür steigen die Abnahmezahlen an anderer Stelle. Die „Mobile Tafel“ werde immer mehr in Anspruch genommen. Sie besteht seit Mai 2019, lief schleppend an und wird nun immer mehr nachgefragt. In diesem Falle bringt die Tafel das Essen zu den nicht mobilen Leuten nach Hause. „Diskret, wir würden da nicht mit dem Tafelauto vorfahren“, so Melanie Märtens. Aktuell werden mehr als zwölf Haushalte angefahren. In den letzten Monaten sei die „Mobile Tafel“ für einige fast der einzige Kontakt zur Außenwelt gewesen, „die Leute freuen sich dann total auf uns. Und wir halten auch noch einen Plausch, das ist wichtig“.
Mehr als 100 Menschenprofitieren von der Tafel
Die „Mobile Tafel“ noch dazu gerechnet, profitieren derzeit mehr als 100 Menschen von der Osterburger Tafel. Das Biese-Team erhält seine Waren künftig nicht über die Stendaler Tafel, sondern fährt selbstständig Standorte an, die Waren werden dann auch in der Melkerstraße gelagert.
Bis auf Kleinigkeiten sei die neue Ausgabe eingerichtet, Regale und Kühlschränke stehen. Für schlechtes Wetter gibt es einen Werkraum, in dem die Teilnehmer auch mal kleine handwerkliche Arbeiten verrichten können. „Einen Nistkasten bauen, das ist ja der schöne Klassiker.“ Für die Vögel im Gärtchen fällt sicher auch einer ab. Den genauer Umzugstermin könne Melanie Märtens noch nicht nennen. Bislang hatte die Tafel quasi die ganze Corona-Zeit über „geöffnet“.